1198 - Traumzeit
Meter entfernten Gegenseite der Schleusenkammer. Er trat ein, dicht gefolgt von Nachor. Das Außenschott schloss sich hinter ihnen, aber es flammten keine Infrarotstrahler auf, die hereingepumpte Luft vor dem Ausfrieren bewahren sollten.
Das Innenschott öffnete sich einfach, und die orkanartig in die Kammer stürzende Luft ließ die Männer schwanken. „Atmosphäre sauerstoffhaltig, ungiftig, atembar, siebzehn Grad Celsius", plapperte das Computersystem des SERUNS.
Rhodan ließ den Helm dennoch vorerst geschlossen, denn auch jenseits der Schleuse herrschte Dunkelheit, und eine Helmlampe war zweckmäßiger als eine in der Hand.
Ein paar Schritte weiter blieben die Männer stehen und musterten unbehaglich das Innere einer offenbar sehr großen, langgestreckten Halle. Der Boden war bedeckt mit Trümmern aus Kunststoff, glasartigem Material und zahllosen feinen Drahtgeflechten, zwischen denen Kristalle in allen Größen und Farben herumlagen. Zwischen ihnen und den Drahtgeflechten fanden ununterbrochen undefinierbare Reaktionen statt, die von winzigen Lichtblitzen sowie von piepsenden, raunenden, zwitschernden und knatternden Tönen begleitet wurden.
„Das sieht aus, als wären hier Kristalle gezüchtet worden", stellte Nachor fest. „Möglich", gab Rhodan zurück. „Aber jemand hat die Produktionsstätte verwüstet. Warum? Und wer war das?"
Er fuhr herum, als sich gelbes Licht zuckend auf den Kristallen zu seinen Füßen spiegelte. Über dem Innenschott der Schleuse, durch die sie gekommen waren, flackerte ein gelbes Lichtband. „Wir bekommen Besuch", sagte er trocken. „Sehen wir zu, dass wir Land gewinnen!"
Sie eilten in die Halle hinein und bemühten sich dabei, den größeren Trümmerbrocken auszuweichen. Es ließ sich jedoch nicht vermeiden, dass sie ständig auf Kristalle traten. Sie zerbröckelten unter ihren Stiefelsohlen.
Rhodan und Nachor waren etwa hundert Meter weit gekommen, als sie das Jaulen und Grollen hörten, mit dem Luft in die geöffnete Schleusenkammer stürzte. Sie schalteten ihre Scheinwerfer aus und tasteten sich im Dunkeln zu dem ungefähr pultgroßen Trümmerstück vor, das sie bereits angepeilt hatten. Aber noch während sie dahinter krochen, wurde ihnen klar, dass dieses Versteck sie nicht lange vor Entdeckung schützen würde.
Mehr als ein Dutzend Scheinwerfer blitzten auf. Die Lichtkegel wanderten lautlos durch die Halle. Weniger lautlos bewegten sich die Träger der Lichtquellen. Sie stapften über Kristalle, stießen gegen Trümmerbrocken und schossen immer wieder wahllos mit Strahlwaffen um sich, der die Kristalle zu ohrenbetäubendem und entnervendem Zwitschern anregte.
Und sie kamen genau auf das Versteck der beiden Männer zu.
9.
Parwondov versuchte, sich seine Furcht nicht anmerken zu lassen, als die Tförmigen Auswüchse der Schaltstelle des Weidenburn-Elements in Sicht kamen. Zwar gab es hier keine Waffen, aber er zweifelte nicht daran, dass jemand, der die Schaltstelle beherrschte, die Kommunikationssektionen so umfunktionieren konnte, dass sie die Arbeit einer Schiffselektronik zum Zusammenbruch brachte. Ein Raumschiff ohne Elektronik aber war nicht mehr als ein Wrack - eine Falle, aus der es kein Entrinnen gab.
Er warf einen Seitenblick auf Akronew, der vor den Kontrollen saß und sie so gelassen bediente, als befänden sie sich auf einem Spazierflug. Die Gefahren dieser Unternehmung schienen den Genetiker völlig kalt zu lassen. Doch Parwondov wusste, dass es nur der brennende Ehrgeiz war, den Wert seiner Schöpfung zu beweisen, der den „Meister des Chirurgen" die tödliche Gefahr ignorieren ließ, in die er und Parwondov sich begaben.
Parwondov teilte die Einschätzung Akronews, sein Chirurg sei eine unüberwindliche Waffe, keineswegs.
Deshalb hatte er in der Vergangenheit auch immer wieder gezögert, ihn gegen Ordoban einzusetzen - bis dann der Sturz durch TRIICLE-9 und das endgültige Verstummen des Armadaherzens seinen Einsatz überflüssig machte, da Ordoban nicht mehr besiegt, sondern nur noch ersetzt zu werden brauchte.
Die Rebellion des von Weidenburn beherrschten Ordoban-Elements war eine unvorhergesehene Panne gewesen. Sie bedrohte den gesamten Plan. Aber das rebellische Element bestand aus organischem Plasma, das seine Schaltstelle nicht verlassen konnte. Da erschien die Fressgier des Chirurgen gerade recht, um die Panne auszubügeln.
Wenn es ihnen gelang, das gezüchtete Monstrum in die Anlage hineinzubringen!
Akronews Raumschiff,
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