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1188 - Wartesaal zum Jenseits

1188 - Wartesaal zum Jenseits

Titel: 1188 - Wartesaal zum Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überbracht. Erst dann hatte sich Tessa entschlossen, in der Wohnung der Verstorbenen auf die Freundin zu warten, um anschließend an der Exhumierung teilzunehmen.
    Sie war schon früh losgefahren. Noch in der Dunkelheit der Morgenstunde. Da kam sie noch fast normal aus der Stadt heraus. Später war es dann so gut wie unmöglich.
    Weald war ein Dorf. Es lag im Schatten von Brentwood ebenso wie andere Orte, aber es gab einen Friedhof und auch die Kirche. Damit waren nicht alle Ortschaften in der Umgebung gesegnet. Da musste man Weald schon als eine Zentrale ansehen.
    Tessa hatte Glück. Es gab keinen Nebel. Dafür war Regen angesagt worden. Allerdings erst gegen Abend. Da hatte sie dann sicherlich Gewissheit, was tatsächlich mit ihrer Mutter passiert war.
    Sie wollte nicht daran denken, es war ihr jedoch unmöglich, die Gedanken zur Seite zu schieben. Es fiel ihr immer wieder ein. Die Szene auf dem Friedhof konnte sie einfach nicht vergessen. Auch nach Jahren würde sie sich noch daran erinnern.
    Durch Brentwood brauchte sie nicht zu fahren. Auf Nebenstraßen erreichte sie ein Ziel, das sie schaudern ließ. Tessa hatte das Gefühl, als würde dieser Ort von Gespenstern bewohnt. Sie glaubte nicht daran, aber sie sah überall Schatten und Bewegungen wie von Geistern hinterlassen.
    Das war natürlich Unsinn, aber die Fantasie gaukelte ihr schon einiges vor.
    Obwohl die Heizung im Wagen Wärme brachte, fror sie, und sie zog immer wieder ihre Schultern in die Höhe. Den Schal hatte sie nicht abgenommen. Langsam ließ sie den Polo in die Ortschaft einrollen. Am Friedhof und der Kirche war sie bewusst nicht vorbeigefahren und hatte auch nicht am Haus des seltsamen Geistlichen angehalten, weil ihr dieser Mensch einfach zu suspekt war. Er war sanft, aber auch sehr bestimmend, und er war jemand, dem sie nicht traute. Das Wort hinterlistig konnte zutreffen. Möglicherweise auch verlogen, aber das alles musste nicht so sein. Sie hätte sich auch irren können, weil sie eben alles durch die starke Brille der Subjektivität sah.
    Obwohl sie einige Male in Weald gewesen war, kam ihr der Ort immer noch fremd vor. Das Dorf schien sie nicht zu mögen. Es war so abweisend. Keine Freundlichkeit. Die meisten der Backsteinhäuser stießen sie ab. Hinzu kamen die herbstlich aussehenden Vorgärten, die auch nicht gerade ihr Fall waren. Nein, hier in Weald hätte sie nicht gern gewohnt. Hier hätte sie nicht mal begraben werden wollen, und sie konnte ihre Mutter nicht begreifen, dass sie sich in dieses Kaff zurückgezogen hatte, auch wenn es nicht weit von London entfernt lag.
    Aber Marga hatte hier die Erfüllung gefunden, und das war auch von Tessa akzeptiert worden.
    Hier hatte die Mutter Freunde gefunden. Mehr Typen als Menschen, denn Tessa hatte sie auf der Beerdigung erlebt. Wie Figuren waren sie ihr vorgekommen.
    Das Haus stand nicht direkt im Zentrum des Ortes, sondern schon dort, wo sich die Natur wieder öffnete, am Ende und nicht weit von der einzigen Tankstelle entfernt, in deren Nähe sich auch so etwas wie ein Supermarkt auf der Grünen Wiese befand.
    Dort kauften auch Menschen aus den umliegenden kleinen Orten ein, wenn sie nicht nach Brentwood fahren wollten. Aber Tankstelle und Supermarkt lagen jenseits des Gehölzes und waren von den Wohnungsfenstern nicht zu sehen.
    Tessa stoppte. Sie blieb noch für eine Weile hinter dem Lenkrad sitzen und schaute sich so gut wie eben möglich um. In den Spiegeln sah sie keine Bewegungen. Es kam also niemand zu ihr, um die Tür zu öffnen. Im Prinzip rechnete sie mit allem, denn sie hatte wieder den Eindruck, in ein feindliches Gebiet gefahren zu sein. Natürlich bilde ich mir das ein, sagte sie sich immer wieder, doch sie kam einfach nicht gegen dieses Gefühl an. Die Welt war für sie sehr seltsam und anders geworden.
    Auch sie verhielt sich anders. Tessa stieg aus. Die Bewegungen glichen dabei denen einer alten Frau. Zudem schaute sie sich wieder sorgfältig um und suchte nach irgendwelchen Hinweisen auf etwas, das ihr feindlich gesonnen war.
    Es war nichts zu entdecken. Der fahle Morgen war längst angebrochen. Der Himmel jedoch zeigte auch weiterhin das Graue des Monats November, ansonsten war die Luft schon fast regenklar. Sehr deutlich zeichnete sich der Turm der Kirche ab. Wenn Tessa ihn sah, musste sie wieder an den Friedhof in dessen Nähe denken.
    Sie erhaschte einen Blick in den Spiegel. Tessa war eine junge Frau mit durchschnittlichem Aussehen. Kein Glamour Girl, sondern

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