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1187 - Wächterin am Höllentor

1187 - Wächterin am Höllentor

Titel: 1187 - Wächterin am Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verblasste. Ein anderes schälte sich hervor. Das einer fast nackten Frau mit dunklen Haaren und einem Totenkopf in der rechten Hand.
    Die Wächterin am Höllentor!
    Sie hatte die Stelle der Mutter eingenommen. Diese Gestalt hatte sie ebenfalls in die Finsternis gelockt. Somit war das Unmögliche tatsächlich möglich geworden. Es war nicht zu fassen, da konnte man schon durchdrehen, und Josepha musste sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass nicht alles tot war, das auch tot erschien. Da gab es schon Unterschiede, auch wenn sie mit dem reinen Verstand nicht zu erklären waren.
    Josepha kannte die alte Geschichte sehr wohl. Alle Oberinnen wussten darüber Bescheid. Damals waren die sieben Schwestern mit Vestina an der Spitze einen anderen Weg gegangen. Sie hatten sich nicht für Gott entschieden und ihr Leben einem anderen geweiht.
    Sie waren für ihn gestorben.
    Alle sieben!
    Selbstmord!
    Suizid einer Gruppe. Freudig. Sie hatten gelacht. Sie hatten getanzt, bis das Gift gewirkt hatte. Dann waren sie gestorben. Mitten in ihrer verfluchten Feier.
    Sie mussten begraben werden. Nur nicht auf dem normalen Friedhof. Das wäre für die Toten schlimm gewesen. Man schaffte sie außerhalb des Klosters in die Erde, wo sie vermodern sollten.
    Bei sechs von ihnen war das auch der Fall gewesen. Nur bei einer nicht. Bei Vestina. Sie lebte, wie auch immer. Sie war zu einem Geist der Hölle geworden und hatte es geschafft, in die Welt und auf die Erde zurückzukehren.
    Jetzt war sie wieder da. Ein schamloses Geschöpf. So wie sie sich gern der Hölle präsentiert hatte.
    Ja, der Satan mochte diese Weibsstücke, die nur für ihren Körper lebten und ihre Seelen an den Teufel verkauft hatten.
    Früher hatte man sie als Hexen bezeichnet: Der Begriff stimmte auch heute noch, denn zu oft hatte Josepha über Hexen gelesen.
    Wächterin am Höllentor!
    So hatte sich diese Person bezeichnet. Der Teufel hatte ihr eine Aufgabe gegeben, und sie würde ihn nicht enttäuschen, das wusste Josepha genau.
    Sie spürte die Kälte, die auch durch den dicken Stoff des Mantels gezogen war. Sie durfte nicht länger auf dem Boden hocken blieben. Sie musste aufstehen und sich bewegen. Auf keinen Fall einfrieren. Immer weiter gehen, nichts tun, was sie noch mehr in die Bedrängnis gebracht hätte. Für immer blieb sie in dieser Finsternis bestimmt nicht hocken. Irgendwann würde man sie befreien. Ihr Verschwinden musste auffallen. Deshalb würde man nach ihr suchen und auch auf den Gedanken kommen, dass sie hier in der alten Leichenhalle sein könnte.
    Josepha stand auf und merkte, dass ihre Glieder schmerzten. Das lange Hocken war ihr nicht bekommen. Ab jetzt galt es, sich wieder zu bewegen, damit auch die Flamme des Widerstands in ihr hochsteigen konnte. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das man in den Keller sperrt, wenn es böse war, dachte sie. Ich bin eine erwachsene Frau, und ich habe es gelernt, mich zu wehren.
    Sie ging zur Tür.
    Wieder lehnte sie sich dagegen und musste bitter über sich lachen. Es war vergebens. Sie bekam sie nicht auf. Sie konnte noch so sehr trommeln und sich anstrengen. Es hatte alles keinen Sinn.
    Und doch schrie sie.
    Es kam plötzlich über sie. Die Enttäuschung über ihr Schicksal brach sich die Bahn. Sie brüllte auf, und es kam ihr vor wie ein letztes Aufbäumen.
    Aus der rauen Kehle drangen die Laute. Sie schlug sich die Hände auf und spürte die leicht blutigen Kratzer kaum. Ein irrsinniger Durst quälte sie. Josepha hätte viel für einen Schluck Wasser gegeben, aber sie konnte nur die Steine ablecken, um wenigstens etwas Feuchtigkeit zu bekommen.
    Irgendwann konnte Josepha nicht mehr. Die Schreie veränderten sich. Stöhnen und Jammern wehte durch die Stille und auch begleitet von einem verzweifelten Schluchzen. Direkt vor dem Ausgang sackte die Oberin zusammen und blieb wieder auf dem kalten Boden liegen, die Stirn dagegen gedrückt.
    Es war vorbei. Sie wusste es. Sie kam nicht weg. Man hielt sie fest. Sie hatte tatsächlich den Kampf verloren. Ihr Leben lag jetzt in den Händen anderer Mächte, die sie immer so stark gehasst hatte.
    Nie hatte sie mit der Hölle etwas zu tun haben wollen, und sie erinnerte sich an den Satz des Papstes, der da hieß: Der größte Erfolg des Teufels besteht darin, den Eindruck zu erwecken, dass es ihn nicht gibt!
    Ja, er hatte so Recht, der fromme Mann. Josepha hatte es selbst erlebt. Den Teufel kannte sie nicht, aber seine Wirkung und Folgen. Die Wächterin am

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