1189 - Hexen-Wahrheit
des Baus. Allerdings nicht zu den modernen Folterkammern. Wir blieben in einem Gang, der hell erleuchtet war. An den Wänden klebten Poster.
Darauf war zu sehen, was man alles erreichen konnte, wenn die entsprechende Fitness vorhanden war und man auch genügend trainierte.
Ob es nur am Training lag? Da hatte ich meine Zweifel. Auch in diesem Bereich wurde zu viel gedopt. Beweise gab es nicht, trotzdem glaubte ich daran, dass ein Typ wie Tristano kräftig in diesem Doping-Geschäft abkassierte.
Ein blaues Schild mit der Aufschrift PRIVAT hätte jeden anderen Gast gestoppt. Uns allerdings nicht. Der Kleiderschrank auf zwei Beinen öffnete die Tür, und wir erreichten eine Wohnung, die im hinteren Teil des Hauses liegen musste.
Zwei Typen erhoben sich aus weichen Sesseln und kamen uns entgegen. Sie wollten uns durchsuchen, doch Sukos scharfer Ruf ließ sie stoppen. Er zeigte ihnen zudem seinen Ausweis. »Wenn ihr Ärger haben wollt, versucht es.«
Ich hatte mich inzwischen umgeschaut. Mein Geschmack war die Einrichtung nicht, obwohl ich nichts gegen helle Möbel habe. Diese hier waren beige lackiert, und die weißen Ledersessel sorgten auch nicht für eine gewisse Wärme.
Die beiden Typen schlichen davon. Sie schienen noch Respekt vor dem Yard zu haben oder waren geimpft worden.
Vor einem freien Stück Wand blieben sie stehen. Ich hatte nicht gesehen, dass einer von ihnen einen Kontakt betätigt hatte, jedenfalls öffnete sich ein Teil der Wand und schob sich wie eine Schiebetür zur Seite.
Dahinter lag Tizian Tristanos Reich.
Fast hätte ich laut gelacht. Ich kam mir vor wie in einem Film. Dieser große Raum sah aus wie eine Kulisse, die aus zwei großen Teilen bestand.
Zum einen ein Wohnraum, zum anderen ein Bad. Es gab einen großen Whirlpool, in dem warmes Wasser blubberte. Er besaß Ausmaße, die zum Schwimmen einluden. Ruhebänke mit dicken Polsterauflagen luden ebenso zum Verweilen ein wie eine Theke, an der ein Mann im weißen Bademantel saß. Auf dem Hocker neben ihm hatte ein zweiter seinen Platz gefunden, bekleidet mit einem pinkfarbenen Bademantel. Erst bei Näherkommen fiel uns auf, dass es eine Frau war. An ihren kurzen und superblond gefärbten Haaren jedenfalls war das nicht zu erkennen.
»Geh planschen«, sagte der Mann.
Die Superblonde gehorchte wie ein Hündchen. Sie rutschte vom Hocker, streckte sich dabei und ließ uns nicht aus den Augen. Mit wiegenden Schritten ging sie auf den Whirlpool zu. Dabei ließ sie den Bademantel fallen und präsentierte uns ihre nackte Rückseite.
Nicht, dass ich etwas gegen nackte Frauen habe, ganz im Gegenteil, aber hier kam mir das alles so grotesk vor, als wäre es gar nicht wahr. Dieser Tristano musste sich das alles aus irgendwelchen Filmen abgeguckt haben.
Die Blonde verschwand im Wasser, und wir hatten unsere Ruhe.
Tizian Tristano war relativ jung für einen Mafiaboss. Er gehörte zu diesen Typen, die nichts anbrennen ließen. Bei ihnen ging immer alles sehr schnell und kompromisslos. Sie sagten etwas, sie entschieden, und damit war die Sache erledigt.
Braungebrannt. Ein scharf geschnittenes Gesicht. Das schwarze Haar glatt nach hinten gekämmt. In seinem Gesicht fiel zweierlei besonders auf. Die breite Stirn und sein Oberlippenbart, der ihn wirken ließ wie ein Pirat. Er war nicht nur pechschwarz, er war auch an den Seiten in die Höhe gezwirbelt und wurde sicherlich ganz besonders gepflegt. Durch den Ausschnitt des Bademantels war seine Brust zu sehen. Überdeckt mit einem wahren Pelz aus Haaren, die wie Wolle hervorquollen.
Er grinste uns schief an. »Eigentlich habe ich mit euch wenig zu tun, aber in den letzten Stunden ist es schlimm gewesen.« Er steckte sich eine Nuss in den Mund, die er aus einer Silberschale genommen hatte. »Sollen wir hier bleiben oder uns woanders hinsetzen?«
»Das können wir auch hier erledigen«, sagte ich und fügte noch unsere Namen hinzu.
»Ja…«, sagte Tristano gedehnt und dabei kauend. »Sinclair und Suko. Das ist mir natürlich ein Begriff. Sogar ein sehr starker. Erinnert mich an Zeiten, die vorbei sind und auch nicht mehr zurückkehren werden. Costello gibt es nicht mehr. War ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Wir erledigen unsere Geschäfte anders und brauchen nicht die Hilfe irgendwelcher finsteren Mächte. Oder könnt ihr euch vorstellen, dass ich hier Beschwörungen durchführe?«
»Darum geht es nicht«, sagte Suko.
»Warum seid ihr dann hier? Zwei Geisterjäger. Ich bin mir der Ehre schon
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