1184 - Die Satanszahl
auch lange genug mit diesem Thema beschäftigt. Ich bin Reporterin, und ich bin es gewohnt zu recherchieren, und das habe ich getan.«
»Wo und was haben Sie recherchiert?«
»Es ist nicht so, dass er allein gewesen ist«, sagte Moira und bewegte dabei unruhig ihre Hände.
»Nein, das trifft nicht zu. Er war kein Einzelgänger. Er fühlte sich als Höllensohn und als Mitglied dieses verdammten Hellfire Clubs.«
»Na toll!«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
»Was meinen Sie?«
»So wie ich es gesagt habe.«
»Das klang nicht eben überrascht.«
»Nein, das war es auch nicht.« Ich setzte den Blinker, um links abzubiegen. »Der Hellfire Club und die Höllensöhne sind mir nicht unbekannt.«
Sie lachte, aber es klang nicht fröhlich. »Es ist schon keine Überraschung mehr für mich, dass Sie ihn kennen, John. Ich hätte Sie auch kaum anders eingeschätzt.«
»Hellfire Club«, wiederholte ich wie ein gelehriger Schüler vor der Klasse. »Gegründet wurde er im vorletzten Jahrhundert von einem gewissen Sir Francis Dashwood. Er suchte sich die reichen jungen Männer aus dem Adelsstand aus. Nichtstuer, die viel Geld besaßen und sich langweilten. Heute würde man sagen, dass er ihnen den Kick gab. Er ebnete ihnen den Weg zum Teufel, den sie auch als ihren Gott oder Götzen anbeteten. Sie stellten alle Regeln auf den Kopf. Sie verübten scheußliche Verbrechen an Männern, Frauen und Kindern, die sie aus dem gemeinen Volk holten. Man ermordete sie in finsteren Ritualen, nur um teufelsgleich werden zu können.«
»Gütiger Himmel, John, Sie kennen sich sehr gut aus.«
»Ja, ich hatte mit ihnen zu tun.«
»Aber der Club ist zerschlagen worden.«
»Aber nicht vergessen. Ich habe es leider erleben müssen. Ich bin mit dem Erbe eines gewissen Francis Dashwood konfrontiert worden. Er fand heraus, dass die Seelen von Verstorbenen durch die menschliche Energie, die diese abgeben, wenn sie sterben, wieder in körperliches Leben wechseln können. Damals war Dashwood sogar in der Lage, durch alte Beschwörungen Tote in Lebende, in Zombies, zu verwandeln. Das ist, kurz gesagt, die Vita des Hellfire Clubs und seiner Höllensöhne. Es war ihr großes Ziel…«
»Damals«, flüsterte Moira.
»Und auch in der heutigen Zeit«, sagte ich. »Leider hatte ich mit ihnen zu tun.«
Sie schlug die Hände vor ihre Augen und sagte zunächst einmal nichts. Ich fuhr weiter, hielt ebenfalls den Mund, weil ich sie nicht stören wollte.
»Geschockt?«, fragte ich schließlich.
»Wer wäre das nicht?«
»Sie, zum Beispiel, Moira. Sie kennen sich aus. Sie arbeiten für das Magazin Dark Mystery. Sie gehen bestimmten Spuren und Tipps nach, um die Artikel zu schreiben. Da ist es nicht mal so unwahrscheinlich, dass Sie auf den Hellfire Club stoßen.«
»Das sind wir auch.«
»Und haben festgestellt, dass es ihn noch immer gibt.«
»Hören Sie auf, John!«
»Nein, wir müssen uns stellen. Es ist doch so. Sie und Carlos haben recherchiert. Sie sind auf den Namen Robson gestoßen. Sie wollten für Ihr Magazin einen Bericht schreiben. Meinetwegen über die Erben der Höllensöhne, wobei Sie allerdings nicht damit rechneten, dass es sie noch gibt oder schon wieder gibt. Und Sie sind dann auch an die Grenzen Ihrer Vorstellungskraft gestoßen. Seien Sie ehrlich, Moira. Ist es nicht so gewesen?«
»Ja«, gab sie zu.
»Sehr gut.«
»Hören Sie auf, John. Ich habe gedacht, dass es der reine Spaß gewesen ist. Himmel, wenn Sie für ein Magazin wie Dark Mystery schreiben, hat das nicht unbedingt damit etwas zu tun, dass Sie das alles auch glauben, was auf den Seiten steht. Carlos und ich hatten es uns zur Aufgabe gemacht, in der Vergangenheit zu wühlen, weil es dort auch immer wieder unheimliche Vorgänge gegeben hat. Gerade in unserem Land. Denken Sie nur an die Burgen und Schlösser. Ich glaube nicht, dass auch nur eine Burg oder ein Schloss ohne sein Hausgespenst auskommt.«
»Da liege ich mit Ihnen auf einer Linie.«
»Und so stießen wir auch auf den Club. Wir haben eben die Annonce aufgesetzt, damit sich jemand meldet. Sogar den Namen Hellfire Club haben wir erwähnt.«
»Das sagen Sie mir erst jetzt?«
»Ich hielt es nicht für wichtig.«
»Obwohl es schon zwei Tote gab?«
Da hatte ich wohl den falschen Ton getroffen, denn plötzlich fing Moira an zu schreien. Sie ballte dabei die Hände zu Fäusten und schlug damit auf die Oberschenkel. »Ja, ja, es hat zwei Tote gegeben. Das ist schon wahr. Aber ich kann nichts dafür. Ich
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