1189 - Hexen-Wahrheit
hatte.«
»Unser Problem ist, dass Gino Cobani seinem Hobby nicht allein nachgegangen ist. Er hat sich mit einigen Leuten zusammengetan. Darunter könnte sich auch ein Mann namens Don Ambrose befinden, der sich ebenfalls so plötzlich umgebracht hat. Jetzt bin ich gespannt darauf, was uns seine Witwe erzählt.«
»Aber zuvor schauen wir uns Cobanis Wohnung an.«
»Das versteht sich…«
***
Mit einem Privatlift fuhren wir nach oben. Inzwischen wussten wir auch, dass Tizian Tristano der Besitzer dieses Hauses war. Zumindest lief es auf seinen Namen. Tatsächlicher Besitzer war die Ehrenwerte Gesellschaft, aber das musste uns nicht interessieren. Dafür waren andere Kollegen zuständig.
Der Mafioso hatte sich umgezogen. Er trug eine dunkle Hose, ein weißes Hemd und ein dunkelrotes Jackett. Eine Waffe war an ihm nicht zu entdecken. Einen Schlüssel zur Wohnung hatte er geholt, und so stand einem Betreten nichts mehr im Wege.
Der Lift hielt im Wohnbereich, und wir betraten einen langen Flur. Es interessierte mich nicht, wer hier alles die Miete zahlte, ob Mafiosi oder unbescholtene Bürger, ich hoffte, dass wir zumindest in der Wohnung des Toten einen Hinweis auf seinen Club fanden.
Tizian versicherte uns zweimal, dass er die Wohnung allein nicht betreten hatte. Er war nur mit Gino zusammen dort gewesen und schloss jetzt für uns auf.
Ho, das war schon etwas. Ich wagte nicht, an meine Bude zu denken. Hier hatte man die wenigen Quadratmeter gut ausgenutzt und einen großen Raum geschaffen mit einem wirklich tollen Fenster, das eine perfekte Aussicht auf den Fluss bot und natürlich noch darüber hinweg auf die andere Seite der Themse und in die südliche Hälfte der Stadt hinein. Da kam man schon leicht ins Staunen, aber ich riss mich zusammen und ließ mir die anderen Räume zeigen. Das Schlafzimmer war mehr eine Kammer, das Bad auch nicht besonders groß, und in der Küche gab es so gut wie keine persönlichen Gegenstände. Nur die Einbauware stand dort noch. Sie glänzte wie frisch geputzt.
Überhaupt machte das Mobiliar den Eindruck, kaum gebraucht zu sein. Der Mieter schien sich hier nicht oft aufgehalten zu haben. Etwas Persönliches entdeckten wir nicht. Vielleicht dort, wo ein PC auf einer Glasplatte stand, die von vier Holzbalken gehalten wurde.
Ich ging auf den Computer zu. Es gab nicht wenige Menschen, die versteckten ihre persönlichen Daten auf einer Diskette, und ich fragte Tristano, ob das bei Gino auch der Fall gewesen war.
»Keine Ahnung. Was suchen Sie denn?«
»Den Hinweis auf…«
Er lachte in meine Antwort hinein. »Suchen Sie nach irgendwelchen Geistern im Computer?«
»Nicht direkt.«
»Ich weiß auch nicht, ob Sie da etwas finden.«
Ich hatte mich schon gesetzt. »Warten wir es mal ab.«
Das Ding war schnell eingeschaltet. Es gab auch einige Disketten, die hinter dem Apparat standen.
Sie waren beschriftet. Suko und ich lasen die Texte gemeinsam.
Der Mafioso stand neben uns. Er war nicht mehr so ruhig. Anscheinend befürchtete er, dass wir belastendes Material finden würden. Die Beschriftung auf den Disketten wies darauf nicht hin. Auch als ich die erste Information auf dem Bildschirm las, konnte ich nur die Augenbrauen anheben. Der Tote war ein Fan von Videospielen gewesen. Auf dem Schirm sah ich eine Liste der Spiele, die ihn wohl interessierten. Die meisten tendierten von der Geschichte her in den Bereich des Horrors. Später sahen wir noch Abbildungen der Spiele, und ich war sicher, dass sich bei dieser Diskette nichts fand.
Ich nahm mir die nächste vor.
Da schaute ich genauer hin.
Es ging um einen Club. Das Wort war als Headline und in Zitterschrift auf dem Monitor zu lesen.
Plötzlich sprang in mir das Jagdfieber an. Ich hatte das Gefühl, dicht vor einem ersten Ziel zu stehen, aber dann brach die kleine Hoffnung zusammen.
Die Diskette lief über ein Passwort, und das kannten wir nicht.
Auch der Mafioso hatte es entdeckt. »Das ist eben das Pech eines Bullen«, sagte er.
»Wie sieht es denn bei Ihnen aus?«, fragte ich.
»Ich habe mich darum nicht gekümmert.«
»Dann kennen Sie auch das Passwort nicht?«
»Woher denn?«
Ich rollte etwas zurück. Suko schaute sich in einem anderen Teil des Zimmers um und kümmerte sich nicht um uns. »Hätten Sie denn eine Idee, wie das Passwort lauten könnte?«
»Nein.«
»Wir könnten gemeinsam überlegen. Soll ich Mafia eintippen?«
»Komiker, wie?«
Ich stöhnte auf. »Manchmal hilft einem nur der Humor weiter. Aber
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