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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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sehen«, meinte Atlan trocken. »Pejunk ist uns also nicht böse?«
    »Nein. Er hat Wajsto zu einem Jagdausflug eingeladen.« Das Kind seufzte. »Ich wollte, ich könnte mitgehen.«
    »Bist du nicht noch ein bisschen zu jung dazu?«, erkundigte Atlan sich vorsichtig. »So ein Jagdausflug kann gefährlich sein!«
    Chessam machte eine wegwerfende Geste. »Mir passiert nichts«, behauptete er. »Und Pejunk hätte auch nichts dagegen.«
    »Nun, wenn das so ist ...«
    »Ich habe mein Messer verloren«, sagte Chessam ärgerlich. »Wie soll ich auf die Jagd gehen, wenn ich nicht einmal ein Messer habe?«
    »Wie hast du es denn verloren?«, fragte Atlan, der allmählich merkte, woher der Wind wehte.
    »Ich habe es nach einem Hasen geworfen«, erklärte Chessam mit gesenktem Kopf – der Translator übersetzte tatsächlich »Hase«, obwohl die chailidische Bezeichnung sicher ganz anders lautete. »Ich habe ihn auch getroffen, direkt ins Herz. Aber der Hase saß an einem Bach, und er fiel hinein und trieb mit meinem Messer davon. Es war nicht der Bach, der am Dorf vorbeifließt, sondern der Yghyma, weiter nördlich. Er ist tief und reißend. Ich konnte den Hasen nicht mehr erwischen.«
    »Ein Jäger wirft sein Messer nicht nach einem Tier, wenn die Gefahr besteht, das es damit ins Wasser fällt.«
    »Das weiß ich jetzt auch«, meinte Chessam.
    Atlan lächelte schwach. Zur Ausrüstung des Raumanzugs gehörte ein Messer – Chessam hatte das zweifellos bemerkt. Aber es war nicht als Waffe, sondern als Werkzeug gedacht. Dennoch holte der Unsterbliche es hervor.
    »Es ist schlecht ausgewogen«, sagte er. »Werfen wirst du damit wohl kaum können.«
    Chessam musterte das Messer mit begehrlichen Blicken. Atlan hielt es dem kleinen Chailiden hin. Chessam wog es in der Hand.
    »Darf ich es ausprobieren?«, fragte er.
    »Sofern du es nicht in meine Richtung wirfst, gern«, sagte Atlan belustigt.
    Chessam lachte. »Komm«, sagte er dann. »Ich zeige dir etwas.«
    »Einen Moment«, bat Atlan und verließ den Raum, um seinen Gefährten Bescheid zu geben.
    »Ich komme mit«, sagte Bjo, und Wajsto Kolsch stand bereits auf, aber Atlan schüttelte unmerklich den Kopf. Er wollte die Gelegenheit beim Schopf ergreifen. Kinder waren meist gesprächiger und weniger vorsichtig als Erwachsene. Auf Bjo hätte Atlan sich verlassen können, aber bei Wajsto Kolsch war er seiner Sache nicht sicher – der Magnide brachte es fertig, Chessam mit einer unvorsichtigen Bemerkung genau im spannendsten Augenblick zum Schweigen zu bringen.
    Chessam führte den Arkoniden um das halbe Haus herum und dann auf einen der schmalen Wege, die am Zentrum des Dorfs vorbeiführten.
    Vorhin hatten hier so viele Chailiden gestanden, dass Atlan wenig von der Umgebung hatte sehen können. Er hatte die kleine, hölzerne Hütte zwar wahrgenommen, aber nicht weiter beachtet.
    Jetzt sah er sie zum ersten Mal richtig an und wunderte sich. Die Hütte besaß kein einziges Fenster, und sie war viel kleiner, als chailidische Behausungen zu sein pflegten.
    »Was ist das für eine Hütte?«, fragte er seinen jugendlichen Begleiter.
    »Die Hütte des Uralten«, erklärte Chessam beiläufig.
    Atlan wollte das Kind um keinen Preis der Welt in irgendeiner Weise misstrauisch machen, darum hob er sich alle weiteren Fragen für später auf.
    Sie gelangten an eine Stelle, an der der Wald bis dicht an das Dorf heranreichte. Dort stand ein toter Baum mit zerfledderter Rinde. Stellenweise lag das nackte, von Wind und Sonne gebleichte Holz offen. Chessam blieb etliche Meter vor dem Baum stehen.
    »Das Messer ist wirklich nicht gut zum Werfen«, sagte er entschuldigend, aber gleichzeitig schleuderte er die Waffe auf den Baum. Er traf einen kleinen Fetzen Rinde, der an einer sonst bereits kahlen Stelle haftete.
    »Immerhin«, stellte Chessam fest. »Man kann damit treffen.«
    »Hattest du etwa auf dieses Rindenstück gezielt?«, fragte Atlan.
    »Ja.«
    »Hol das Messer zurück«, befahl Atlan.
    Chessam gehorchte. Der Arkonide betrachtete währenddessen aufmerksam den Baum.
    »Siehst du den Zweig dort?«, fragte er. »Ungefähr zwei Meter hoch, auf der rechten Seite. Ich möchte, dass du darauf zielst.«
    »Der Zweig ist zu dünn«, bemerkte Chessam. »Das Messer wird ihn abschneiden, aber nicht steckenbleiben.«
    »Das macht nichts«, versicherte Atlan.
    Chessam zielte, warf das Messer – und der Zweig fiel herab.
    Atlan ging selbst hin und hob den Zweig auf. Er war halb durchschnitten worden und

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