1198 - Varunas Hexenreich
weitergehen.«
»Stimmt.«
Er schaute zu mir hoch. »Ist dir die Sache denn so wichtig?«
Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Ich will es wissen. Ich will eine Lösung.«
»Wegen Varuna?«
»Auch, aber ich denke an Kelly O'Brian. Verdammt, Suko, das sind wir ihr einfach schuldig.«
Suko wischte über seinen Nacken, auf dem sich Schweiß gesammelt hatte. »Du hast ja Recht, und ich bin auch dafür. Aber ich möchte allmählich einen Erfolg sehen. Bisher komme ich mir ziemlich verarscht vor.«
»Solange sind wir noch nicht unterwegs. Seit der Hütte etwa eine Stunde.«
»Da hätten wir schon längst an der Stelle sein müssen, wo wir das Licht gesehen haben.«
Hier konnte ich nicht widersprechen, denn Suko hatte einfach die Wahrheit gesagt. Wir hätten da sein müssen. Allmählich fragte ich mich, ob das Licht vielleicht eine Falle gewesen war.
Den Gedanken verfolgte auch Suko, denn er meinte: »Wir sollten uns darauf einstellen, dass wir reingelegt werden. Und ein Spaß ist das auch nicht.«
»Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
Er stand auf. »Weitergehen, was sonst?«
»Wie lange?«
Jetzt grinste er, als hätte er auf diese Frage gewartet. »Stufe mich bitte nicht als ängstlich ein, aber ich habe keine Lust, die Nacht hier im Wald zu verbringen. Ob du es glaubst oder nicht. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass wir uns verlaufen haben oder bewusst in die Irre geführt wurden.«
»Welches Motiv könnte dahinter stecken?«
»Frag Varuna.«
»Danke, das hätte ich mir auch selbst sagen können. Du bist ein wahrer Helfer und…«
Nein, das konnte nicht wahr sein. Ich schüttelte den Kopf und hörte Suko fragen: »Was hast du denn?«
Er konnte es nicht wissen, denn was ich sah, spielte sich hinter ihm ab. Ich schaute an seiner Schulter vorbei und sah tatsächlich das Licht.
»Das Licht ist wieder da!« flüsterte ich.
Suko gab keinen Kommentar ab. Er schaute zunächst in mein Gesicht, um herauszufinden, ob ich die Wahrheit sagte. Dann drehte er sich langsam um, sodass er dort hinblicken konnte, wo auch ich hinschaute.
Es war da - und es war etwas Besonderes!
Wir standen erhöht. Auf einem kleinen Hügel. Auf der anderen Seite, etwas niedriger, auch noch über dem Niveau des Bodens, sahen wir die Helligkeit. Sie sah anders aus. Sie war auch anders. Das Licht entstammte keiner normalen Quelle. Es gab niemanden, der eine Lampe mit Batterie mitten in den Wald gestellt hätte. Es war einfach da und sah aus, als wäre es vom Himmel gefallen. Dieses Licht konnte man nur mit dem Begriff Erscheinung umschreiben. Etwas, das möglicherweise nicht von dieser Welt stammte, sondern eine andere Dimension verlassen hatte, in der sich die Quelle befand.
Es war weiß, es war bleich, und es war trotzdem intensiv. Es war auch nicht formlos, sondern hatte einen ovalen Umfang. Es erinnerte mich an den Schleim aus Bills Goldener Pistole, denn auch der Vergleich mit einem großen Ei stimmte.
Aber Ostern hatten wir noch nicht…
Die Beschreibung, die ich mir selbst eingeprägt hatte, traf nur beim ersten schnellen Hinschauen zu.
Je länger ich mich auf den geisterhaften Gegenstand konzentrierte, umso mehr schälte sich etwas aus dem Innern hervor.
Es war dunkler als die restliche Umgebung. Man konnte es als Schatten ansehen, doch auch Schatten haben Formen. Genau das traf auch in diesem Fall zu.
Der Schatten hatte den Umriss einer menschlichen Gestalt. Mehr war nicht zu sehen. Sie stand nur da, malte sich schwach ab, aber wir sahen kein Gesicht und natürlich nicht die dafür typischen Merkmale.
Suko unterbrach das Schweigen. »Jetzt sag nur nicht, dass die Type im Licht Varuna ist.«
»Nein, das nicht.«
»Wer dann?«
Ich hob die Schultern, obwohl mir schon eine Antwort in den Sinn gekommen war. »Es kann die Göttin sein, die hinter Varuna steht und der sie huldigt.«
»Vielleicht auch ein Geist, John.«
»Ist ebenfalls möglich.«
»Nur sehe ich unsere Freundin nicht«, erklärte mein Freund, »was uns nicht davon abhalten sollte, uns diesen Geist mal aus der Nähe anzuschauen. Bist du bereit?«
»Sicher.«
Es war kein weiter Weg, aber auch kein allzu leichter. Da wir erhöht standen und der andere Ort etwas tiefer lag, mussten wir eine Böschung hinab, an deren unteren Ende sich ein Graben ausbreitete, der mit Laub gefüllt war. Die Oberfläche sah aus wie ein brauner glänzender Teppich.
Einen letzten Blick warf ich auf die Erscheinung, die sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Selbst ein
Weitere Kostenlose Bücher