1189 - Hexen-Wahrheit
nicht dabei. Natürlich habe ich ihn gefragt und auch Antworten erhalten. Ich erfuhr, dass er nicht allein war. Es gab noch andere, die sein Hobby teilten.«
»Kennen Sie Namen?«
»Auf keinen Fall. Das war alles privat. Er muss sich da einer Gruppe angeschlossen haben. Was sie dort genau taten, darüber hat er nie gesprochen, aber es ist noch nicht lange her, da habe ich ihn an einem Morgen regelrecht aufgelöst getroffen. Er war noch bleich im Gesicht und meinte, dass es jetzt passiert sei.«
»Was?«
»Da ist der Geist geholt worden.«
Suko und ich sahen in die großen Augen des Mannes. Von seiner Macht und Ausstrahlungskraft hatte er einiges verloren. Vor uns saß ein Mensch, der sich einfach nur unsicher war, weil er mit einem bestimmten Problem nicht fertig wurde.
»Können Sie sich vorstellen, dass dies für uns etwas zu wenig ist?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
»Ja, weiß ich. Ihren Kollegen habe ich davon nichts gesagt. Aber es ist nun mal so.«
»Sie haben daran nie geglaubt?«
»Nein. Ich wollte mit dem ganzen Spuk nichts zu tun haben. Erinnerte mich zu sehr an die Zeiten eines Logan Costello.«
»Sie haben also einen Geist geholt«, nahm Suko den Faden wieder auf.
Tristano rutschte unruhig auf seinem Hocker hin und her. Wie eine Zustimmung sah das nicht aus.
»Ich weiß nicht, ob sie einen Geist geholt haben. Es kann auch anders gewesen sein.«
»Jetzt sprechen Sie in Rätseln.«
»Scheiße, Sinclair. Nicht ich habe das gesagt, sondern Gino. Einen Geist geholt oder sich einen geschaffen. Haben Sie gehört? Sie können sich einen Geist geschaffen haben. Fragen Sie mich nicht, wie sie das fertig brachten, aber es ist so gewesen. Oder auch nicht, das weiß ich ja alles selbst nicht.«
»Hat Gino Ihnen mehr über den Geist erzählt?«
»Nein.«
»Sie haben auch nicht gefragt?«
»Hören Sie auf, Sinclair. Ich wollte nichts damit zu tun haben. Ich winkte ab, das ist alles.«
»Und er war bei den Beschwörungen nie allein?«
»Immer in der Gruppe.«
»Kennen Sie Leute daraus?«
»Nicht dass ich wüsste. Es war Ginos Tick. Ich habe damit nichts zu tun, verflucht.«
»Und jetzt ist er tot!«, stellte Suko trocken fest. »Das hätte Sie doch misstrauisch machen müssen.«
Der Mafioso rutschte vom Hocker. Er blieb nicht an der Theke stehen, sondern ging in unserer Nähe unruhig auf und ab. Seine Reaktion war nicht gespielt. Er machte sich wirklich Gedanken darüber, wie er das Problem in den Griff bekommen konnte. Als er stehen blieb, goss er sich einen zweiten Drink ein. Diesmal einen Whisky. »Klar, ich bin misstrauisch geworden. Aber erst in den letzten zwei Stunden. Da ist mir wieder alles durch den Kopf gegangen. Es war ja irgendwie grauenhaft, und ich habe nicht die Spur einer Erklärung. Das müssen Sie doch auch einsehen. Ich bin unschuldig. Ein Pontius Pilatus. Nicht mehr und auch nicht weniger.« Er hob seine Hand. »Wenn Sie gekommen sind, um mir etwas anzuhängen, sind Sie auf dem falschen Dampfer. Das ist nicht so. Gino hat ein Privatleben gehabt.«
»Es geht uns nicht um Sie.«
»Danke.«
»Es hätte ja sein können, dass er sie mit hineingezogen hat.«
»Nein, das hat er nicht. Es gab für ihn noch andere Freunde. Die zudem mit diesem Geschäft nichts zu tun haben. Das alles hat Gino strikt getrennt.«
»Noch mal«, sagte Suko. »Kennen Sie zufällig einen Namen dieser anderen Freunde?«
»Keinen.«
»Don Ambrose.«
»Hören Sie auf, Inspektor.«
Suko schaute mich an und sah mein Nicken. Es bedeutete, dass der Besuch für uns hier bei Tristano beendet war. Wir waren mit leeren Händen gekommen, aber wir würden nicht mit ganz leeren Händen gehen. Das stand fest.
»Wo hat er denn gewohnt? Hier bei Ihnen?«
»Ja.«
»Also hier im Haus?«
»Oben.«
»Waren die Kollegen dort?«
»Nein, sie haben sich zurückgehalten.«
Ich lächelte ihn an. »Genau das werden wir nicht tun. Bitte, sagen Sie uns, wie wir zu gehen haben.«
Dass ihm mein Vorschlag nicht passte, war an seinem Gesicht abzulesen. Er war aber vernünftig genug, sich nicht quer zu stellen, denn so etwas machte ihn nur verdächtig.
»Ich fahre mit euch. Wir müssen hoch. Aber ich will mir etwas anziehen.«
»Ist gut.«
Tizian Tristano verschwand durch eine Tür und ließ uns allein.
Suko ging auf und ab. Dabei fragte er mich: »Glaubst du ihm?«
»Du denn?«
»Ja«, erwiderte er lachend. »Er hat sich nicht verstellt. Es war zu sehen, dass er mit dem Ableben seines Mannes Probleme
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