1187 - Wächterin am Höllentor
Blättern abgegeben wurden.
Auch hier oben war es nicht flach. Es gab hier ebenfalls Hügel und Böschungen, an denen sich das Niederholz regelrecht festklammerte. An der linken Seite schimmerte etwas zwischen den Baumlücken hindurch, was Jane zuerst entdeckte.
Sie tippte mich an. »Fahr mal langsamer.«
Das tat ich.
»Ein Teich, John.«
»Und!«
»Nur so. Es gibt sogar ein Boot.«
Ich bremste. »Willst du aussteigen?«
Sie zuckte die Achseln, weil sie unschlüssig war. Gespannt schaute Jane durch die linke Seitenscheibe. Ich sah, dass sie dabei an der Unterlippe nagte.
»Was hast du für Probleme?«
»Im Moment noch keine großen. Aber ich hatte für einen Moment den Eindruck, als hätte sich jemand auf der anderen Seite des Teichs bewegt. Sogar ziemlich nahe am Ufer.«
»Bist du sicher?«
»Nicht wirklich.«
»Okay, wir steigen gleich aus. Ich will nur einen besseren Platz zum Parken suchen.«
Da brauchte ich nicht weit zu fahren, denn der Weg führte in eine Rechtskurve hinein, um dann parallel zu einem mit Blättern bedeckten und Gestrüpp bewachsenen Hang weiterzuführen. Bevor dies geschah, pumpte sich die Strecke regelrecht auf. Sie bildete eine Beule, und genau dort fand ich einen guten Platz für den Rover.
Beide blieben wir noch sitzen, denn vor uns und direkt in den Hang hineingedrückt sahen wir ein Tor oder eine Tür. Es war der Zugang zu einer Höhle, oder einem Raum, der sich dahinter befinden musste. In die Tür hinein war der Umriss des Sensenmanns geschnitzt worden, der sogar seine Waffe trug.
Jane blies langsam die Luft aus. »Verstehst du das, John? Warum diese Figur?«
»Sie deutet auf den Tod hin.«
»Klar. Und wo befindet sich der Tod?«
»Hinter der Tür?«
Jane hob die Schultern. »Es würde heißen, dass es dort einen Ort zum Sterben gibt.«
»Wäre das so falsch?«
»Das sollten wir die Nonnen fragen.«
Da wir keine sahen, ließen wir es bleiben und stiegen zunächst aus, um uns noch besser umzuschauen. Wir mussten uns wieder an die Kälte gewöhnen und auch an den Wind. An die Stille ebenfalls, die von keinem Vogellaut durchbrochen wurde.
Eigentlich hatten wir uns den Teich ansehen wollen, aber jetzt war dieses Tor doch interessanter geworden. Weniger für Jane, denn sie war einige Meter nach links gegangen, wo die krummen Bäume ihr Wurzelwerk in die Böschung hineingegraben hatten und ein schmaler Pfad zu einem anderen Ziel führte.
Jane winkte mir zu. »Komm her, hier haben wir schon, was wir suchen.«
»Wieso?«
»Das ist ein Friedhof.«
Wenn Jane das sagte, musste es wohl stimmen. Ich hatte sie bald erreicht, und dann sah auch ich, welchen Friedhof die Nonnen hier angelegt hatten. Er war wirklich mehr als ungewöhnlich. Ich jedenfalls hatte so etwas noch nie gesehen. Zumindest nicht in dieser exakten Form.
Der Friedhof war in die Böschung angelegt worden. Grab lag neben Grab, und eines sah aus wie das andere. Hier waren keine Unterschiede gemacht worden. Ob Oberin oder Novizin, der Tod hatte sie gleichgemacht, und das war auch durch die Steine dokumentiert worden, die ebenfalls alle gleich aussahen.
Grau, unscheinbar. Bestückt mit den persönlichen Daten der Verstorbenen, bildeten sie mehrere, übereinanderliegende Reihen, zwischen denen der Weg in Serpentinen herführte, bis hoch zum Ende der lang gestreckten Böschung, wo sich auch die Steine der letzten Gräber abzeichneten.
Wir waren durch einen Wald gefahren, der wild ausgesehen hatte. Der Mensch hatte ihn wachsen lassen und nur hin und wieder regulierend eingegriffen. Hier aber sah alles exakt aus. Zwischen den Gräbern lagen die hellen Schichten der Kieselsteine. Ich hatte schon Mühe, um überhaupt etwas Unkraut zu erkennen.
»Was sagst du dazu?« fragte Jane leise.
»Sehr gepflegt.«
»Ach, das meine ich nicht. Ich denke, dass wir schon mal das erste Ziel erreicht haben.«
»Nein. Das ist nicht der Friedhof. Wo sind die offenen Gräber? Wo sind Spuren? Hier hat keine Umbettung stattgefunden. Davon hätte was zu sehen sein müssen.«
»Ich gebe dir nicht gern Recht, aber irgendwie kann ich mich damit anfreunden.«
»Eben.«
»Es hat also einen zweiten Friedhof gegeben, den wir noch nicht entdeckt haben.«
»So sehe ich das auch.«
»Und warum?«
»Du kannst die Oberin später fragen. Lass uns jetzt fahren. Das Kloster muss ja gleich auftauchen.«
Jane wollte noch nicht. Da es noch hell war, schlug sie vor, den kleinen Teich zu besuchen.
»Was willst du denn dort?«
»Nur mal
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