Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1193 - Das Templerkind

1193 - Das Templerkind

Titel: 1193 - Das Templerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte sich nicht verändert. Wir wurden nicht erwartet. Es gab keine Helferinnen oder andere Personen, die nur darauf warteten, uns aufhalten zu können. Es war eigentlich alles ruhig. Genau aus diesem Grunde irritierte mich die Antwort.
    »Vielleicht ist die Hölle gar nicht so schlimm«, sprach ich weiter und versuchte so, das Mädchen zu beruhigen.
    »Doch!«
    »Ich sehe sie nicht.« Mit dieser Bemerkung hatte ich sie locken wollen. Mich interessierte wirklich, was sie mit »Hölle« meinte, aber sie gab mir keine Antwort. Es konnte sein, dass sie die Hölle innerlich spürte und dass mein Kreuz dazu beigetragen hatte. Jedenfalls war Clarissa für mich nach wie vor ein Rätsel.
    »Soll ich dich an die Hand nehmen?« schlug ich ihr vor.
    Sie schüttelte den Kopf. Dabei ballte sie die Hände zu Fäusten.
    »Dann komm…«
    Als ich den ersten Schritt ging und mich dabei nach rechts drehte, da setzte auch sie sich in Bewegung. Und sie ging dabei von mir weg. Wollte ich sie jetzt anfassen, hätte ich schon meine Hand zur Seite strecken müssen.
    Von einem normalen Gehen konnte bei Clarissa nicht die Rede sein. Sie bewegte sich super vorsichtig. Mir kam der berühmte Gang auf den rohen Eiern in den Sinn. Die Arme hatte sie leicht zur Seite gespreizt, den Kopf etwas vorgestreckt.
    Ich beobachtete sie von der Seite her. Mir fiel der veränderte Ausdruck der Augen auf. Sie hatten die Normalität verloren und waren von der Farbe her intensiver geworden. Man konnte es auch als ein leichtes Glühen bezeichnen.
    Ich hielt mich mit einer weiteren Frage zurück. Clarissa musste jetzt allein mit sich zurechtkommen.
    Alles andere wäre fatal gewesen. Keine Störung mehr. Es war wichtig, ihr freien Lauf zu lassen, denn sie war eine Person, die man nicht mit normalen Maßstäben messen konnte. Irgendetwas steckte in ihr. Zu erklären war dies schlecht. Es musste eine andere Macht sein, die möglicherweise schon von der Geburt her stammte. Vielleicht aber war sie auch von einer anderen Kraft übernommen worden. Wer konnte das wissen?
    Wir waren erst drei Schritte in den Flur hineingegangen, als mich ein Geräusch störte. Wäre es nicht so still gewesen, hätte ich es sicherlich überhört. Nun aber nahm ich das leichte Köcheln oder Brodeln durchaus wahr. Es hörte sich im ersten Moment für mich an, als wäre Wasser dabei, erhitzt zu werden und zu kochen. Aber Wasser gab es hier nicht.
    Oder doch?
    Ich blieb stehen und zwinkerte mit den Augen. Im ersten Moment glaubte ich noch an eine Täuschung, aber das änderte sich schnell. Es war kein Irrtum.
    Die Weihwasserbecken an den Wänden sahen nicht mehr so aus wie ich sie kannte. Darüber schwebte jetzt ein dünner Schleier aus Rauch, und genau jetzt wurde mir auch klar, was das Geräusch zu bedeuten hatte. Das geweihte Wasser in den kleinen Schalen brodelte und köchelte vor sich hin.
    Es war heiß geworden. Deshalb stieg auch der dünne Qualm in die Höhe. Aber hier gab es keinen Ofen und kein Feuer, der das Wasser erhitzt hatte.
    Hier war alles so schrecklich normal, wobei ich mehr Betonung auf das Wort schrecklich legte.
    Ich riss meinen Blick von den Becken los und schaute auf Clarissa. Sie war ebenfalls stehen geblieben und drehte jetzt langsam den Kopf von einer zur anderen Seite. Dabei gelang es mir, einen Blick auf ihre Augen zu werfen.
    Mich durchfuhr es heiß.
    Sie hatten sich verändert. Die Normalität war aus ihnen verschwunden. Das strahlende Blau gab es nicht mehr. Dafür hatten sie eine fast schwarze Farbe angenommen, in der sich ein roter Schleier verbarg. Für mich waren das keine menschlichen Augen mehr. Jemand oder etwas musste von Clarissa Besitz ergriffen haben, das jetzt voll zum Ausbruch gekommen war. Dieser Weg zur Treppe konnte für uns beide zu einer Marterstrecke in den Tod werden.
    Ich hielt das Schweigen nicht mehr aus. »Clarissa, was ist mit dir? Was hast du?«
    Sie schüttelte nur unwillig den Kopf.
    So leicht gab ich nicht auf. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken, um sie anfassen zu können, berührte ihre Schulter und erntete einen wütenden, schon katzenhaften Schrei.
    »Lass mich!«
    Hastig zog ich die Hand zurück. Es war besser so. Clarissa befand sich in einem Zustand, in dem ihr alles zuzutrauen war. Da wollte ich auf keinen Fall eingreifen und irgendetwas noch verstärken, was nicht gut war.
    »Schon gut…«
    Das geweihte Wasser kochte und brodelte noch immer. Es bewegte sich dabei. Ich konnte die Spritzer sehen, die in die Höhe flogen

Weitere Kostenlose Bücher