Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1187 - Wächterin am Höllentor

1187 - Wächterin am Höllentor

Titel: 1187 - Wächterin am Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wurde.
    Vestina blieb vor ihr stehen. Sie hätte die Oberin jetzt angreifen können, doch sie tat es nicht. Nur das Gesicht war in diesen Augenblicken für die Oberin präsent, die glaubte, plötzlichen Wahnvorstellungen erliegen zu müssen, denn auf einmal war es ihr möglich, auch hinter das Gesicht zu schauen.
    Dort sah sie einen Schatten. Sehr grau, sehr dunkel, aber nicht ohne Gestalt.
    Eine Fratze?
    Ein schlangenhaftes Gesicht. Eine züngelnde Zunge, wie das Böse, das im Paradies die Ordnung zerrissen hatte.
    Gelbe Augen. Die Zunge. Ein breites Gesicht. Ein Maul, das sich über die Lippen der Vestina geschoben hatte. Was war sie denn? Mensch, Schlange - Dämon?
    Alles zusammen und zugleich ein Zerrbild der Hölle und des Teufels, denn beiden hatte sie sich verschworen.
    »Nein, nein…«, flüsterte Vestina mit rauer Stimme. »Es ist unmöglich für dich. Du wirst deinen Weg nicht mehr gehen. Was ich dem Teufel versprochen habe, das halte ich. Das Kloster wird zu seinem Stützpunkt werden. Ich bin darin die Wächterin. Ich setze hier ein Höllentor hin. Verstehst du?«
    Sie verstand es nicht. Sie wollte es auch nicht verstehen. Aber sie wusste auch, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte. Alles war so schnell erfolgt. Der Blick dieser verfluchten Augen hatte tatsächlich ausgereicht. Das wollte ihr nicht in den Kopf. Die Jahre, die sie für den Allmächtigen gelebt hatte, waren weg. Dahingeschmolzen wie Eis in der Sonne.
    »Und du wirst das erste Zeichen setzen!«, flüsterte Vestina. »Du bist jetzt bereit. Ich habe lange genug gewartet. Von nun an wird es für dich nur den Teufel, die Hölle und mich geben. Alles andere wirst du vergessen.«
    Die Oberin nickte, und sie merkte es nicht mal.
    »Gut, meine neue Freundin. Dann können wir gleich zur Tat schreiten. Ich werde dich jetzt freilassen. Du kannst gehen, und ich sage dir auch, welchen Weg du nehmen wirst. Denk an das Kloster, denke daran, was damit geschehen soll. Und denk daran, dass es dort Menschen gibt, die sich bestimmt wehren wollen. Aber du wirst schon zu Beginn die Gegenwehr ersticken und unsere Zeichen setzen. Den Teufel und die Hölle zu lieben, das bedeutet Mord. Töte sie! Töte all die, die sich dir und damit uns in den Weg stellen wollen!«
    Vestina hatte es gesagt. Sie hatte zudem genug geredet, und jetzt war Josepha an der Reihe. Diesmal griff sie zu und holte die rechte Hand der Oberin zu sich heran.
    Josepha ließ alles mit sich geschehen. Der Widerstand war völlig ausgeschaltet. So krümmte sie auch die, Finger, als sie den Griff des Messers an der Hand spürte.
    »Weißt du Bescheid? Hast du alles behalten?«
    Josepha nickte.
    »Dann ist es gut!« Noch einmal leuchteten die Augen auf, danach drückte Vestinas Hand gegen die Schulter der Nonne und sorgte mit diesem Druck dafür, dass sich die Frau drehte.
    »Du kannst jetzt gehen!«, hörte Josepha die Stimme der Wächterin hinter ihrem Rücken.
    »Ja…«
    Das Wort war für die Schwester wie ein Startschuss. Sie ging in die Dunkelheit hinein.
    Sie ging wie in Trance und wäre auch gegen eine Wand gelaufen, wenn sich diese nicht bewegt hätte.
    Es war ein Kratzen zu hören, als das Gestein der Wand über den Boden schleifte. Die Dunkelheit wich zurück. Josepha ging weiter. Sie schaute mit weit geöffneten Augen in das andere Licht hinein, das eine Mischung aus Helligkeit und Schatten bildete. Es passierte jeden Tag, wenn die Dämmerung den Tag ablöste.
    Josepha ging noch vier Schritte, dann hatte sie das Leichenhaus hinter sich gelassen. Die frische Luft tat ihr gut, doch sie merkte es nicht. Ihr Blick hatte einen irren Ausdruck bekommen. Die Augen waren so verdammt starr und eigentlich nur auf einen Punkt gerichtet. Auf das Kloster.
    »Blut!«, flüsterte die Frau, die aussah wie eine Irre. »Bald wird viel Blut im Namen der Hölle fließen…«
    ***
    Schwester Clarissa konnte es nicht begreifen. Sie stand fassungslos vor uns und wurde immer blasser. Jane Collins, die befürchtete, dass Clarissa zusammenbrach, sprang hin und stützte sie ab.
    Clarissa musste sich beruhigen. Sie hielt den Kopf gedreht, um Jane anschauen zu können. »Ist, das wahr? Haben Sie… haben Sie Schreie aus dem Leichenhaus gehört?«
    »Es stimmt leider.«
    Clarissa löste sich von Jane. Ihr Blick war zu Boden gerichtet, als sie durch den Eingangsbereich ging und erst an der Sitzgruppe stehen blieb. Dort legte sie eine Hand auf die Stuhllehne.
    Bisher waren wir allein geblieben und hofften, dass es sich

Weitere Kostenlose Bücher