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1185 - Im Schloss der Skelette

1185 - Im Schloss der Skelette

Titel: 1185 - Im Schloss der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darauf beruhen lassen.«
    »Genau. Ich will zum Schloss.«
    Claudine Gatz musste sich meine Antwort erst durch den Kopf gehen lassen. Ich erlebte auch, wie sie von einer gewissen Unruhe überfallen wurde. Wahrscheinlich dachte sie über eine Antwort nach, getraute sich aber nicht, sie auszusprechen.
    Deshalb kam ich ihr zuvor. »Es ist besser, Claudine, wenn Sie sich in ihr Fahrzeug setzen und von diesem Ort verschwinden. Fahren Sie zurück nach Straßburg und warten Sie dort ab. Da sind Sie sicher. Wenn ich den Fall gelöst habe, gebe ich Ihnen Bescheid.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und schaute mich an, als hätte ich etwas Schlimmes gesagt.
    »Glauben Sie wirklich, dass ich Ihren Rat befolge?«
    »Es wäre besser für Sie!«
    »Nein, John, nein, das auf keinen Fall.« Heftig schüttelte sie den Kopf. »Ich bin ein Opfer gewesen. Ich habe Gefühle, verstehen Sie. Aber ich habe mich bisher nie nach Rache gesehnt. Das war immer für mich etwas, das ich nicht akzeptieren konnte. Ich mochte keine Menschen, die nach Rache dürsten, aber das ist jetzt anders.« Sie ballte die Hände zu Fäusten.
    »Wenn Sie mich nicht mitnehmen, John, werde ich trotzdem zum Schloss fahren.«
    Ich verdrehte die Augen. So etwas hatte ich schon befürchtet. Ich fragte mich, warum gerade ich immer auf diese toughen Frauen treffen musste, die in bestimmten Situationen über ihre eigenen Schatten sprangen und sich durchzusetzen wussten. So war es bei Jane Collins, bei Glenda Perkins ebenfalls und auch bei vielen anderen.
    »Was sagen Sie, John?«
    »Sie sind erwachsen.«
    »Danke, das reicht.« Sie drehte sich um und ging in Richtung Wohnmobil. Ich blieb noch eine Weile auf der Stelle stehen, schaute mir noch mal die Reste des Skeletts an und schulterte das Schwert.
    Mit langsamen Schritten folgte ich der Frau über die kühle und feuchte Lichtung.
    ***
    Lucien war 28, kräftig und blond. Er ärgerte sich darüber, dass seine Haare immer lockig waren. Da war er als Kind oft gehänselt und als Mädchen bezeichnet worden.
    Er hatte dagegen angekämpft und seinen Weg auch gefunden, der ihn zu den Templern geführt hatte. Er war jemand, der sich auch körperlich verteidigen konnte und mal während seiner Studienzeit in der Unimannschaft geboxt hatte.
    Menschen wie ihn brauchte der Abbé als Leibwächter. Zudem war Lucien ihm treu ergeben. Und er war froh, die Zeit in seinem Hotelzimmer beenden zu können.
    »Wo geht es hin?«
    »Zum Schloss.«
    »Endlich.« Lucien lächelte. Er hatte sehr helle Augen, die auf einmal strahlten.
    Bloch winkte ab. »Du solltest dich nicht zu früh freuen. Das hier ist kein Spaß.«
    »Weißt du denn mehr?«
    »Das kann sein.«
    »Und was?«
    »Fahren wir los.«
    Lucien wusste, wann er den Mund halten musste, und so stellte er auch keine Fragen mehr. Er nahm seinen Platz hinter dem Steuer ein und ließ sich von Bloch die ersten Anweisungen geben.
    Der Templer hatte sich informiert. Er wusste genau, wie sie zu fahren hatten. Die Anweisungen gab er noch, dann verhielt er sich zunächst still, um seinen Gedanken nachhängen zu können, die sich auch um Virenque und Poulin drehten. Dass er die beiden noch lebend finden würde, bezweifelte er.
    Das wusste auch Lucien, und der Abbé hoffte, dass es ihm Warnung genug war.
    John Sinclair hatte sich nicht wieder gemeldet, obwohl Bloch sein Handy nicht ausgeschaltet hatte.
    Es war möglich, dass er ihn am Schloss traf, doch zunächst sollte sich John um die dunkelhaarige Frau kümmern, die plötzlich ins Spiel gekommen war. Über ihre Rolle wusste der Abbé nichts. Sie konnte harmlos sein, sie konnte es auch faustdick hinter den Ohren haben. Es war so etwas wie ein Glücksspiel, und er hoffte, auf der richtigen Seite zu stehen.
    Sie fuhren über eine schmale Straße hinweg, die durch eine romantische und herbstlich kühle, sowie einsame Welt führte, in der sich schon die ersten Nebelinseln bildeten, die sich wie graubleiche Schwämme auf dem Boden verteilten. Noch störten sie die Fahrt der beiden nicht, die später in höhere Regionen führte, wo die Wälder dicht waren. Zwar hatte der Himmel noch keine nächtliche Farbe angenommen, aber er war schon grau geworden und hatte das Tageslicht verschluckt. Sie folgten dem bleichen Licht der Scheinwerfer, das über die Straße hinwegkroch, und der Abbé sah, wie sein Fahrer ihn immer wieder anschaute, sich aber nicht traute, eine Frage zu stellen.
    Dafür redete Bloch. »Es ist nicht mehr weit«, sagte er. »Wenn wir die

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