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1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

Titel: 1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bereitete mir Sorgen.
    Vernichtet war die Gestalt nicht. Sie würde nur nach einer Möglichkeit suchen, mir letztendlich doch noch den Kopf vom Körper zu schlagen, um den Erfolg zu haben.
    Der Schrecken der ersten Begegnung war bei mir vorbei. Auch die Aufmachung der Folterkammer ließ mich nicht mehr schaudern, denn die kannte ich inzwischen.
    Er war nicht zu sehen.
    Klar, der Vorsprung war gut genug gewesen. Aber irgendwo in meiner Nähe musste er stecken.
    Vielleicht dort, wo jemand die Köpfe auf die Stäbe gedrückt hatte, denn dort war es recht finster, da wurden nur die Schädel von einem kalten Licht angeleuchtet.
    Ich musste ihn locken, und das würde mir nicht gelingen, wenn ich im Bereich des Eingangs stehen blieb. Ich wollte selbst zu einem Lockvogel werden und bewegte mich mit kleinen Schritten nach vorn und damit der Mitte der Folterkammer entgegen.
    Ich hielt den Atem an, um mich voll konzentrieren zu können. Jeder fremde Laut war wichtig. Jedes Schaben, jede kleinste Veränderung.
    Auch meine Augen befanden sich in Bewegung. Das Beil hielt ich schlagbereit und halb erhoben.
    Zugleich bemühte ich mich, in die Winkel und dunklen Stellen zu schauen, in die das bleiche Totenlicht nicht hineinfiel.
    Zum Glück brannte es. In völliger Dunkelheit wären meine Chancen gleich null gewesen.
    Nichts passierte. Nur die leichenblassen Gesichter der unter der Folter leidenden Menschen starrten mich an. Ich nahm jeden Blick wie eine stumme Anklage auf.
    Wo bewegte sich jemand?
    An der Eisernen Jungfrau etwa? Oder dort, wo sich die Käfige mit den eingequetschten Menschen befanden?
    Es gab einfach zu viele Verstecke.
    Oder war er doch weitergelaufen?
    Nein, er war da.
    Ich sah ihn plötzlich. Aber er hielt sich nicht dort auf, wo ich ihn vermutet hatte.
    Er hatte fast am Ausgang in den Seuchenraum eine Deckung gefunden. Da bewegte sich sein kompakter Schatten, der plötzlich sehr schnell wurde.
    Nicht nur er, auch die Lanze!
    Ob sie echt war oder nur nachgebaut, das spielte in diesem Moment eine zweitrangige Rolle. Aus dem Lauf heraus schleuderte er sie auf mich zu und lief selbst noch auf mich zu.
    Ich federte zur Seite. Früher hatte er die Menschen bestimmt getroffen, heute war dies anders. Zudem hatte ich es gelernt, in der entsprechenden Situation richtig zu reagieren. Das war mir jetzt gelungen, denn die Lanze verfehlte mich um eine halbe Armlänge. Wogegen sie schlug, interessierte mich nicht, für mich war der Henker wichtig, der plötzlich merkte, wie hilflos er war.
    Er wollte zurück.
    Er riss die Arme hoch, aber ich war schneller und das mächtige Beil natürlich auch.
    Zuerst schlug ich ihm die Arme weg. Sie waren plötzlich nur halb so lang. Damit lag sein Kopf frei.
    Er bewegte sich zudem nicht so hastig, sodass mir die Zeit blieb, um richtig auszuholen.
    Ich drosch von der Seite her zu. Ich merkte erst jetzt, wie schwer das Ende der Waffe war. Das Gewicht zerrte mich nach vorn, aber es beeinträchtigte die Flugbahn des Beils nicht.
    Wo ich treffen wollte, traf ich auch.
    Die scharfe Schneide erwischte den Hals, und sie trennte den Kopf mit einem glatten Hieb vom Körper.
    Ich sah ihn fallen.
    Zuerst berührte der Kopf den Boden, danach der Torso. Ich hatte nicht zum ersten Mal einen Untoten auf diese Art und Weise vernichtet, aber es hatte mir selten so viel Genugtuung bereitet wie bei diesem Henker.
    Er war vor langer Zeit gestorben. Dann hatte er auf seine Art und Weise gelebt. Durch den Schatten als Antriebskraft.
    Jetzt war er wieder gestorben. Diesmal für immer und ewig.
    Ich blieb noch für eine Weile stehen, um zuzuschauen, wie Kopf und Körper zerfielen und sich dabei in eine graue, ölige Masse verwandelten, durch die helle Maden krochen.
    Dann verließ ich das Dungeon.
    ***
    In der Cafeteria traf ich mit Rico Wilde zusammen, einem Mann, der völlig aufgelöst war. Als er mich sah, begann er zu schluchzen. Aber ich sah auch Karl Märtens am Boden liegen und schaute nach, ob er tot war.
    Nein, er lebte noch. Auf seinem Kopf wuchs eine Beule. Später erfuhr ich, dass Rico Wilde ihn mit einer Flasche niedergeschlagen hatte.
    Als der Geschäftsführer sich wieder gefangen hatte, fragte er sofort nach dem Henker.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Erledigt?«
    »Ja, erledigt.«
    Vom Tod des Oberkommissars sagte ich nichts. Ich ging und holte mir eine Flasche Weinbrand aus dem Regal. Nachdem ich sie vom Korken befreit hatte, trank ich einen Schluck und dachte dabei an Uwe Knudsen und auch daran,

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