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1190 - Die stählerne Spinne

Titel: 1190 - Die stählerne Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Entbehrung auf sich, um den Prinzipien huldigen zu können, die sie für die einzig richtigen hielten. ,Gewiß, ihre Geschichte war nicht eine der Weitsicht, der Weisheit oder auch nur dessen, was man unter Terranern gesunden Menschenverstand nannte. Aber es war eine Geschichte, die Sympathie erweckte. „Wann habt ihr euch vom Rest der Gharwos getrennt?" erkundigte sich Leo Dürk. „Vor vier Ordoban-Signalen - kurz nachdem Torquantuur das letzte Mal befruchtet wurde."
    „Wie lange ist das her?" wollte der Waffenmeister wissen und wurde sich im selben Augenblick der Ziellosigkeit seiner Frage klar. Der Abstand zwischen zwei Ordoban-Signalen diente den Gharwos als grundlegende Zeiteinheit. Wie hätten sie sie näher erklären sollen? Wie erklärte der Mensch einem Fremden, der nicht wußte, was eine Sonne war, die Dauer eines Jahres? „Du weißt, wer Ordoban ist?" lautete Girinaars Gegenfrage. „Nur ungefähr. Ich wüßte gerne mehr über ihn", antwortete Leo di- plomatisch. „Ordoban ist der Herr des Bereichs, in dem die Gharwos und andere Völker des Loolandre leben", erklärte Girinaar bereitwillig. Er pflegte Signale auszustrahlen, mit deren Hilfe wir den Ablauf der Zeit messen konnten. Große Signale und kleine. Große für die lang andauernden Zeitspannen, kleine für die kürzeren..."
    „Aber in letzter Zeit hat er keine Signale mehr geschickt?"
    „Du weißt es also", sagte Girinaar niedergedrückt. „Ordoban schweigt seit geraumer Zeit. Allein der Umstand, daß Torquantuur an den Schmerzen der Trächtigkeit leidet, sagt uns, daß das vierte große Signal seit ihrer Befruchtung dieser Tage fällig sein muß. Ordobans Schweigen hat uns sehr verwirrt. Wir wissen nicht, was wir darüber denken sollen."
    Leo Dürk machte eine beschwichtigende Geste mit beiden Händen. „Es ist eine Zeit der Ungewißheit", sagte er. „Ihr seid nicht die einzigen, die darunter zu leiden haben."
    Ein Schatten wuchs vor ihm auf. Er blickte in die Höhe und sah die hohe, athletische Gestalt des Admirals, der unbemerkt herzugetreten war. „Ich glaube, ich weiß, wo wir ansetzen müssen", sagte Callamon. „Wie steht's mit den SERUNS?"
    „Ich habe sie repariert", antwortete Leo Dürk und stand auf. „Wir sollten sie testen, bevor wir sie benützen."
    „Einverstanden", erklärte Callamon. „Fangen wir gleich an."
    „Zuvor sollten wir etwas besprechen", meinte der Waffenmeister. „Wenn's nicht zu lange dauert, sicher. Was ist es?"
    „Torquantuurs Eier", antwortete Leo Dürk mit großem Ernst.
     
    *
     
    Der Waffenmeister wiederholte in groben Zügen, was er soeben von Girinaar erfahren hatte. Clifton Callamon hörte seinen Bericht in stoischer Gelassenheit. „Wie ich mich Torquantuur gegenüber verhalte, richtet sich danach, was ich hier finde", antwortete der Admiral. „Ich habe einen wohldefinierten Auftrag, den ich auszuführen gedenke. Alles andere ist zweitrangig. Die Netzparias haben uns einen Hinterhalt gelegt und uns gefangengenommen. Vor gut zwei Stunden unternahmen sie abermals einen Versuch, uns zu übertölpeln. Ich bin nicht bereit, mich auf Gedeih und Verderb einer Gruppe von Wesen auszuliefern, deren bisheriges Verhalten eindeutig feindselig war."
    Leo Dürk hatte einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn die Sache einen versöhnlichen Ausgang genommen hätte. Aber war Callamons Unnachgiebigkeit nicht gerechtfertigt? Wie sonst hätte er reagieren können? Auf Girinaars Vorschläge einzugehen, wäre gleichbedeutend gewesen mit der Freilassung der Herrscherin.
    Was würde die Parias dann noch daran hindern, über die beiden Terraner herzufallen und sie in Stücke zu reißen? Und hatte Girinaar nicht selbst gedroht: „Von jetzt an trachte ich nach dem Tod der Frevler?"
    „Wenn wir einen sicheren Weg nach draußen rasch genug finden", versuchte der Waffenmeister, wenigstens einen Teil des guten Willens zu retten, „bleibt Torquantuur womöglich noch Zeit für ihre Vorbereitungen. Wenn ihr euch um das Wohl der Herrscherin und den Fortbestand eures Volkes sorgt, dann helft uns bei der Suche."
    Girinaar machte eine vage Geste mit einer der beiden vorderen Extremitäten. Was sie zu bedeuten hatte, wußte Leo Dürk nicht. Die Paria wandte sich schweigend ab und kehrte zu ihren Mitgefangenen zurück. Der Waffenmeister beobachtete, daß sich unter den Arachniden eine lebhafte Diskussion entspann. Die Luft füllte sich mit den Gerüchen unterschiedlicher Körperausdünstungen. Der

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