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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erinnerte nichts mehr an seine ursprüngliche Struktur.
    Die Sensorpunkte im kantigen Gesicht des Elements der Lenkung registrierten die riesigen Kavernen, in denen das Plasma von der Hundertsonnenwelt gelagert wurde. Sie waren zeitlich begrenzter Bestandteil dieser Welt, speziell erschaffen aus der alles umfassenden Protomaterie, verformbar, manipulierbar, ausgestattet mit geliehener Stabilität.
    Kazzenkatts Hand klammerte sich um die Kante der Antigravplattform, die neben ihm schwebte. In diesem unwirklichen Kosmos vermittelte sie ihm wenigstens eine blasse Ahnung gegenständlicher Realität. Auf der Plattform ruhte eine unverbrauchte Tonne Haßplasma von Rando I. Nach welchen fremden Dimensionen sollte er die Entfernung messen, die er von der kleinen gelben Sonne im Einzugsbereich Andro-Betas jetzt entfernt war?
    Unruhig blickte er sich um. 1-1-Helm ließ auf sich warten, obwohl er wissen mußte, daß der angekündigte Besucher inzwischen eingetroffen war. Unmittelbar nach dem Abschluß der Austauschaktion auf der Hundertsonnenwelt hatte Kazzenkatt sich ebenfalls durch den Pedotransmitter begeben. Seine Zeit war kostbar.
    Der Herr von BRÜTER aber schien sich darum nicht zu scheren. Es paßte zu der ungeheuren Arroganz, die sein Wesen charakterisierte.
    Kazzenkatt tat ein paar zögernde Schritte. Er fühlte sich unwohl.
    Hinter der Wand aus Protomaterie, die ihn in weitem Rund wie eine Blase umschloß, flössen die Gedanken einer fremden Entität. Wie alle Basiswelten des Dekalogs, war auch BRÜTER eingebettet in die ÜBSEF-Konstante eines monströsen Wesens, als unbegreiflicher Bestandteil dessen Bewußtseinsinhalts. Schon die Vorstellung an einen solchen Kosmos erzeugte Abwehr und kreatürliche Ängste - sich körperlich in ihm aufzuhalten, sich darin zu bewegen, potenzierte das Grauen noch. Auch Kazzenkatt blieb davon nicht völlig verschont. So ungern er die Negasphäre aufsuchte, so ungern begab er sich auf die Basiswelten. Beides war regelmäßig mit Erlebnissen verbunden, die ihm deutlich machten, daß er trotz seiner Machtfülle niemals mehr sein würde als das schwache Werkzeug eines anderen.
    Vor ihm klaffte eine Öffnung in der Protomateriewand. Dort begann ein transparenter Tunnel, der sich durch das fremde Bewußtsein hindurch zu einer anderen Blase wand. Im Grunde bestand BRÜTER ausschließlich aus solchen Blasen. Ihre genaue Anzahl war unbekannt, ihre Größe unterschiedlich. 1-1-Helm, der dieses Reich regierte, vermochte die Protomaterie nach seinem Gutdünken zu manipulieren. Er schuf aus ihr Hilfskräfte, sofern er ihrer bedurfte, er erzeugte Maschinen, Räumlichkeiten und Einrichtungsgegenstände in dem Maß, wie er sie gerade benötigte.
    Nur er bestimmte das jeweils gültige Aussehen und den Aufbau seiner Welt.
    Unter den Basen nahm BRÜTER eine Sonderstellung ein. Der im sechsdimensionalen Bezugsfeld verankerte ehemalige Planet war das gentechnische Zentrum des Dekalogs. Unter anderem wurden hier das Element des Raumes und das Element des Krieges produziert. 1-1-Helm übte die alleinige Kontrolle darüber aus - und das verlieh ihm nicht nur ungewöhnlich großen Einfluß, sondern auch eine unabdingbare Macht, die jene des Lenkungselements in gewisser Weise noch übertraf. Er wußte das, und er verhielt sich danach.
    Kazzenkatt schob die Antigravplattform vor sich her und trat in den Tunnel. Er mußte sich zwingen, seine Sinne zu verschließen vor den verwirrenden Eindrücken, die über ihn hereinbrachen. Jenseits der transparenten Tunnelwand tobte das mentale Chaos einer ungeheuerlichen Wesenheit. Dort herrschte der Intellekt eines fremden Geistes - sichtbar werdende, in merkwürdige Symbole umgesetzte Gedanken eines selbst mit dem schärfsten Verstand kaum mehr begreiflichen Mediums.
    Daß 1-1-Helm das Element der Lenkung geradezu nötigte, sich dem Anblick dieses unwirklichen Labyrinths auszusetzen, bewies für sich allein schon die Mißachtung, die er dem Führer des Dekalogs entgegenbrachte. Kazzenkatt empfand Ärger über diese Art von Überheblichkeit. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er den Abstecher nach BRÜTER so schnell wie möglich hinter sich gebracht. 1-1-Helm hinderte ihn daran, und er besaß nicht einmal die Möglichkeit, ihn deswegen zur Rechenschaft zu ziehen.
    Unwillkürlich beschleunigte er seinen Schritt. Krampfhaft war er darum bemüht, keinen der draußen aufblitzenden Gedankenfetzen zu beachten. Er wollte nichts davon sehen, wollte sich von der phantastischen

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