11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
hätten in der First Class CS-Gas (Mace) versprüht, zwei Flugbegleiter niedergestochen, seien ins Cockpit marschiert und hätten die Tür verriegelt. Stewardess Ong und die anderen Flugbegleiter kämen nicht hinein.
Zwei Passagiere. Keine Wache vor der Cockpit-Tür. Keine Araber vor der Tür. Araber im Cockpit?
Ong erwähnte keine Araber. Laut Lydia Gonzalez, die den Anruf entgegennahm, konnte sie die Angreifer nicht beschreiben. 2 Ebenso wenig, wie es die anderen Mitglieder der Crew konnten, die Ong laufend über die Geschehnisse in der First Class informierten. Ong wies zu keinem Zeitpunkt des Gesprächs mit der American-Airlines-Zentrale darauf hin, dass die Hijacker arabisch aussähen – oder sonstwie anders als der typische US-Fluggast. Was verwundert, da dieses »ethnische Merkmal« der Crew sicherlich aufgefallen wäre.
Im weiteren – nicht aufgezeichneten Verlauf – des Telefonats gab Ong angeblich die Nummern zweier weiterer Sitze durch, auf denen Beteiligte an dem Hijack gesessen hatten. Die von ihr durchgegebenen Sitznummern (9A und 9B) korrespondierten nicht mit denen, die Flugbegleiterin Sweeney nannte (9D, 9G, 10B) und auch nicht mit denen, die die Kommission später angab (8D, 8G, 10B).
Die entscheidenden Fragen wurden in den Commission Hearings nicht gestellt, obwohl sie auf der Hand liegen. Da mehrere Crew-Mitglieder laut Zeugin Ong unmittelbar nach Beginn der Entführung ungehindert an die Cockpit-Tür klopften und versuchten, diese zu öffnen, befanden sich offenkundig alle an der Entführung beteiligten Personen, nämlich die von Ong gemeldeten zwei, von Anfang an im Cockpit. Der offiziellen Darstellung zufolge waren dies nicht nur die beiden Hijacker und die zwei Piloten, sondern sieben Personen – zwei Piloten und fünf Hijacker. Man fragt sich, ob die Kommissionsmitglieder die Abmessungen eines 757-Cockpits kannten.
Ongs Anruf belegt bloß: Die Passagiere der First Class sowie die klopfenden Flugbegleiter wurden nicht von vor der Tür postierten Hijackern bewacht oder eingeschüchtert.
Halten wir fest: Aus dem Anruf der Stewardess geht also zunächst einmal nur hervor, dass zwei Passagiere aus der First Class um 8:19 Uhr zwei Flugbegleiter und einen Passagier der First Class niedergestochen und die Cockpit-Tür von innen verriegelt hatten. Niemand hinderte die Crew, an die Tür zu klopfen oder daran zu rütteln, kein weiterer Entführer hielt sich in der First Class auf. Erst später fielen – laut Zweiter-Hand-Ohrenzeugen am Boden – den Flugbegleiterinnen weitere verdächtige Sitznummern ein oder auf. Was die Sitznummern betrifft, widersprechen sich die Ohrenzeugen.
Die merkwürdige Interpretation des eindeutigen Ong-Anrufs durch die Kommission endet aber nicht mit der Annahme von drei zusätzlichen Entführern. Denn Ong erwähnte im weiteren Verlauf des Telefonats offenkundig keinen Kurswechsel der entführten Maschine, sondern nur »unruhiges« Flugverhalten, zunächst um 8:26 Uhr. 3 Was deshalb erstaunlich ist, weil American 11 der offiziellen Darstellung zufolge nicht nur »unruhig« flog, sondern um 8:26 Uhr einen abrupten und scharfen 100-Grad-Kurswechsel absolvierte und, wichtiger, fortan nicht mehr westwärts flog, sondern nach Südosten, quer durch den meistbeflogenen Luftraum der USA, auf Kollisionskurs mit dem gesamten Verkehr von Ost nach West. Ong müsste nicht nur die abrupte Kursänderung aufgefallen sein, weil ihr von diesem Zeitpunkt an die aufgehende Sonne durch die Seitenfenster direkt ins Gesicht strahlte, sondern erst recht, dass sie, die Crew und die Passagiere sich von diesem Moment an in akuter Lebensgefahr befanden. Aber sie erwähnte keinen Kurswechsel.
Da auch ihre Kollegin Sweeney im Gespräch mit Michael Woodward darüber kein Wort verlor, fragt man sich, ob nicht die einfachste Erklärung die beste ist, nämlich dass gar kein Kurswechsel stattfand. Was wiederum erklären würde, weshalb Sweeney, abermals dem Ohrenzeugen Woodward zufolge, in den letzten Sekunden des Funkverkehrs zwar bemerkte, die Maschine fliege viel zu tief, nicht aber, dass sie sich längst im Tiefflug über New York befand. 4 Was sie als erfahrene Flugbegleiterin durchaus hätte erkennen können beziehungsweise müssen.
Beginnt man die Merkwürdigkeiten dieser Anrufe unvoreingenommen zu betrachten und erinnert sich zudem daran, dass auf den Militärradars »Flug 11« zu keinem Zeitpunkt auf dem Weg nach New York zu sehen war (→ Kap. 23 ), ergeben sich einige verblüffende
Weitere Kostenlose Bücher