119 - Der Diamantendolch
ganzes Gehabe - alles verriet, was für eine abscheuliche und dämonische Kreatur er war, ein Geschöpf der Finsternis und ein Todfeind Ungas, der ein Kämpfer der Weißen Magie war.
Der Cro Magnon ließ sich aber nichts anmerken.
„Was ist mit mir, Ravana?" fragte er. „Ich will dein Diener werden."
„Ich habe dich nicht aufgefordert, zu reden", grollte der Dämon, der seinen glühenden Blick nicht von Sita losreißen konnte.. „Schweig, bis du gefragt wirst!"
„Dein Blutmahl kannst du später abhalten", sagte Unga. „Wir sollten uns jetzt erst einmal unterhalten. Ich bin nämlich kein normaler Mensch, sondern habe Kenntnisse und Fähigkeiten der Magie, die selbst dir sehr nützen könnten."
Ravana starrte Unga an. Der Cro Magnon spürte, wie eine böse geistige Kraft in ihn einzudringen versuchte. Sein Körper war geschwächt von der wochenlangen Malaria, aber sein Geist war stark.
Er erwiderte Ravanas Blick.
Unga wandte eine Methode an, die ihn sein Herr und Meister Hermon gelehrt hatte. Er gab Ravanas geistigem Angriff scheinbar nach, errichtete aber eine magische Sperre in seinem Gehirn, so daß der Dämon seine Handlungen nicht beeinflussen konnte.
Ravana stieß ins Leere.
Unga lächelte ein wenig, als er die Überraschung des Eisenhäutigen spürte.
„Du kannst wirklich etwas", sagte Ravana nach einer Weile. „Alle anderen Menschen müssen sich meinem Willen beugen, wenn sie mir in die Augen sehen. Mein Karma überwältigt sie."
Es stach in Ungas Kopf, als der Dämon wieder versuchte, ihm seinen Willen aufzuzwingen. Aber der Cro Magnon hielt die Sperre aufrecht.
„Beherrschst du noch mehr Künste der Magie?" fragte Ravana.
„Allerdings", sagte Unga. „Gib acht!"
Eine weiße Spirale stand plötzlich im Raum zwischen Unga und dem Dämonen. Es war Ravanas böse Energie, die der Cro Magnon mit einem magischen Effekt umwandelte und zu ihrem Absender zurückjagen ließ. Wie ein Blitz sollte sie in Ravanas dämonisches Gehirn einschlagen.
Aber der Dämon reagierte schnell. Die helle Spirale erlosch, noch bevor sie richtig auf ihn einwirken konnte.
Er grollte böse. „Soll das ein Angriff gewesen sein?"
Unga bemühte sich, seine Enttäuschung nicht zu zeigen. Er hatte gehofft, Ravana kampfunfähig zu machen oder gar zu vernichten. Die Energiespirale anzuwenden, war sehr schwierig und gelang nur in seltenen Fällen.
Die geistige Konzentration hatte Unga erschöpft. Seine Knie wankten. Fast wäre er zu Boden gesunken.
„Nein, großer Ravana!" sagte er. „Nur eine Demonstration meiner Fähigkeiten. Ich wußte, daß ich dich mit dieser Magie nicht treffen konnte."
„Mich kann überhaupt niemand treffen", grollte Ravana. „Meine Haut ist aus Eisen, und keine Waffe vermag sie zu durchdringen. Nicht einmal das Feuer vernichtet mich. Mein böses Karma, im Laufe der Jahrhunderte angesammelt, macht mich allen lebenden Menschen und Dämonen überlegen." Er lachte böse. „Ich will dir ein Geheimnis verraten. Ich beherrsche mein Karma. Ich kann es manipulieren. Deshalb werde ich immer mächtiger werden."
Unga staunte. „Dein Karma manipulieren? Das glaube ich nicht, Ravana. Ich bin weit gereist und habe viel gesehen - von der Schwarzen und von der Weißen Magie -, aber daß jemand sein Karma manipuliert, die Summe seiner Taten, die sein Schicksal und seine Bestimmung für das nächste Leben sind, das halte ich für ausgeschlossen."
„Was verstehst du schon vom Karma?" fragte der Dämon ungeduldig. „Wenn ich dir sage, daß ich das meine beherrsche, dann ist es so. Schließlich bin ich ein Dämon und kann nicht sterben, außer auf magische Weise, und dann werde ich auch nicht wiedergeboren."
Unga lachte schallend. „Ich will dein Diener sein, Ravana, aber solche Lügen darfst du mir nicht erzählen. Was willst du denn mit der Aufschneiderei erreichen?"
„Sei nicht so unverschämt!" brauste der Dämon auf. „Ich kann dich als Diener gebrauchen, aber so wertvoll bist du für mich nicht, daß ich dich nicht entbehren könnte. Wenn du noch einmal sagst, daß ich lüge, werde ich dich umbringen."
„Entschuldige, Ravana, aber daß jemand sein Karma manipuliert, das ist einfach unglaubhaft. Er würde dann ja nicht mehr den Regeln und Gesetzen der Götter unterstehen. Er wäre mächtiger als sie. Das ist - das ist unvorstellbar."
„Du bist ein Narr!" grollte Ravana. „Ich kann mein Karma manipulieren. Ich vermag es zum Beispiel in einen anderen Menschen oder Dämonen, in ein Tier oder
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