1192 - Schamanenkult
sprechen.
Ich wusste nicht, weshalb er überhaupt den Schädel besprochen hatte. Er sah noch aus wie immer, und der Schamane ließ ihn auch jetzt sinken.
Er blickte uns der Reihe nach an und sagte nur einen Satz, den wir ihm sogar glaubten.
»Es ist vorbei mit ihm!«
Ich nickte.
Aus dem Hintergrund meldete sich Sheila mit zittriger Stimme. »Was geschieht mit ihm?«
Es schien, als hätte Mongush nur auf diese Frage gewartet. Die Antwort erhielten wir ohne Zögern.
»Das!«, sagte er, hob seine Hände und damit auch den Schädel und schleuderte ihn auf die Wand zu.
Wir konnten seinen Flug verfolgen. Wir sahen auch den Aufprall. Wir hörten ihn. Die Knochen zersprangen mit hohl klingenden Geräuschen, und plötzlich fegte ein Blitz dort auf, wo er gegen die Wand geprallt war.
Kein Feuer loderte auf. Der Blitz war eher mit dem kurzen Abbrennen einer Wunderkerze zu vergleichen. Und er war so stark oder so heiß, dass er den Gegenstand verbrannte und nichts mehr von ihm zurückblieb. Nicht einmal Asche.
Wie Mongush das geschafft hatte, war uns ein Rätsel. Ich dachte nur an seine letzten Worte. Da musste er diesen alten Schädel beschworen haben, und seine Macht war stärker.
Erst nickte er uns zu. Dann lächelte er und schließlich sagte er etwas, das uns überraschte.
»Meine Freunde warten. Sie hoffen auf mich. Sie haben viele Fragen und haben es verdient, die entsprechenden Antworten zu bekommen. Deshalb möchte ich einen von euch bitten, dass er mich wieder zurück zu meiner eigentlichen Aufgabe bringt.«
»Das übernehme ich«, sagte Suko.
»Gut.« Der Schamane verbeugte sich zum Abschied und wünschte uns noch ein langes Leben.
Dann ging er und drehte sich nicht ein einziges Mal um. Er war wie ein Phantom in unser Leben getreten und ebenso schattenhaft wieder verschwunden.
***
Sheila und Bill lagen sich in den Armen, während ich mich um Mrs. Taylor kümmerte. Sie war noch immer nicht bei Bewusstsein, deshalb verzichtete ich auf Handschellen.
Die Kollegen hatte ich schon angerufen. Einen Arzt auch. Der sollte Livia Taylor in ein Krankenhaus bringen. Sie würde später noch den Tod ihres Mannes verkraften müssen.
Die Conollys waren ins Wohnzimmer gegangen. Ihre Gesichter hatten wieder etwas Farbe bekommen.
»Das Haus braucht einen neuen Käufer oder Mieter«, sagte Bill und schaute mich an. »Wäre das nichts für dich, John?«
»Nein!« Ich winkte mit beiden Händen ab. »Du wirst es kaum glauben, aber ich fühle mich in meiner Wohnung verdammt wohl. Außerdem fehlt mir das Geld für ein Haus.«
»Darüber könnte man reden«, sagte Sheila.
»Kauft das Haus doch für Johnny.«
Sheila blickte ihren Mann an. »Ob der so was will?«
»Wollen schon«, sagte ich und grinste Sheila an. »Dann aber stünde er genauso unter deiner Kontrolle wie ich.«
»Du bist ein Ekel, John.«
»Besser das als gar nichts«, erwiderte ich lachend.
ENDE
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