1192 - Schamanenkult
kräftigen jungen Männern bewacht, die aussahen, als kämen sie frisch aus dem Fitnesscenter. Die helle Kleidung lag eng an. Statt der Gürtel trugen sie rote Schärpen um die Hüften. Die Männer hatten kurz geschnittene dunkle Haare und sonnengebräunte Gesichter.
Sie schauten uns nicht eben freundlich an, als wir stehen blieben. Suko, der Bill den Vortritt gelassen hatte, runzelte die Stirn. Er sah aus wie jemand, der sich auf Ärger einstellt.
Der Reporter lächelte freundlich und deutete auf die Tür. »Wir möchten zum Meister.«
Er wurde angeschaut, als hätte er soeben eine Todsünde begangen. Zugleich schüttelten die beiden die Köpfe.
»Unmöglich!«
»Warum?«
»Der Meister meditiert.«
Der andere fügte hinzu: »Außerdem musst du dir einen Termin geben lassen, Bruder, und ich sage dir jetzt schon, dass der Meister völlig ausgebucht ist.«
»Wir werden ihn trotzdem sprechen müssen, denn wir haben unsere Gründe.«
»Das sagen viele.«
Es war Zeit, dass Suko und ich eingriffen. Als wir uns heranschoben, da sahen die zwei Wächter immer weniger glücklich aus. Sie nahmen eine Haltung an, die darauf hindeutete, dass sie uns auch mit Gewalt fern halten würden.
Ich drängte Bill ein wenig zur Seite und zeigte meinen Ausweis. Bevor die Knaben den Text lesen konnten, erklärte ich ihnen, wer wir waren.
Dann fragte ich: »Können wir jetzt hinein?«
»Nein!« lautete die Antwort. »Die Ruhe des Meisters muss jedem heilig sein.«
Wenn ich so etwas höre, bekomme ich die Krise, aber ich riss mich zusammen. Neben mir schnaufte Bill wütend, und auf Sukos Lippen lag ein angespanntes Lächeln.
»Wir werden hineingehen«, erklärte ich, »und Sie beide werden uns nicht daran hindern. Es sei denn, Sie wollen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angeklagt werden. Das hier ist ein öffentliches Gebäude, und wir sind nicht gekommen, um mit dem Meister irgendwelchen Hokuspokus zu diskutieren. Wenn wir mit ihm sprechen, haben wir handfeste Argumente vorzuweisen.«
Die beiden wurden unsicher. Sie sprachen davon, dass der Meister sie zu seinem Schutz ausgesucht hatte.
»Wir wollen ihn ja nicht umbringen. Außerdem muss er Verständnis dafür haben, dass die Polizei des Gastlandes einige Worte mit ihm reden will.«
Wären wir keine Gesetzeshüter gewesen, sie hätten sicherlich versucht, uns mit mehr oder weniger sanfter Gewalt zu verscheuchen, so aber mussten sie einen Kompromiss finden.
Der Typ, der etwas größer war als sein Freund und mir direkt gegenüberstand, nickte. »Ja, das sehen wir ein. Bitte, ich werde hineingehen und nach dem Meister sehen.«
»Warum das?« fragte Bill.
»Er muss vorbereitet werden.«
»Nichts da!« Ich schüttelte den Kopf. »Wir werden Ihren Meister überraschen, und er wird uns bestimmt nicht aus dem Raum werfen. Verzieht euch in irgendeinen Ruheraum und macht mal Pause.«
Sie schauten sich an. Nach einer Weile hoben sie die Schultern. Schweigend zogen sie dann ab.
»Na bitte«, sagte Bill.
»Der Meister scheint wirklich sehr wichtig zu sein«, sagte Suko. Er stand schon direkt vor der Tür und schaute sich den Hebel an, mit dem die Tür geöffnet werden konnte.
»Alles klar?« fragte er.
Wir nickten.
Dann öffnete Suko die Tür…
***
Ich konnte nur von mir sagen, dass mich eine gewisse Spannung erfasst hatte, als ich einen Schritt über die Schwelle und in die fremde Welt hineinsetzte. Wir bewegten uns sehr vorsichtig und schauten uns auch sofort nach dem Eintreten um.
Es war tatsächlich eine andere und auch fremde Welt. Die kleine Halle oder der große Raum war nur schwach beleuchtet. Dieses Licht fiel von der Decke her nach unten, aber es waren keine normalen Lampen, die es abgaben, sondern funkelnde Lichter, die aussahen wie Sterne, und die Decke glich dabei einem Firmament, auf das sich die Dunkelheit gelegt hatte. Es war eine kuppelartige Form erreicht worden, und die Farbe bestand aus einem tiefen Blau, das aus der Unendlichkeit zu kommen und auch in sie hineinzureichen schien.
An den Wandseiten gab es ebenfalls Lichtquellen. Die Helligkeit dort erinnerte mehr an Totenlichter, die man auf irgendwelche Gräber gestellt hatte.
Nachdem sich unsere Augen an die Verhältnisse gewöhnt hatten, sahen wir, dass der große Raum nicht leer war. Man hatte aus Stühlen verschiedene Reihen aufgebaut. Vier insgesamt. Sie umgaben einen Mittelpunkt. Zwischen den Reihen war Platz genug, um jeden Platz bequem erreichen zu können.
Aber wo steckte der
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