1192 - Schamanenkult
Lächeln nicht verkneifen, und Suko sah sich die Jünger ebenfalls indigniert an.
Das war sein Fall auch nicht.
Schon vor dem offiziellen Eingang waren die ersten Stände aufgebaut. Dort wurden Broschüren und Bücher verkauft. Auch hier froren die Verkäufer, aber sie harrten aus.
Wir betraten den Bau. Immer wieder schwappten die Türen auf, wenn Menschen Kontakte unterbrachen, und auch vor uns schwangen sie zur Seite.
So abgefahren die Leute auch auf uns wirkten, die Gesetze der Marktwirtschaft wurden trotzdem eingehalten. Wer in die eigentlichen Ausstellungsräume hineinwollte, der musste an einer der beiden Kassen zahlen.
Das übernahm Bill für uns. Wir wollten nicht offiziell als Polizisten auftreten, denn so etwas hätte sich einfach zu schnell herumgesprochen.
Erst als bezahlt worden war, konnten wir das Gebiet der Stände betreten. Man hatte sie nicht willkürlich hingestellt, sondern wie bei einer normalen Messe oder Ausstellung. Es gab richtige Gänge, durch die wir als Besucher gehen konnten.
Voll war die Halle nicht, aber schon gut gefüllt. Wir sahen keinen Stand, an dem nicht irgendwelche Interessenten standen und sich für die angebotenen Artikel interessierten. Da wurden Steine, Glücksbringer, Kristalle, Bücher und Ratgeber ebenso verkauft wie auch bestimmte Tücher und Schmuck.
Es gab abgeteilte Boxen, in denen sich der Suchende bei Fachleuten Rat holen konnte. Schilder wiesen auf Ruheräume hin, man konnte sich hypnotisieren lassen und Vorträge über das Schamanentum hören.
Die Fotos der Stars waren ebenfalls aufgehängt worden. Nur wenige Europäer zählten zu den Cracks, die meisten Schamanen stammten aus Asien oder Afrika.
Wer hier herumsuchte und sich orientierte, gehörte oft zu den alternativen Menschen, die sich der Natur verschrieben hatten und gewissen Phänomenen auf den Grund gehen wollten.
Ungefähr in der Mitte der Ausstellungshalle gab es so etwas wie ein Infozentrum. Es war kreisförmig errichtet worden. Dahinter arbeiteten eine junge Frau und ein junger Mann, um den Fragenden Auskünfte zu erteilen.
Uns ging es darum, Mongush zu finden. Gesehen hatten wir ihn öfter. Allerdings nur auf den großen Bildern, mit denen die Wände bestückt waren.
Ich wusste jetzt wie er aussah, aber als lebendige Person war er uns nicht über den Weg gelaufen.
Auch Bill hatte sich die Bilder betrachtet und bei jedem Anblick stets genickt.
»Ja, das ist er gewesen. So hat der verdammte Geist in meinem Garten ausgesehen.«
»Geist und Mensch sahen gleich aus?« Darüber konnte ich mich nur wundern.
»Nicht direkt, John, das weißt du selbst. Aber ich habe die Gesichtszüge erkannt.«
»Irgendwo muss er ja stecken«, sagte Suko. Er ließ uns stehen und ging auf den Infostand zu, an dem im Moment nur ein Kunde stand. Suko konnte mit dem jungen Mann sprechen, der sich seine Haare leuchtend gelb gefärbt hatte.
Es wurde ein längeres Gespräch. Dann bedankte sich Suko und kehrte zu uns zurück.
»Und? Ist der Meister da?«
»Ja, Bill. Aber er ist nicht für uns zu sprechen. Er hat bestimmte Zeiten, zu denen er die Rat suchenden Menschen und Jünger empfängt. Angeblich soll er jetzt meditieren.«
»Hier?« fragte ich.
»Ja.«
Ich schaute Bill an. Wir dachten beide das Gleiche, und Suko sicherlich auch. So leicht wollten wir uns nicht abweisen lasen. Es konnte uns egal sein, ob er meditierte. Wir wollten etwas aufklären, bei dem er eine wichtige Rolle spielte.
»Weißt du denn, wohin er sich zurückgezogen hat?«, fragte Bill.
»Er ist noch hier.«
»Dann lass uns gehen.«
Den Weg zum Meister mussten wir uns nicht erfragen. Es gab Hinweisschilder, die uns in den Hintergrund des Ausstellungsgebäudes trieben. Hier gab es die mehr oder minder großen Räume, in denen sich die Gruppenveranstaltungen abspielten. Da musste man für Vorträge natürlich extra bezahlen.
Die Natur und du! Das Leben von innen erfassen. Nie mehr Angst vor dem Tod. Mit Geistern sprechen über den Meister des Channeling. So und ähnlich lautete der Titel der Vorträge und kleinen Workshops. Wer hineinwollte, hatte schon vorher eine Eintrittskarte gelöst und musste sie an der Tür vorzeigen.
Mongush residierte wirklich im Hintergrund. Es war der letzte Raum, in dem wir ihn fanden.
Es war etwas enttäuschend, denn wir standen zunächst vor einer hellen, völlig normal aussehenden, zweiflügeligen Holztür. Hinein konnten wir auch nicht. Zum einen war die Tür geschlossen, zum anderen wurde sie von zwei
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