1191 - Monsterblut
der Beleuchtung liegen oder an den grünlich gestrichenen Wänden.
Wir blieben beide stehen, als wir die Zelle des Doppelmörders betreten hatten. Es war nur der Arzt anwesend. Er hatte den Toten schon untersucht. Jetzt stand er neben dem Bett und sprach in ein kleines Aufnahmegerät. Uns schaute er so unwillig an, als wären wir die ärgsten Störenfriede.
Wir nickten ihm zu und stellten uns dann vor. »Bevor Sie mich fragen, schauen Sie ihn sich an«, sägte der Arzt.
Das taten wir auch.
Der Anblick war schlimm. Wir bemühten uns, nicht in das Blut zu treten, das um den Toten eine Lache gebildet hatte. Wir wussten jetzt, wie die angebliche Schwester des Brian Mills tötete. Die spitzen Zähne hatten die Kehle des Justizangestellten zerbissen. Der Mann hatte keine Chance gehabt.
»Furchtbar«, flüsterte Purdy und schüttelte den Kopf.
Es war wirklich keine Sache mehr für uns, denn nun mussten die Kollegen ihre Arbeit tun.
Ich wandte mich an Dick Abbot, der an der Tür wartete und nervös an seinen Jackenaufschlägen zupfte. »Sie werden die Kollegen von der Mordkommission anrufen, nehme ich an.«
»Natürlich.«
»Gut. Das ist das eine. Dann hätten wir noch einen Wunsch.«
»Ah ja?«
»Wir müssen mit Brian Mills reden. Wo haben Sie ihn hingebracht?«
»In einen Extraraum. Ausbruchsicher, absolut.«
»Sind die anderen Zellen das nicht?«
»Kommen Sie mit!« Er drehte sich um. Diskutieren wollte er nicht mehr.
Purdy und ich folgten ihm in einen Trakt des Gefängnisses, der noch düsterer aussah. Dort war das Licht auch nicht mehr so hell. Wir blieben vor einer Tür stehen, die nahe einer kleinen Treppe lag.
Auf den Stufen brach sich das gelbliche Licht.
Abbot persönlich entriegelte die Tür und ließ uns eintreten. Er schaltete das Licht von außen her ein.
Man hatte den Doppelmörder tatsächlich im Dunkeln schmoren lassen.
In diesem kleinen Raum - jeder Hund hatte in seiner Hütte fast mehr Platz - gab es nur einen Schemel. Keine Schlafgelegenheit, kein Waschbecken, auch keine Toilette. Dafür zerkratzte Wände, an denen mancher Insasse seine Wut ausgelassen hatte.
Brian Mills saß auf dem Schemel und schaute zur Tür. Als das Licht eingeschaltet wurde und er uns erkannte, huschte ein hämisches Grinsen über seine Lippen. Er machte auf uns den Eindruck, als wüsste er bereits Bescheid.
»Da sind wir wieder«, sagte ich.
»Soll ich mich jetzt freuen?«
»Bestimmt nicht. Die Freude wäre nicht echt.«
Er zog ein Bein an und legte die Hände um sein Knie. »Was wollt ihr denn überhaupt?«
»Nur wissen, was wirklich vorgefallen ist.«
Nach meiner Frage legte er den Kopf zurück und lachte. Es war eine Mischung aus Grölen und Kichern. Wir hatten die Nerven und warteten so lange, bis er sich wieder beruhigt hatte.
»Also«, sagte ich dann.
»Er hat seine Strafe bekommen«, erklärte Mills. »Alle kriegen sie, die nicht zu mir stehen.«
»Alle?«, fragte Purdy.
»Klar. All die, die ich nicht leiden kann. Und das sind bestimmt nicht wenige. Ihr gehört ebenfalls dazu. Auch Abbot und alles, was hier frei herumläuft. Man wird sich hier noch wundern. Man sperrt mich nicht einfach ein. Nicht mich. Das Monsterblut schweißt zusammen, wenn ihr versteht.«
»Nicht unbedingt«, sagte Purdy. »Du bleibst also dabei, dass dieses Monster den Mann so grausam getötet hat.«
»Grausam? Er ist schnell gestorben. Er hat nicht mal lange zu leiden brauchen. Es hätte auch schlimmer kommen können. Das wird es bestimmt für andere werden.« Er sah jetzt Abbot an. »Ich kann mir vorstellen, dass sich meine Schwester als nächstes diese komische Gestalt holt. Wäre nicht übel.«
Abbot hatte zugehört. Er zeigte sich jetzt ziemlich erregt und lief auch rot an. »Was redet dieser Mann für einen Unsinn?«, fuhr er uns an, als trügen wir dafür die Verantwortung. »So etwas verbitte ich mir.«
Die Staatsanwältin schüttelte sehr bedächtig den Kopf. »Auch wenn Sie enttäuscht sein werden, Mr. Abbot, aber der Mann hat leider keinen Unsinn geredet. Er hat die Wahrheit gesagt, und die müssen wir akzeptieren.«
»Wieso? Es war keine Schwester hier. Außer Ihnen beiden hat er keinen Besuch erhalten.«
»Sie war hier, Mr. Abbot, verlassen Sie sich darauf.« Purdy Prentiss nickte so heftig, dass Abbot unsicher wurde und seinen Mund hielt. Purdy redete weiter. »Es kann auch sein, dass wir Ihren Gefangenen mitnehmen, Mr. Abbot. Ich sage Ihnen das jetzt, damit Sie später nicht zu überrascht
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