12 – Das Raetsel von Chail
Roxharen haben uns gewarnt«, meinte er leichthin. »Wir wären das Risiko einer Landung daraufhin gar nicht eingegangen, wenn uns nicht bestimmte Gründe zu diesem Schritt gezwungen hätten: Wir haben einen Chailiden an Bord.«
Amodar starrte ihn entgeistert an. »Einen Chailiden?«, echote er. »Was für einen Chailiden?«
»Er heißt Akitar«, erklärte Atlan, ohne Amodar auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Er hat vor 160 Jahren an Bord einer roxharischen Zelle euren Planeten verlassen – er war der erste Chailide, den man als Lehrer auf eine fremde Welt bringen wollte.«
»Du beliebst zu scherzen«, bemerkte Amodar lächelnd und legte die Hände vor der Brust zusammen. »160 Jahre!« Er stutzte und fragte dann: »Es handelt sich gewiss nur um seine sterblichen Überreste, nicht wahr? Gebieten es euch eure Gesetze, sie unserem Boden zu übergeben?«
»Akitar ist gesund und munter«, versicherte Atlan lächelnd. »Und er hält sich keineswegs für alt. Er dürfte Ende vierzig sein.«
»Das verstehe ich nicht«, gestand der Chailide. »Wie kann er vierzig sein und dennoch vor einhundertsechzig Jahren aufgebrochen sein?«
»Es ist schwer zu erklären«, gab Atlan zu. »Die Sterne sind so weit entfernt, dass es Generationen dauern würde, bis man sie erreicht. Darum haben alle raumfahrenden Völker, die eine gewisse Entwicklungsstufe überschritten haben, einen speziellen Antrieb entwickelt. Dieser Antrieb erlaubt es ihnen, schneller als das Licht zu fliegen. Man überholt das Licht, und man überholt die Zeit. Akitar befand sich jedoch in einem Raumschiff, das einen technischen Defekt hatte. Es wurde aus seinem Überlichtflug hinausgeschleudert und trieb mit sehr hoher Geschwindigkeit dahin, fast so schnell wie das Licht. Für die Insassen vergingen möglicherweise nur Tage, aber hier auf Chail verging die Zeit viel schneller.«
»Ich verstehe kein Wort «, murmelte Amodar verstört.
»Ja, es ist kompliziert.« Atlan nickte. »Dennoch ist es eine Tatsache: Akitar lebt, und er hat euch eine Botschaft zu überbringen. Es betrifft die Roxharen. Auf dem langen Flug hatte er Gelegenheit, etwas aufzuschnappen. Er will euch vor den Roxharen warnen, denn sie treiben ein falsches Spiel mit euch.«
Amodar sah den Arkoniden nachdenklich an. »War er auf einem fremden Planeten?«, fragte er. »Ist es ihm gelungen, die Bewohner dort zur Meditation zu bewegen?«
»Er hat sein Ziel nie erreicht«, erwiderte Atlan kopfschüttelnd. »Das Schiff wurde zu einer Landung auf einem Planeten gezwungen, auf dem solche Lehren es sehr schwer haben dürften. Die Roxharen, die ihn hier abgeholt haben, sind längst tot. Nur Akitar ist noch übrig, und er hat Angst um sein Volk.«
Amodar reagierte immer noch nicht. »Es wäre so schön, wenn er es geschafft hätte«, sagte er. »Wenn man mit jemandem sprechen könnte, der es getan hat – wir bekommen keinen Kontakt zu unseren Lehrern, verstehst du? Wenn die Roxharen sie weggebracht haben, empfangen wir ihre Gedanken nicht mehr. Keinem Meditierenden ist es je gelungen, sich mit einem der Lehrer in Verbindung zu setzen.«
In Atlan keimte für Augenblicke ein schrecklicher Verdacht: Was, wenn die Roxharen die Chailiden gar nicht auf fremden Planeten absetzten, sondern sie schlicht und einfach umbrachten?
Narr, wisperte der Extrasinn. Wenn, die Roxharen es auf plumpen Mord anlegen würden, bräuchten sie kein solches Theater aufzuführen. Sie sind den Chailiden technisch so unendlich weit überlegen, dass sie ganz Chail zerstören könnten, ehe die Planetarier die Gefahr auch nur bemerkt hätten.
»Ist niemals jemand zurückgekehrt?«, fragte er vorsichtig.
»Doch«, sagte Amodar zögernd. »Es gab einige Fälle – Chailiden, die sehr krank wurden oder ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren. Aber das war vor meiner Zeit. Mittlerweile haben die Roxharen das Ausleseverfahren so weit verbessert, dass es Pannen dieser Art nicht mehr gibt.«
»Und die, die zurückkehrten – waren sie wirklich auf fremden Planeten?«
»Ja, natürlich«, erwiderte Amodar überrascht. »Sie haben davon berichtet.«
Ein Ablenkungsmanöver? Ein Versuch, die Chailiden in Sicherheit zu wiegen?
»Akitar hat Gespräche der Roxharen belauscht«, sagte der Arkonide. »Sie glauben nicht an eure Fähigkeiten. Sie denken, dass ihr nur eine Irrlehre verbreitet, und diese Irrlehre wollen sie dazu benutzen, andere Völker zu lähmen, sie in ihrer Entwicklung zu hemmen. Die Roxharen nutzen euer Volk
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