1192 - Schamanenkult
einverstanden. Aber sie fügte noch etwas hinzu und meinte mit leiser Stimme: »Möglicherweise sollten wir Johnny darüber informieren. Man weiß nicht, was kommt.«
»Tja, das ist die Frage.«
»Du bist nicht dafür?«
»Nein, nicht so direkt. Ich will ihn jetzt nicht wecken. Aber es wäre zu überlegen, ob wir ihn später aufklären sollen.«
»Wenn du mit John gesprochen hast.«
»Zum Beispiel.«
»Es ist deine Entscheidung, Bill. Du hast diese Gestalt gesehen. Ich mische mich nicht ein.« Sie schaute auf die Uhr. »Es ist eigentlich noch zu früh, um wach zu bleiben. Ich jedenfalls lege mich wieder ins Bett. Du auch?«
»Ja. Was soll ich hier am Schreibtisch hocken und mir den Kopf zerbrechen.«
»Das wird auch im Bett nicht anders sein.«
»Da hast du Recht. Nur dort ist es dann bequemer. Da kann ich liegen.«
Bill schaltete das Licht aus. Zusammen mit seiner Frau verließ er das Büro. Sie waren leise, um Johnny nicht aufzuwecken, aber sie gingen auch auf Nummer sicher und schauten im Zimmer ihres Sohnes nach, ob dort alles in Ordnung war.
Ja, es war alles klar. Johnny lag in seinem Bett und schlief tief und fest.
Beide gingen beruhigter in ihr Schlafzimmer. Sie lagen auf dem Rücken, schauten zur Decke und dachten daran, dass innerhalb kurzer Zeit wieder alles anders geworden war. Das war ihr Leben.
Trotz der Überraschungen hätte Bill mit keinem tauschen wollen, und Sheila wohl auch nicht.
»Hast du nicht von einem Traum gesprochen?«, fragte Bill nach einer Weile.
»Stimmt.«
»Wie war er?«
»Nicht gut.«
»Hm. Hing er mit dem zusammen, was ich draußen erlebt habe?«
Sheila fasste nach der Hand ihres Mannes. »Das weiß ich nicht genau, Bill. Es war jedenfalls kein schöner Traum. Ich war allein auf weiter Flur, und über meinem Kopf bildete sich eine dunkle Wolke, die immer größer wurde. Sie breitete sich aus, aber sie stieg auch in die Höhe, um sich schließlich immer tiefer zu senken. Sie wollte mich erdrücken.«
»Hat sie es geschafft?«
»Nein, denn ich wachte auf, bevor sie auf mich niederfallen konnte. Und du bist nicht im Bett gewesen.«
»Ich hatte eben draußen zu tun.«
»So kann man es auch sagen«, flüsterte Sheila und fragte: »Was kommt da auf uns zu, Bill?«
»Ich weiß es nicht - leider…«
***
Alltag eines Geisterjägers, der für mich damit anfing, dass ich mit der U-Bahn ins Büro fuhr. Zusammen mit meinem Freund und Kollegen Suko, der wacher war als ich, denn ich hatte in der vergangenen Nacht nicht gut geschlafen.
Geträumt hatte ich von den Kreaturen der Finsternis, die mich umzingelt hatten. Aus ihrem Kreis war dann ein gewisser Brian Mills erschienen. Bewaffnet mit zwei Revolvern. Er hatte auf mich gefeuert und mich mit mehreren Kugeln niedergestreckt. Danach war erlachend in den Kreis der Dämonen eingetaucht und hatte sich zusammen mit ihnen einfach aufgelöst.
Mein Traum war noch nicht beendet, denn plötzlich war die blondhaarige Staatsanwältin Purdy Prentiss erschienen. In einer Hand hielt sie den abgeschlagenen Kopf des jungen Mannes und warf ihn neben mir zu Boden, bevor sie sich niederkniete und um mich, den Toten, weinte.
Erhebend war der Traum nicht eben gewesen, denn er hatte mich noch am Morgen beschäftigt.
Es schien kein guter Tag zu werden, und das Ungute setzte sich noch fort, denn als wir das Vorzimmer betraten, war von Glenda Perkins nichts zu sehen. Es wies auch nichts darauf hin, dass sie schon da gewesen war und das Büro nur mal kurz verlassen hatte. Alles sah so aus wie am vergangenen Abend verlassen.
»Wo ist Glenda?« fragte ich.
»Bald ist Weihnachten«, meinte Suko lapidar.
»Das weiß ich. Aber was hat das mit Glenda zu tun?«
»Sie hat sich den heutigen Morgen freigenommen, um Geschenke einzukaufen. Wovor du dich ja gedrückt hast«, hielt Suko mir noch vor.
»Den Auftrag hat Shao übernommen. Sie hat mehr Zeit als ich und auch als du.«
»Ich war wenigstens einmal mit ihr weg.«
»Und? Hat es dir gefallen?«
»Nein.«
Ich lachte und hatte mich längst an die Kaffeemaschine gestellt, um die braune Brühe und den Wachmacher zu kochen. Ohne meinen Bürokaffee war ich nur ein halber Mensch.
Suko wollte keinen Kaffee. Er ging bereits in unser Büro, während ich noch im Vorzimmer wartete und über den Tag nachdachte, der noch vor uns lag. Wir hatten keinen bestimmten Fall am Hals, aber wir würden auch nicht im Büro bleiben, sondern in der Stadt unterwegs sein.
Drei Tage lang trafen sich die Schamanen in
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