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1194 - Hundertsonnendämmerung

Titel: 1194 - Hundertsonnendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geruchssinn, an einer sogenannten Hyperosmie. Ich habe dieses Leiden durch Medikamente bekämpft.
    Aber nun scheint es wieder durchzubrechen. Anders kann ich mir meinen Flaumausfall nicht erklären."
    „Willst du damit sagen, daß du gegen den Geruch der Willys allergisch bist?" wunderte sich Morkenschrot. „Warum hast du dich dann zur Hundertsonnenwelt versetzen lassen? Soviel ich feststelle, scheinen die Willys keine besondere Ausdünstung zu haben. Obwohl... manchmal bilde ich mir ein, einen ganz bestimmten Duft in der Nase zu haben. Aber das muß Einbildung sein."
    „Das sage ich mir auch", meinte G'irp. „Ich mußte von Gatas weg, weil mir der Duft der in Blüte stehenden Cajca-Frucht einfach unerträglich wurde. Juckreiz und Flaumausfall war die Folge. Seit ich auf der Hundertsonnenwelt bin, hat mir meine Hyperosmie nicht mehr zu schaffen gemacht. Seit unserem Ausbruch aus dem Gefängnis allerdings ..."
    G'irp unterbrach sich, um unter seine Kombination zu greifen und sich zu kratzen. Seine siebenfingrige Hand kam mit einem Büschel grauen Flaums zutage.
    In diesem Moment tauchte ein fladenförmiger Willy an ihrer Seite auf, der sich unbemerkt genähert hatte. Er sagte mit einem deutlich auf der Fladenoberseite herausgebildeten Sprechorgan: „Cajca-Frucht ist ein schöner Name, möchte Cajca-Frucht heißen."
    „Erlöse mich von diesem Quälgeist, Morkenschrot", rief G'irp und lief, sich kratzend, auf seinen kurzen Beinen davon.
    „Was hat G'irp bloß?" fragte der Willy, den Dove so treffend Mattenburger getauft hatte.
    „Ich fürchte, er wird allmählich senil", sagte Morkenschrot. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber da tauchte eine Horde von Willys auf und riß Mattenburger mit sich.
    Aus ihrem Geplapper hörte Morkenschrot heraus, daß sie unterwegs waren, um die Gefangenen zu betreuen.
    Das erinnerte Morkenschrot daran, daß er mit Dove die letzten Details für die Befreiungsaktion durchgehen mußte. Er bildete sich ein, daß ein herbfruchtiges Aroma in der Luft lag.
     
    *
     
    Hooksat lief in seiner Zelle wie ein gereiztes Raubtier auf und ab.
    Er knetete seine derben Hände, der zur Untätigkeit verdammte feinnervige Rüssel hing dagegen schlaff herab, das Kribbeln darin wurde unerträglich.
    Hooksat legte sich auf das harte Lager, hielt es aber nicht lange darauf aus. Er fühlte sich beobachtet. Er war sicher, daß jemand ihm nachspionierte.
    Der Unither sprang wieder auf, ging zur Essensklappe und versuchte, sie zu öffnen. Zu seiner Überraschung ging die Klappe tatsächlich auf. In dem Fach lag sein Instrument.
    „Danke, Tausendkarat", murmelte er in seiner Muttersprache, seltsam war nur, daß der Willy die Melancholica heimlich abgelegt hatte.
    Hooksat zögerte, bevor er das Instrument in den Rüssel einführte.
    Er war inzwischen so mißtrauisch geworden, daß er fast schon an Verfolgungswahn litt. Aber er war sicher, daß er sich nicht alles nur einbildete. Verschiedene unerklärliche Vorfälle hatten in ihm die Überzeugung geweckt, daß irgend jemand - oder etwas - ihm nachstellte.
    Er wurde beobachtet!
    Diese Gewißheit beherrschte sein Denken. Er mußte sich ablenken, um nicht dauernd ihn bedrohende Gespenster zu sehen. Er schob das Instrument in den Rüssel und begann darauf zu spielen. Dabei glitt er rücklings auf die Liege, entspannte sich.
    Das tat gut.
    „Was für ein schönes Spiel!"
    Hooksat fuhr hoch, sein Rüssel verkrampfte sich um das Mundstück der Flöte, und er brachte keinen Ton mehr hervor.
    „Laß dich nicht stören", sagte der Willy, der mit seinen Stielaugen die Klappe aufgestoßen hatte und ihn bewundernd anstarrte. „Ich bin's nur, Tausendkarat."
    „Hast du mir die Flöte gebracht?" erkundigte sich Hooksat.
    „Ich habe sie aus deinem Quartier geholt, aber gebracht muß sie ein anderer Willy haben", sagte Tausendkarat. „Die Rüsselflöte war auf einmal weg."
    „Und du weißt nicht, welcher Willy sie in den Essenschacht gelegt hat?"
    „Nein, ist doch egal, oder? Hauptsache, du hast sie."
    Es war nicht egal, aber Hooksat ließ es dabei bewenden.
    „Hast du auch eine Waffe für mich?" fragte Hooksat.
    „Du bekommst eine Waffe für die Flucht", sagte Tausendkarat. „Es wird bald soweit sein. Dove und Morkenschrot haben die Vorbereitungen abgeschlossen."
    „Ich werde beobachtet", sagte Hooksat. „Ich fühle mich bedroht.
    Ich brauche eine Waffe, um mich notfalls verteidigen zu können."
    „Natürlich stehst du, wie alle Gefangenen, unter Beobachtung",

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