1190 - Geisterrache
Sinclair. Ich weiß nicht, wie es geschehen ist. Aber ich bin davon überzeugt. Finden Sie es bitte heraus.«
»Das werden wir versuchen, und wir müssen auch die Freunde Ihres Mannes finden.«
»Da kann ich Ihnen leider nicht helfen. Was glauben Sie, was ich alles schon getan habe. Ich hatte dabei ein schlechtes Gewissen, als ich in seinen Unterlagen nachschaute. Es waren keine Namen oder Adressen gespeichert. Nicht auf der Festplatte seines Computers und auch in seinem Notebook nicht. Selbst in dem kleinen, sehr privaten Notizbuch habe ich nachgeschaut, ohne etwas zu entdecken. Wenn Sie das erleben, kommen Sie sich wirklich verloren vor.«
Das konnten wir ihr nachfühlen. Deshalb erübrigte sich auch eine weitere Durchsuchung. Das einzige Indiz war das Kleid gewesen, aber das hatte sich nach dem Verbrennen vor unseren Augen aufgelöst.
Was blieb, waren zwei Namen.
Ethan und Hank!
Himmel, wenn ich daran dachte, wie viele Männer diese Vornamen tragen, konnte mir schon schwindlig werden. Solange wir keine andere Spur hatten, mussten wir uns damit zufrieden geben.
»Ich hätte Ihnen so gern geholfen«, sagte die Frau mit trauriger Stimme. »Aber es geht nicht.«
»Das wissen wir.« Ich blickte auf die Uhr. »Für uns wird es Zeit. Noch eine Frage.«
»Bitte.«
»Hatte dieser Club einen Namen?«
»Nein!«
Ich glaubte diese spontane Antwort. Bevor wir gingen, hinterließ ich meine Karte. Die Frau hielt sie mit spitzen Fingern fest. »Sollte Ihnen noch etwas einfallen oder sollte etwas passieren, was Sie sich nicht erklären können, dann rufen Sie mich bitte an.«
»Ich werde daran denken, Mr. Sinclair.«
Sie begleitete uns bis zur Tür und erklärte uns, dass sie sich jetzt um die Firma kümmern würde.
Zum Glück war sie in alle geschäftlichen Dinge eingeweiht, und sie war davon überzeugt, dass sie es schaffte.
»Wir gönnen es Ihnen«, sagte Suko.
Sehr nachdenklich verließen wir das Haus und gingen zu unserem Wagen. »Weißt du was, Suko?«
»Nein, aber du wirst es mir gleich sagen.«
Ich blieb stehen und schaute zum klaren Himmel. »Das ist ein Scheiß-Fall.«
»Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können«, erwiderte mein Freund.
***
Ethan Dunn gehörte zu den Menschen, die aus dem Rahmen des Normalen herausfielen. Nicht nur, was sein Äußeres anging, sondern auch was den Beruf anbetraf.
Er war Künstler!
Eigentlich Maler oder mehr Handwerker, denn das Künstlerdasein hatte er sich längst abgeschminkt. Er war handwerklich topp, und er gehörte zu den Menschen, die nicht nur sehr realistisch malten, sondern auch perfekt kopieren konnten. Wer einen »echten« Picasso in seinem Haus haben wollte, der besuchte Ethan Dunn und wurde prompt bedient, auch wenn das nicht eben billig war.
Aber die Leute zahlten, und Dunn machte sich überhaupt keine Sorgen, dass er Kunden an der Nase herumführte. Für ihn war es wichtig, ein gutes Leben zu führen.
Hinzu kam, dass er sich auch als Aktmaler einen guten Ruf verschafft hatte. Da gab es ja wieder die verrücktesten Typen. Fotografen verdienten Geld damit, dass Kunden erschienen, um Nacktaufnahmen von ihren Frauen oder Freundinnen schießen zu lassen, damit sie damit einen Kalender bestücken konnten.
Bei ihm war das ähnlich. Es gab Menschen, die ihre Frauen gern in Öl gemalt sahen und zwar so wie, der Herrgott sie erschaffen hatte. Das tat Ethan natürlich gern. Er war kein Kostverächter und dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan. Schon öfter hatte er erlebt, wie die Frauen das Vertrauen der Männer missbrauchten. So war es bei den Besuchen nicht nur beim Malen geblieben.
Ethan war kein schöner Mann. Trotzdem strahlte er etwas aus, das die Frauen anzog. Nicht alle, aber einen großen Teil schon. Es mochten seine grünen Augen sein, die zu einem Iren wie er es war, einfach dazugehörten. Es passten auch die rotblonden Haare, die er lang hatte wachsen lassen. Im Nacken waren sie zu einem Zopf zusammengebunden. Eine blasse Haut, kleine Ringe in den Ohren und einen Brilli auf der linken Wange. Das waren so seine Markenzeichen, wie auch der weiße Kittel, den er bei seiner Arbeit trug.
Nach einiger Suche hatte es Ethan Dunn geschafft, ein entsprechendes Atelier zu finden. Mitten in einem Industriegebiet stand ein Haus mit einem entsprechenden Anbau. Ein großes Glasdach sorgte für den nötigen Lichteinfall, und wenn das Wetter mal sehr trübe war, dann sorgten entsprechende Leuchten für das gute Arbeitslicht.
An diesem späten
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