1194 - Lady Sarahs Horror-Trip
verschont blieben.
Bis Kensington war es zum Glück nicht so weit, und wir mussten uns auch nicht durch den dichten Verkehr in der Londoner City quälen, wo es permanent zu Staus kommt.
Viel hatte sie uns nicht sagen können oder auch wollen. Wir wussten nur, dass sie eine Erscheinung gehabt hatte und zwei normalen Männern begegnet war, die bei näherem Hinschauen nicht so normal war, denn Killer zählte ich nicht eben dazu. Sarahs Worten hatten wir entnommen, dass sie tatsächlich umgebracht werden sollte, weil man keine Zeugen haben wollte.
Allein diese Tatsache war ein Anzeichen dafür, dass es sich dabei um einen verdammt gefährlichen Fall handelte, den Sarah wieder mal aufgerissen hatte.
In einer wirklich guten Zeit für die Londoner Straßenverhältnisse hatten wir es schließlich geschafft und bogen in die Sackgasse ein, bei der man das Gefühl haben konnte, einen Park zu durchfahren, so dicht waren die Grundstücke bewachsen. Aber der Winter hatte die Natur auch kahl gemacht, denn durch die Lücken sahen wir die Fassaden der Häuser, die nicht eben klein waren.
Ich deutete nach vor, als plötzlich die Gestalt der Horror-Oma aus einem Seitenweg erschien. Sie musste uns schon gesehen haben und winkte mit beiden Armen, wobei auch ihr Stock durch die Luft wirbelte.
Ich atmete auf, als ich sie gesund vor mir sah. Der Rover stand noch nicht ganz, als ich schon draußen war und in das mir so bekannte Gesicht der alten Dame schaute, das mich anlächelte, wobei das Lächeln sehr gequält aussah.
Ich umarmte sie für einen Moment und spürte dabei, dass sie noch immer zitterte.
»Fragt mich nicht, ob ich okay bin, John, das bin ich, sonst würde ich nicht hier stehen.«
»Ist schon gut.«
»Ich hasse nämlich diese Standardfrage und ärgere mich immer, wenn sie in Filmen gestellt wird.«
»Keine Sorge, Sarah. Das geht alles klar. Wichtig ist nur, dass du lebst.«
Ich öffnete ihr die linke hintere Tür, um sie einsteigen zu lassen. »Es ist nicht weit, John. Du kannst das Haus am Ende der Sackgasse schon sehen.«
»Gut.«
Suko hatte mitgehört. Er drehte seinen Arm und reichte Sarah kurz die Hand.
»Große Besetzung, nicht?«
»Für dich doch immer«, sagte Suko.
»Ach, Kinder, ich bin nur eine alte Frau, bei der das Leben eigentlich keine Achterbahn mehr sein sollte, was trotzdem immer wieder vorkommt. Da kann man nichts machen.«
»Jetzt sag mir nur, was dich in diese Gegend hier verschlagen hat, Sarah?« sagte ich.
»Erzähle ich euch gleich, wenn wir im Haus sind.«
»Müssen wir vorsichtig sein?«
»Das wäre besser. Ich jedenfalls habe die beiden Killer nicht herauskommen sehen.«
Ein Auto parkte schon mal nicht vor dem Haus. Ich konnte mir schlecht vorstellen, dass die beiden zu Fuß geflüchtet waren. Möglicherweise hatte Sarah sie nicht wegfahren sehen.
Auf keinen Fall wollte sie draußen bleiben. »Ich muss einfach mit euch, denn ich kenne mich aus.«
Ihren Willen setzte sie immer durch, aber sie hielt sich zurück und überließ uns den Vortritt.
Die Haustür konnten wir aufstoßen, und wir warfen einen ersten Blick in die leere Diele.
»Das habe ich mir gedacht«, kommentierte Sarah. »Sie sind ausgeflogen, und zwar alle.«
»Hast du etwas anderes gedacht?«, fragte Suko.
»Gehofft.«
Wir hatten das fremde Haus betreten und schauten uns gespannt um. Sicherheitshalber hatten wir unsere Waffen gezogen, doch es gab nichts, gegen die wir sie einsetzen mussten.
Ich bemühte mich herauszufinden, was hier nicht stimmte. Ich achtete auf Zeichen, die von meinem Kreuz abgingen, aber da tat sich nichts. Es gab keine Hinterlassenschaft, die auf einen dämonischen Vorgang hingedeutet hätte.
In kurzer Zeit hatte ich einen Blick in mehrere Räume hier unten geworfen und konnte beruhigt sein. Nichts hielt sich in den Zimmern versteckt und auch oberhalb der Treppe hörten wir keine fremden Geräusche. Sarah war vor einer Tür stehen geblieben, die in eine Bibliothek führte. Als Suko, der sich oben umgeschaut hatte, ergebnislos die Treppe herunterkam, sagte Sarah: »Lass uns in die Bibliothek gehen. Sie hätte zu meinem Grab werden sollen.«
Davon war nichts zu sehen. Wir betraten einen völlig normalen Raum. An drei Wänden standen die Bücher Rücken an Rücken in den Regalen. Nur eine Wand war relativ frei. Dort befand sich nicht nur das Fenster, sondern auch ein recht großer Spiegel, auf den Sarah deutete.
»Er ist in diesem Fall wichtig«, erklärte sie, »ebenso die Fotos auf der
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