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1187 - Wächterin am Höllentor

1187 - Wächterin am Höllentor

Titel: 1187 - Wächterin am Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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siebte Leiche?«
    »Keine Ahnung, Miss. Ich habe das nur gehört, weil die Arbeiter hier gesoffen haben. Angeblich soll die Oberin verdammt blöde aus der Wäsche geschaut haben, als sie das alles hörte. So, jetzt wissen Sie alles. Sie können sich daraus eine Geschichte basteln oder es sein lassen. Ist mir egal.«
    »Ja, Geschichte«, sagte Jane. »Und es gibt keine Geschichte um das alles herum?«
    »Nein. Oder vielleicht doch. Ich jedenfalls bin nicht informiert. Ich weiß nichts.«
    »Dann würden wir noch gern den Weg zum Kloster erfahren«, sagte ich, bevor ich mich erhob.
    Der Bärtige erklärte uns alles. Seiner Beschreibung nach war das Ziel nicht zu verfehlen, weil es zudem noch auf der nächsten Erhöhung lag, wo auch der Wald relativ dicht wuchs. »Kiefern, Birken, Ahorn, das finden Sie alles dort.«
    Wir bedankten uns und verließen die Kneipe. Der Hund hatte sich nicht gerührt, und auch der Wirt sah keinen Anlass mehr, zur Tür zu kommen.
    Der Hügel war tatsächlich zu sehen. Wie ein kantiger Buckel hob er sich ab. Wir sahen auch die Straße, die zu ihm hochführte. Zuerst über freies Gelände, dann verschwand sie im Wald.
    »Können oder sollen wir?«, fragte Jane.
    »Beides.«
    »Okay, dann Abmarsch.«
    Ich übernahm wieder das Lenkrad. Als der Motor noch nicht lief, sagte Jane: »Die Leute hier nehmen die Geschichte mit den Knochen locker. Aber Ignatius seltsamerweise nicht. Könnte er mehr wissen, ohne uns eingeweiht zu haben?«
    »Keine Ahnung. Aber wir werden es herausfinden…«
    ***
    Es war für uns kein Problem, den richtigen Weg zu finden. Die Steigung war leicht, die Gegend übersichtlich, und manchmal erhaschten wir sogar einen Blick auf das Meer. Es sah aus wie eine gigantische Maschine, die sich von innen her bewegte und auf der Oberfläche die wellige Unruhe hinterließ.
    Mehrere Schiffe zogen ihre Route. Noch waren sie zu sehen innerhalb der sich scharf abzeichnenden landwirtschaftlichen Konturen. Ein Schiff war die etwas klumpig aussehende Autofähre, die von Fishguard ablegte und in Richtung Irland fuhr.
    Gegenverkehr erlebten wir auf dieser Strecke nicht. Das Kloster war nicht eben ein Anziehungspunkt. Jane und ich waren die Einzigen auf der unterschiedlich breiten Straße, die sich erst verengte, als wir das Waldgebiet erreichten und der Rover von den Schatten der fast laublosen Bäume gesprenkelt wurde.
    Die Blätter waren herabgeweht worden. Sie zeigten durchweg dunkle Farben. An manchen Stellen bedeckten sie die Fahrbahn. Wer darüber rollte, hatte den Eindruck, über Glatteis zu fahren. Dementsprechend vorsichtig lenkte ich das Auto.
    »Es ist schon komisch«, meinte Jane.
    »Was meinst du?«
    »Dass wir hier zum Kloster fahren. Und das nur auf einen leichten Verdacht hin.«
    »Na ja, du darfst nicht vergessen, wer diesen Verdacht ausgesprochen hat.«
    »Father Ignatius.«
    »Eben.«
    »Und ihm traust du?«
    Ich gönnte ihr einen kurzen Blick. »Du nicht?«
    »Doch«, gab sie zu. »Sonst wäre ich ja nicht mitgefahren. Manchmal kommt eben alles zusammen.«
    »Wie meinst du das?«
    Jane Collins antwortete durch ein Beispiel. »Da wirfst du den berühmten Stein ins Wasser, John. Es klatscht nur einmal, aber dann entstehen die Wellen. Und dieses Gefühl habe ich auch. Deshalb bin ich mitgefahren. Der leere Sarg war eben der Stein. Jemand hätte begraben werden sollen, was aber nicht passiert ist. Ich stelle mir die Frage, wer dort seine letzte Ruhestätte hatte finden sollen.«
    »Eine Nonne.«
    Sie nickte. »Davon kann man ausgehen. Es muss jedoch eine besondere Betschwester gewesen sein. Außerdem darf ich dich an den Fall der Bernadette erinnern. Liegt gar nicht mal weit zurück. Da hatten wir es auch mit einem Kloster zu tun, das zugleich Internat war. Noch heute sehe ich die blutende Gestalt vor mir. Seit dieser Zeit bin ich leicht davon zu überzeugen, was Nonnen und die dazugehörigen klösterlichen Geheimnisse angeht.«
    »Die oft gar nicht so geheimnisvoll sind«, gab ich zu bedenken. »Nur wenn wir mit von der Partie sind, gibt es oft Ärger.«
    »Das ist unser Schicksal.«
    Wir kamen höher und höher. Die Reifen schmatzten über den feuchten und mit Laub bedeckten Boden. Noch war der Himmel klar, aber eine spätherbstliche Sonne sahen wir nicht. Nur das Licht fiel ungewöhnlich kristallen in den Wald hinein.
    Die Höhe hatten wir erreicht. Der Weg verengte sich noch mehr. Rechts und links zeigte der Boden ein Gesicht aus dunklen Farben, die von den zahlreichen

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