12 – Das Raetsel von Chail
Ziel wir haben?«, versuchte er es direkt.
Der Chailide sah ihn verblüfft an. »Oh doch«, versicherte er. »Es interessiert uns sehr.«
Aber seine Blicke verrieten, dass er mit seinen Gedanken im Augenblick ganz woanders war.
Wenig später war das Festmahl vorüber, und die meisten Chailiden standen auf und gingen an ihre Arbeit zurück. Schließlich blieben nur die jungen Jäger, Amodar und einige Angehörige der Familie Erran übrig, die den Hof aufräumten und Essensreste beseitigten. Amodar setzte sich aufseufzend neben Atlan auf die Bank und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
Atlan glaubte plötzlich zu verstehen: Sicher gab es solche Feste nur sehr selten im Dorf. Erstens hatte man gewiss hart zu arbeiten, und zweitens schienen die Chailiden wenig Talent zum Feiern zu haben. Vielleicht war diese Veranstaltung nur ein Tribut an die fremden Gäste, und Amodar fühlte sich überfordert.
»Ihr hättet unseretwegen nicht einen solchen Aufwand treiben müssen«, sagte er vorsichtig.
Amodar wandte überrascht den Kopf. »Hat es euch nicht geschmeckt?«, fragte er besorgt.
»Doch«, erwiderte Atlan. »Sehr gut sogar. Ich meine nur – für deine Familie war es sicher nicht einfach, so viele Gäste zu beköstigen.«
Amodar lachte leise auf. »Die Gäste wären ohnehin gekommen«, erklärte er. »Es ist üblich, ein solches Mahl zu veranstalten, wenn einer von uns den ersten Schritt zu den Sternen getan hat.«
Atlan schwieg, denn die Art, in der der Chailide gesprochen hatte, verriet, dass Amodar noch nicht am Ende war.
»Ich habe vor zwei Nächten zum ersten Mal einen Blick auf eine fremde Welt geworfen«, fuhr Amodar schließlich fort. »Es war ein wilder, barbarischer Planet, und die Wesen, die dort lebten, waren hart und grausam. Ich hätte mir für den ersten Kontakt etwas anderes gewünscht, aber man kann es sich nicht aussuchen. Nun, auf jeden Fall habe ich diesen Schritt getan, und das bedeutet, dass mich binnen weniger Tage die Roxharen abholen werden. Auch darum fand dieses Festmahl statt. Es war gewissermaßen mein Abschied von meinem Dorf, denn wenn die Roxharen erst einmal hier sind, bleibt für so etwas keine Zeit mehr. Ich hoffe, du bist jetzt nicht enttäuscht?«
Atlan lächelte. »Nein«, sagte er. »Ganz im Gegenteil. Ich habe allerdings den Eindruck, dass du nicht gerade darauf brennst, fortzugehen.«
»Ich sollte mich darauf freuen«, murmelte Amodar verlegen. »Aber es gelingt mir nicht so recht. Es ist eine Ehre, auserwählt zu werden. Trotzdem wird es mir sehr schwerfallen, das Dorf zu verlassen.«
»Nun – dann lehne ab und bleib hier.«
Amodar sah den Arkoniden erschrocken an. »Das geht nicht«, erklärte er.
»Und warum nicht?«
Der Chailide vollführte eine unbestimmte Geste. »Ich sagte ja schon, dass es eine Ehre ist ... so etwas lehnt man einfach nicht ab. Ich müsste mich selbst verachten, wenn ich so etwas fertigbrächte.«
»Wann werden die Roxharen kommen?«, fragte Atlan.
»Das weiß man nie so genau«, wich Amodar aus. »Aber ich kann mir denken, dass du dir deswegen Sorgen machst. Die Roxharen sehen es nicht gerne, wenn Fremde sich bei uns aufhalten – wenigstens wenn es sich um Fremde handelt, die ohne die Einwilligung der Roxharen gelandet sind.«
»Woher willst du wissen, dass das bei uns der Fall ist?«
Amodar lächelte. »Ihr tragt eure Raumanzüge mit euch herum, und ihr seid nicht für den Aufenthalt auf einem Planeten wie dem unseren gekleidet und ausgerüstet.«
»Kommt es öfter vor, dass euch Raumfahrer besuchen?«
»Nicht allzu häufig, und hier in Ungilara war noch nie ein Fremder. Wenn, dann trifft man am ehesten welche in der Nähe der Blauen Stadt.«
»Warum kommen die Fremden zu euch? Hatten sie geistigen Kontakt mit eurem Volk?«
»Nein. Aber die Roxharen fliegen hin und her, und sie ziehen vermutlich diese anderen Raumfahrer an.«
Amodar zögerte und warf Atlan einen seltsamen Blick zu. »Man sagt, dass unser Planet eine schlimme Wirkung auf fremde Raumfahrer ausübt«, sagte er halblaut. »Sie vergessen das, was sie vorher wussten, und viele vergessen auch, woher sie kamen und welche Ziele sie hatten. Niemand weiß, warum das so ist. Die Roxharen sind immun, und sie versuchen, die Fremden vor Schäden zu bewahren, aber es gelingt ihnen nicht immer.«
Atlan hütete sich, einen Kommentar abzugeben. Ihm war klar, dass irgendetwas an dieser ganzen Geschichte faul war, aber es hatte wenig Sinn, mit Amodar darüber zu reden.
»Die
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