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1187 - Wächterin am Höllentor

1187 - Wächterin am Höllentor

Titel: 1187 - Wächterin am Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Licht kam, es war einfach da, und es hüllte diese Person und auch einen Teil der Umgebung ein.
    Dunkles Licht. Schattenhaft. Ein Gespinst, das aus hellen und dunklen Teilen bestand. Unheimlich anzusehen. Kalt und ohne irgendwelchen Glanz. Die Oberin sah auch einen Teil der Wand hinter Vestina. Da war die Nische, in der früher mal der kleine Altar mit den Kerzen gestanden hatte. So jedenfalls hatte man es ihr erzählt.
    Jetzt war die Nische leer.
    Aber es gab Vestina. Und sie lächelte. Ihre breiten Lippen verzogen sich. Die Augen funkelten, und es war dieses Gelb, das Josepha störte. Bei einem Menschen hatte sie diesen Ausdruck noch nie gesehen, aber sie hatte es auch nicht mit einem Menschen zu tun. Vestina war das Grauen in menschlicher Gestalt. Sie selbst wurde durch die Kräfte der Hölle regiert.
    »Da bin ich wieder…«
    Ihre Stimme klang kalt. Sie passte zu der kalten und dunklen Klinge des Messers.
    Die Oberin hatte die Worte gehört. Sie antwortete nicht, aber sie bemühte sich, auf die Beine zu kommen. Ihre Bewegungen wirkten so abgeschlafft, als wollten ihr die Glieder nicht mehr so gehorchen, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Zudem hatte sie das Gefühl, ein Brennen in den Augen zu spüren. Sie schob das auf ihren Blick, der schon irre sein musste. Der Blick einer Frau, die ihre Persönlichkeit verloren hatte und dies auch dokumentierte, denn als sie auf den Beinen stand, da drang ein Lachen aus ihrem Mund.
    Krächzend und schallend zugleich. Es war kein normales Lachen mehr. So lachte nur jemand, der den Verstand verloren hatte.
    »Kennst du mich?«
    Noch mal lachte Josepha auf. »Ja, ich kenne dich, obwohl ich dich nie gesehen habe. Du bist Vestina, nicht? Du bist diejenige, die alles verraten hat.«
    »nein, ich habe nichts verraten. Ich habe mich nur zusammen mit meinen Freundinnen anders entschieden und bin den neuen Weg gegangen. Wir haben den Tod gesucht, um ein Leben zu finden.«
    »Leben?«, schrie die Oberin. »Was ist das für ein Leben? Ein Leben in Sünde! Der Hölle geweiht.«
    »Ja, du hast Recht. Aber mir gefällt es. Es gibt mich noch, und ich bin gekommen, um meinem Herrn und Meister gegenüber ein Versprechen einzulösen.«
    »Was denn?«
    »Ich will ihm einen neuen Stützpunkt übergeben.«
    »Wieso?«
    »Das Kloster. Dein Kloster. Euer Kloster. Ich werde es in einen Hort der Hölle verwandeln, und ich weiß, dass sich der Satan dort sehr wohl fühlen wird. Zusammen mit seinen Dienerinnen. Er hat gegeben, jetzt sind wir dabei, es ihm zurückzugeben. Du kannst dich entscheiden, auf welcher Seite du stehen möchtest.. Auf meiner oder auf der, auf der du immer gestanden hast.«
    Josepha glaubte, sich verhört zu haben. Sie empfand es als ungeheuerlich, sich überhaupt einen derartigen Vorschlag anhören zu müssen. Sie sollte von ihrem Weg abweichen und sich einen neuen Herrn suchen? Den Teufel. Denjenigen, den sie hasste und abwehrte.
    »Nie! Niemals!«, flüsterte sie. »Ich werde es nicht tun. Lieber sterbe ich, als…«
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht sagen!«, unterbrach Vestina sie. »Nein, auf keinen Fall.«
    »Wieso? Ich…«
    »Du wirst es tun!«
    »Nein!«
    »Ich bin zu stark!«
    Es klang wie das Ende einer Rede. Und das war auch der Fall, denn Vestina sagte nichts mehr. Sie kam stattdessen auf Josepha zu und ließ sie nicht aus dem Blick.
    Die Oberin hatte das Gefühl, nur die Augen zu sehen. Alles andere trat in den Hintergrund. Einzig und allein die Augen waren wichtig. Deren Blick saugte sich nicht nur am Gesicht der Frau fest, es passierte noch etwas anderes. Er glitt auch hinein in ihren Kopf. Die Stirn und alles andere boten keinen Widerstand mehr. Da waren die fremden Gedanken plötzlich zu Botschaften geworden, die sich durch nichts aufhalten ließen.
    Josepha hatte vorgehabt, die Hände zum Gebet zu falten. Nur das konnte sie retten, da kannte sie sich aus.
    Aber es war nicht mehr möglich. Die Willenskraft war ihr brutal genommen worden. Es gab da etwas, das alles andere einfach auslöschte, und die Gedanken, mit denen sie sich hatte beschäftigen wollen, rissen einfach ab.
    Vorbei!
    Sie wusste nicht, ob sie das Wort gedacht oder gehört hatte. Ihr Dasein hatte sich verändert. Sie starrte nach vorn, sie sah die Person, aber sie war nicht mehr in der Lage, dagegen etwas zu unternehmen. Aus der Oberin war eine Person ohne freien Willen geworden. Die fremden Gedanken hatten sich in ihrem Kopf zu einer Macht manifestiert, die allein von der Hölle gelenkt

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