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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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zurück, andere Chailiden kamen mit leeren Händen. Und schließlich erschienen auch noch ein paar Gestalten, bei deren Anblick dem Arkoniden ein Schauer über den Rücken lief. Die Männer waren größtenteils kahlköpfig oder doch wenigstens auf dem besten Wege, es zu werden. Nur wenige besaßen noch die typische stahlblaue Mähne der Chailiden. Ihre Gesichter waren mehr oder weniger faltig, hager und asketisch. Sie trugen lange Gewänder aus gewebtem Stoff oder Umhänge aus Leder.
    Das mussten jene sein, die bereits zu meditieren begonnen hatten, alte Chailiden, die das Geheimnis der geistigen Raumfahrt kannten – oder zumindest glaubten, es zu kennen.
    Schließlich erschien auch Amodar, und auch er trug jetzt einen Umhang – Zugeständnis an seinen Status oder Notwendigkeit? Eines war sicher: Wenn diese Chailiden nachts meditierten, dann konnte es ihnen bei stundenlangem reglosen Verharren leicht kalt werden. Die Chailiden trugen ihre Umhänge nicht nur als Symbol.
    Die Meditierenden nahmen gemächlich Platz, und man brachte ihnen Speisen und Getränke. Atlan, Bjo Breiskoll und Wajsto Kolsch blieben unter sich, am Rand des turbulenten Durcheinanders rund um die Kochstelle. Schließlich kam Amodar zu ihnen herüber und gesellte sich zu ihnen.
    »Ich hoffe, ihr fühlt euch wohl bei uns«, sagte er höflich.
    »Es fehlt uns an nichts«, erklärte Atlan rasch, ehe Wajsto Kolsch die bissige Bemerkung loswerden konnte, die ihm offensichtlich auf der Zunge lag. Er überblickte die Runde und stellte fest, dass mittlerweile alles beim Essen war.
    »Zu eurer Familie gehören doch auch einige Jäger«, sagte er gedehnt. »Essen sie nicht mit euch?«
    »Nein«, antwortete Amodar ruhig. »Sie sind draußen, bei ihren Freunden. Sie führen ihr eigenes Leben.«
    »Aber sie bringen euch ihre Beute.«
    »Einen Teil davon«, korrigierte Amodar lächelnd. »So viel, wie sie entbehren können, ohne selbst hungern zu müssen.«
    »Was gebt ihr ihnen dafür?«
    Amodar blickte den Arkoniden verwundert an. »Nichts. Warum sollten wir?«
    »Dann muss es sich um sehr selbstlose junge Leute handeln«, meinte Atlan.
    »Sie erfüllen ihre Aufgabe, und sie führen das Leben, das zu ihrem Alter passt. Sie sind unsere Kinder, und wenn sie alt genug sind, werden sie zurückkehren. Dann sind sie selbst auf die Jüngeren angewiesen, die sich ebenfalls nach unseren Gesetzen richten.«
    Atlan nickte nachdenklich. »Ich habe mit einem der Kinder gesprochen«, sagte er.
    »Ich weiß.« Amodar lächelte. »Chessam war so aufgeregt, dass sie sogar in mein Zimmer kam, ohne sich vorher anzumelden. Du hast dem Kind eine große Freude gemacht.«
    »Chessam hat mir erzählt, dass sie bald ebenfalls zu den Jägern gehen wird. Verzeih mir, Amodar, wenn meine Fragen dir aufdringlich erscheinen – aber eure Art, zu leben, ist mir fremd. Ihr seid ein sehr ungewöhnliches Volk. Ich möchte mehr über euch erfahren, aber«, er machte eine vage Handbewegung, »es ist schwierig, mit deinen Leuten ins Gespräch zu kommen.«
    »Du meinst, sie sind nicht neugierig genug, um dir Fragen zu stellen, aus denen du wiederum bestimmte Schlüsse ziehen könntest.«
    Atlan verbarg seine Überraschung. Wenigstens wusste er jetzt, dass er Amodar nicht unterschätzen durfte. »Warum sind sie so ... desinteressiert?«, fragte er.
    Amodar lachte leise auf. »Sie werden all das, was du ihnen erzählen kannst, schon bald aus erster Hand erfahren – das und noch viel mehr. Warum sollten sie sich dieses Vergnügen verderben?«
    »Manchmal ist es ganz gut, wenn man schon vorher weiß, was einen erwartet.«
    Amodar betrachtete den Arkoniden prüfend. Atlan hielt seinen Blicken mühelos stand. Der Alte hatte eisengraue Augen, und die Iris war so groß, dass man das Weiße nicht sehen konnte. Das verlieh seinem Blick eine eigentümliche Starre.
    »Komm«, sagte der Chailide nach einigen Sekunden. »Hier ist es zu laut, um sich über solche Themen unterhalten zu können.« Er nahm seine Essensschale und ging zum Haus. Atlan folgte ihm.
    Amodar führte ihn zu einem Zimmer im nördlichen Flügel des Hauses. Es war ein karg und zweckmäßig eingerichteter Raum. Nur ein paar Gegenstände, die Amodar auf den Wandregalen aufbewahrte, gaben dem Zimmer eine persönliche Note: Glänzende Steine lagen neben seltsam geformten Muscheln. Atlan trat näher heran und musterte die farbenprächtigen Objekte. Amodar bemerkte das Interesse seines Gasts.
    »Als junger Jäger war ich sehr wanderlustig«,

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