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1187 - Wächterin am Höllentor

1187 - Wächterin am Höllentor

Titel: 1187 - Wächterin am Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht, was sie sagen sollte, und warf einen hilflosen Blick in die Runde. »Ich meine… äh… ich möchte die Tür noch schließen. Es wird sonst zu kalt.«
    »Lass es bleiben.«
    »Bitte, ich…«
    »Lass es!«
    Die letzten beiden Worte wurden geschrieen, und sie alarmierten auch uns.
    Rechtzeitig, und trotzdem nicht früh genug, weil wir von ihr zu weit weg standen. Die rechte Hand der Oberin war in der Manteltasche vergraben. Jetzt zerrte sie sie hervor, wir sahen das Blitzen einer Messerklinge, und noch in der gleichen Sekunde stürzte die Oberin mit gezückter Waffe auf Schwester Clarissa zu…
    ***
    Herrgott, wir waren keine Helden. Wir waren keine Supermänner und auch keine Superfrauen. Wir waren einfach nur normale Menschen, die mit den Tücken des Lebens zu kämpfen hatten, und diese Tücken hatten einen tiefen Graben gebaut.
    Wir waren zu weit weg.
    Auch ein schneller Schuss hätte das Unheil nicht stoppen können, denn die Oberin hatte sich mit der Schnelligkeit und der Zähigkeit einer Wildkatze nach vorn geworfen.
    Sie stach zu.
    Clarissa wurde völlig überrascht. Es glich schon einem kleinen Wunder, dass sie es trotzdem schaffte, zu handeln, denn sie riss ihre Arme hoch, um zumindest ihr Gesicht zu schützen.
    Trotzdem wurde sie getroffen!
    Plötzlich spritzte Blut. Eigentlich hätten wir auch Clarissas Schreie hören müssen, doch der Schock saß wohl zu tief, sodass sie gar nicht richtig mitbekam, welches Grauen sie ereilte. Und sie hatte noch etwas geschafft. Bestimmt nicht gelenkt, aber durch einen Reflex hatte sie sich nach hinten geworfen, sodass die folgenden, schnell und hastig geführten Stöße nicht so trafen, wie es die Oberin vielleicht gewollt hätte.
    Natürlich war ich nicht stehen geblieben. Aber ich brauchte die Zeit, um die Entfernung zu überwinden. Zusammen mit Jane war ich losgerannt und schrie ihr zu, dass sie sich um Clarissa kümmern sollte.
    Clarissa lag mittlerweile blutend am Boden. Die Oberin schrie schon beinahe unmenschlich auf und machte sich daran, mit dem Messer auch den Rest zu erledigen.
    Ich erwischte sie kurz zuvor. Noch im Sprung rammte ich gegen sie. Ich traf sie mit den Beinen, und sie wurde zur Seite und gegen die Wand neben der offenen Tür geschleudert. Der Aufprall schüttelte sie durch, machte sie jedoch nicht kampfunfähig.
    Ich verzichtete darauf, meine Waffe zu ziehen und zu schießen. Ich wollte sie lebend. Ich musste erfahren, was hinter ihren Aktionen steckte. Sicherlich erfuhr ich über sie mehr von dieser Vestina.
    Mir war zudem klar, dass die Oberin unter einem anderen Bann stand. Wer sie gefesselt hielt und für diese radikale Veränderung gesorgt hatte, stand noch nicht für mich fest. Möglicherweise musste ich mich mit meinem »Freund« Asmodis auseinander setzen.
    Die Oberin hatte sich wieder gefangen. Sie stand so dicht an der Wand, als wäre sie dort festgeklebt worden. Und sie ging auch keinen Schritt mehr davon weg.
    Das Messer hielt sie in der rechten Hand. Der Arm war etwas vom Körper abgewinkelt. Ich hörte sie keuchen, denn was da aus ihrem Mund strömte, war schon kein Atem mehr.
    Die Augen zeigten sich seltsam verdreht und auch ohne Leben. Diesen Ausdruck kannte ich. In den psychiatrischen Anstalten hatte ich sie schon gesehen. So stand für mich fest, dass die Oberin dem Wahnsinn verfallen oder zumindest nahe war.
    Der Mantel stand offen. Darunter trug die Oberin ein Nachthemd. Ein Beweis, dass sie das schützende Kloster mitten in der Nacht verlassen hatte.
    Mich griff sie nicht an. Sie beobachtete nur. Hinter mir hörte ich das Wimmern der verletzten Clarissa, aber auch Janes Stimme. Sie redete beruhigend auf die Nonne ein und fragte auch danach, wo sie Verbandsmaterial finden konnte, um die Wunden zu verbinden.
    Ich drehte mich nicht einmal um, weil ich der Person vor mir keine Chance zum Angriff bieten wollte. Aber ich war auch nicht bewegungslos, denn unter meinem Wollhemd befand sich das Kreuz.
    Es gab eine Zeit, da hatte die Oberin mit ihrem Leben dafür eingestanden. Die war dahin. Ich ging davon aus, dass sie es plötzlich hasste.
    »Warum hast du das getan?«, flüsterte ich ihr zu. »Warum hast du so gehandelt? Warum wolltest du Clarissa töten?«
    Sie redete, und dabei bewegte sie ihren Mund zuckend. »Ich werde das Kloster reinigen. Ich werde es ausbluten lassen, das kann ich dir versprechen. Ich bin bereit, es zu einem neuen Ort zu machen. Allein für ihn.«
    »Den Teufel?«
    »Jaaaa!« kreischte sie. »Für den

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