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119 - Satanische Klauen

119 - Satanische Klauen

Titel: 119 - Satanische Klauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hatte.
    Durch seine Krankheit war er nicht dazu
gekommen, sich gestern abend und vor allem heute dem Film zu widmen. Wenn er
droben arbeitete, nahm er stets das Telefon mit. Es gab mehrere Anschlußdosen
im Haus, aber nur einen einzigen Telefonapparat.
    Brigit Valeau hätte schwören können, den
Apparat noch heute abend hier im Flur gesehen zu haben.
    Aber sie war zu verwirrt, um darüber noch
lange Gedanken anstellen zu können.
    Sie lief über die Treppe nach oben. Das
Gefühl, allein im Hause zu sein, erdrückte sie. Sie schwamm in einem Meer von
Angst. Antoinette auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen - Raoul mit seiner
Freundin aus - Armand in Paris - Henry hilflos im Bett.
    Ein dumpfer Druck lag auf ihrer Stirn. Sie
wußte nicht mehr, was sie überlegen sollte. Sie handelte nur noch mechanisch.
    Ihr wurde bewußt, wie groß dieses Haus
eigentlich war, jetzt, da es darauf ankam, so schnell wie möglich einen
bestimmten Punkt zu erreichen. Es schien ihr eine Ewigkeit herzusein, seitdem
sie von unten die Treppe hochgelaufen war.
    Der Schneideraum lag am anderen Ende des
Korridors.
    Als sie vor der Tür stand, hörte sie eine
leise Stimme.
    Brigit Valeau hielt den Atem an. Eine Frau
sprach.
     
    ●
     
    „ ... ich weiß keinen Ausweg mehr. Ich bin
verloren. Mein Versuch, alles zum Guten zu wenden, ist mißglückt. Was bleibt
mir noch? Kannst du mir eine Antwort darauf geben?“
    Stille.
    Dann wieder die gleiche Stimme, ernst, trist.
„Also der Tod. Selbstmord? Was wird die Welt denken?“
    Pause.
    „Die Welt interessiert mich nicht mehr - ich
gehöre hierher, ich habe versagt. Als Frau - und als Mensch. Ich habe mich zu
sehr beeinflussen lassen, nun sitze ich in der Falle. Gedanken - böse Gedanken -
ich muß sie denken, kann ihnen nicht widerstehen - muß sie ausführen - o mein
Gott - Gott? Wie bringe ich es fertig, diesen Namen noch über meine Lippen zu
bringen? Gott hat keinen Platz mehr in meinem Herzen - der Satan hat mich für
sich gewonnen. Ich bin freiwillig hierhergekommen - aber ich kann nicht mehr
freiwillig gehen - die Gedanken - wenn die schlimmen Gedanken nicht wären -
gibt’s denn keine Befreiung von ihnen?“
    Da riß Brigit Valeau die Tür auf.
    Mit einem Blick erfaßte sie das Innere des
Raums.
    Eine große Apparatur, der Schneidetisch.
Diverse Lämpchen glühten, das Bildfenster, in dem die Szenenfolge beobachtet
werden könnte, war in Betrieb. Die elektrische Anlage summte.
    Aber kein Mensch war hier.
    „Henry?“ fragte sie irritiert.
    Ihr Blick haftete auf der Szene, die sich im
Bildfenster zeigte.
    Die Hauptdarstellerin, Juliette Macon, war in
einer Großaufnahme zu sehen.
    Das ausdrucksstarke, breitflächige Gesicht
mit den großen schwarzen Augen war genau auf die Eintretende gerichtet.
    „Du kannst mir nicht helfen“, sagte Juliette
Macon mit dunkler, vibrierender Stimme. Ihre Blicke schienen sich mit denen
Brigit Valeaus zu vermählen.
    Sie hatte gesprochen. Daß ihr diese Stimme
nicht gleich bekannt vorgekommen war.
    „Auch du kannst es nicht...“
    Juliette Macon drehte ein wenig den Kopf, als
würde sie einen unsichtbaren Gesprächspartner anreden.
    „Und du? Was sagst du dazu?“
    Die Kamera fuhr zurück. Juliette Macons
Oberkörper war jetzt zu sehen. Sie trug ein enganliegendes schwarzes Kleid, das
hochgeschlossen war.
    Jetzt die Totale. Wie ein Relikt aus einer
vergangenen Zeit stand die Macon in der Rolle der „Unbekannten“ mitten in einem
kahlen Raum. Nackte Wände. Wie eine Zelle. Deutlich waren Quadersteine zu sehn.
    In der Wand eine Nische. Wie ein Kamin.
Daneben als einziges Möbelstück ein uralter Sessel im Renaissance-Stil.
    Die Macon wandte ihren Kopf diesem Sessel zu.
Darauf saß jemand.
    Die Kamera fuhr näher. Ganz langsam.
Beschwörende Musik klang leise auf, schwoll an. Dunkelblaue und dunkelgrüne
Lichteffekte wogten wie ein Nebelschleier über das Gesicht der Macon, das wie ein geisterhafter Schemen , die ganze Bildfläche einnahm. Die
Gestalt auf dem Sessel - war ein kleines Mädchen im roten Kleid, dessen Saum
mit einem schmalen blauen Band eingefaßt war und das über dem Kleid eine blaue
Strickjacke trug. Das blonde Haar schimmerte in dem nebelhaften Lichtgewoge wie
Gold. Kurzer Haarschnitt, eine Ponyfrisur. Hellblaue, leuchtende Augen, ein
kleiner roter Mund, der lächelte.
    Ein zartes Stimmchen wurde hörbar.
    „Du mußt mich töten, du mußt mich töten...“
    Da erst erkannte Brigit Valeau, daß kein kleines blondes Mädchen auf dem

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