1192 - Schamanenkult
Psychotherapeuten zusammenarbeiteten und auch einige Heilungen erzielt hatten.
Ich stand auf.
»Geht es los?«, fragte Bill.
»Ich denke schon.«
Er schnappte seine Jacke und streifte sie über. Unseren Chef, Sir James, brauchten wir nicht zu informieren. Er war an diesem Tag außer Haus. In Notfällen war er natürlich erreichbar, aber als einen Notfall sah ich das hier nicht an.
Suko und ich hatten eigentlich vorgehabt, recht locker mit dem Kongress umzugehen.
Das konnten wir uns jetzt abschminken. Wir würden alle drei mehr als wach sein. Und besonders gespannt waren wir auf Mongush, den König der Schamanen…
***
Sheila hatte ihrem Sohn noch geraten, sich einen Schal umzubinden, was Johnny nach einigem Zögern und Meckern schließlich getan hatte. Er sah sich schließlich als einen harten Burschen an, und da waren dicke Schals eigentlich überflüssig, zumal eine blasse Wintersonne vom Himmel her strahlte.
Er hatte es schließlich doch getan und war froh darüber, denn auf dem Roller wehte ein eisiger Wind.
Erst als Johnny nicht mehr zu sehen war, trat Sheila wieder fröstelnd zurück in das Haus, das ihr plötzlich so leer vorkam, denn Bill war schon seit über einer Stunde weg, um zu seinen Freunden John und Suko zu fahren.
Es lag auf der Hand, dass die Vorkommnisse der vergangenen Nacht bei Sheila noch nachwirkten.
Das steckte man nicht so leicht weg, auch wenn gerade sie in ihrem Leben schon die ungeheuerlichsten Dinge erlebt hatte. Es passierte immer wieder. Die andere Seite schnitt in ihr Leben hinein. Davon wurden weder sie noch ihr Sohn verschont. In der letzten Zeit war es zum Glück ruhiger geworden. Darauf verlassen, dass es so blieb, konnte sich Sheila jedoch nicht. Zudem war ihr Mann ein Mensch, der nach gewissen Fällen und nicht erklärbaren Phänomenen suchte, um Artikel und Berichte darüber zu schreiben.
Ein leeres, aber auch ein teilweise erhelltes Haus, denn am klaren Himmel zeigte sich eine ebenso klare Wintersonne, deren Strahlen im flachen Winkel durch die Fenster fielen und das Haus erhellten.
Zwar war es Sheila gewohnt, allein zu sein, doch an diesem Tag sah sie es anders. Wenn Bill unterwegs war, hatte auch sie zu tun, aber heute hatte sie sich nicht mit irgendwelchen Dingen beschäftigen und ablenken können, weil die innere Unruhe einfach zu stark war und sie belastete.
Sie ging mehrmals durch ihren Bungalow, schaute in die verschiedenen Zimmer hinein, ohne dort etwas zu entdecken und war trotzdem nicht beruhigter.
Als sie sich in Bills Arbeitszimmer befand, meldete sich dort das Telefon.
Nach dem zweiten Klingeln hob sie ab.
Es war Bill.
»Alles klar?« fragte Sheila.
»Bei mir schon. Und bei dir?«
»Auch.«
»Deine Stimme hört sich seltsam an.«
»Ich bin müde, Bill.«
»Dann versuche zu schlafen.«
Sie lachte nur.
»Ich rufe dich aus einem anderen Grund an. Wenn ich dir den gleich erzähle, wirst du nur den Kopf schütteln. Es war unser Glück, dass ich John und Suko besucht habe…«
Sheila hörte sehr konzentriert zu. Sie fand auch heraus, dass Bill von seinem Handy aus telefonierte, denn im Hintergrund waren Fahrgeräusche zu hören.
Was Bill ihr dann sagte, war schwer zu fassen. Es gab diesen unheimlichen Besucher als Menschen und zugleich als eine feinstoffliche Gestalt. Er war Schamane und hieß Mongush. Ihn prägte sich Sheila ein und hörte Bill leise lachen.
»Du kannst dir vorstellen, Sheila, dass die Dinge jetzt anders liegen als zuvor. Ich bin fast geil darauf, mich mit dem Mann zu unterhalten, der mich als Astralleib besucht hat. Das ist wirklich der reine Wahnsinn.«
»Bitte, sei nur vorsichtig.«
»Darauf kannst du dich verlassen. Aber ich bezweifle, dass er mir feindlich gegenübersteht. Hätte er mich sonst gewarnt?«
»Du weißt aber nicht genau, welche Motive ihn leiten.«
»Okay, Sheila, ich melde mich wieder. Und noch schöne Grüße von John und Suko.«
»Danke. Gib sie von mir zurück.«
Bills Stimme verschwand, es wurde wieder still, und Sheila fühlte sich abermals so allein in dem großen Haus. Sie hatte eigentlich vorgehabt, Geschenke einzupacken, doch der Wunsch und die innere Ruhe waren bei ihr nicht mehr vorhanden. Zwar hatte sie das Haus innen etwas weihnachtlich geschmückt - zumeist mit verzierten Girlanden über den Türen und auch kleinen Gestecken, aber die Stimmung war ihr vergangen. Sie fühlte sich wie in einer unsichtbaren Falle.
Bin ich allein oder nicht?
Diese Frage stellte sich Sheila immer öfter,
Weitere Kostenlose Bücher