11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
einst gesicherten Wahrheit vergleichen, die Sonne kreise um die Erde. Auch der Verschwörungstheoretiker Kopernikus, der Anno Domini 1543 Machthaber und Meinungsmacher höflich darauf hinwies, die von ihnen propagierte Darstellung halte einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht stand, rannte gegen fest verriegelte Türen – nämlich die eines Gedankengebäudes, um dessen Fortbestand man fürchten musste, ließe man nur auch nur einen von Kopernikus’ explosiven Gedanken hinein. Sogar die Teilnahme am Gedankenspiel war strikt zu unterbinden, denn schon das »Was wäre, wenn?« malte ein knallbuntes Armageddon an den Horizont: Wenn, ja wenn Kopernikus’ Theorie sich als valid erwiese – dann wäre das geozentrische Weltbild tot. Und mit ihm Gott. Und mit ihm der nun nicht mehr im Mittelpunkt des Universums und der Schöpfung stehende Mensch.
Undenkbar. Ende der Diskussion. Bevor sie überhaupt begonnen hatte.
Kopernikus’ Werk befand sich bis 1835 auf dem Index Romanus, Nachfolger Galileo Galilei stand während der letzten zehn Jahre seines Lebens bis zu seinem Tod im Jahr 1642 unter Hausarrest. Erst nachdem sich die längst beim Volk angekommene Wahrheit über Gott und die Welt selbst von den klerikalen Meinungsmachern partout nicht mehr leugnen ließ, wurde der Verschwörungsspinner formal auch von der katholischen Kirche rehabilitiert, und das quasi umgehend, nämlich 1992.
Weit hergeholt, der Vergleich zwischen geozentrischem Weltbild und jenem, in dem die freiheitsliebenden Christen die Gutmenschen sind, an deren Vorbild und System die Welt sich orientieren soll? Beileibe nicht, denn auch im Fall 9/11 hatte es der Konjunktiv von Anfang an in sich: Der 11. September sollte billigend in Kauf genommen oder gar unterstützt worden sein von Vertretern der gewählten US-Regierung selbst, um die Bürger des eigenen Landes schockiert und verängstigt in den Krieg zu schicken?
Undenkbar.
Insbesondere die medialen Meinungsmacher des beginnenden 21. Jahrhunderts, geprägt von den Jahren seit 1945, dem Ende des Zweiten Weltkrieges, mit dem das »amerikanische Jahrhundert« begonnen hatte, wussten, dass ihnen wahrhaft Welterschütterndes drohte – Welt bild erschütterndes, präziser gesagt. Denn jedermann und -frau wusste oder spürte: Erwiese sich, dass demokratisch gewählte Anführer dieses vorbildlich freien Systems, dass Cheney, Rumsfeld oder Bush im Vorfeld Kenntnis davon gehabt hätten, was am 11. September geschehen würde, käme gar heraus, dass Regierende via CIA, Department of Defense und Secret Service ein Verbrechen »bewerkstelligen« ließen, und zwar diesmal eines von atemberaubender Skrupellosigkeit, läge unsere ganze Welt in Trümmern. Nicht nur die Symbole des freien Welthandels in New York, weit schlimmer, die Welt in unseren Herzen und Köpfen. Denn allen Vorbehalten zum Trotz galt zu Beginn des 3. Jahrtausends nach Christi Geburt das Paradigma: Die USA führen uns, den Westen, und am American Way of Life soll die Welt sich orientieren in Richtung Freiheit, Wohlstand und Frieden.
Wären unsere Anführer zu einem Hochverrat an all unseren Idealen fähig, wäre das keine hässliche Systemstörung, wie wir sie oft erleben und wahlweise tolerieren oder ignorieren: keine kapitalistische Blüte wie die geschmierte Zulassung todbringender Medikamente, keine platzenden Bohrinseln oder Atomreaktoren, keine platzende Fünf-Billionen-Dollar-Immobilienblase. Terrorismus gegen die eigene Bevölkerung, von ganz oben toleriert, das ist – das wäre – das Ende unserer Weltsicht, das Ende unseres Glaubens an die Demokratie, die Freiheit, das Christentum, das Ende unseres Weges. Gäbe es das, Terror unter falscher Flagge, ausgehend vom Boden der USA und die eigene Zivilbevölkerung als »Kollateralschaden« in Kauf nehmend, hätten wir nichts mehr, woran wir uns halten könnten. Hätten wir alles verloren und trieben endgültig ohne Glauben und Orientierung durch Raum und Zeit – denn wohin könnten wir uns noch wenden, nach einem solchen Vorgang, auf der Suche nach Leitsternen? An das totalitäre China? An den Islam? Um Himmels willen!
Geraten wir in diese von den Psychologen als kognitive Dissonanz bezeichnete Gemütslage, reagieren wir reflexartig immer auf dieselbe Weise: indem wir alle Fakten ausblenden, die unsere fundamentalen Überzeugungen ins Wanken zu bringen drohen. Und je größer die Dissonanz, je größer die Gefährdung unserer Überzeugungen, desto geringer unsere Bereitschaft, die
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