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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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schroff. »Wir hatten diese Kontakte lange bevor die Fremden bei uns auftauchten.«
    »Ich möchte es dennoch probieren – mit deiner Erlaubnis«, beharrte Atlan.
    Amodar wandte sich ab. »Nein!«, sagte er grob. »Du würdest uns nur stören, und du könntest nichts sehen. Die fremden Welten würden dir verborgen bleiben, denn du hast nicht gelernt, zu meditieren.«
    »Und wenn ich es doch gelernt habe?«
    »Du hast nicht die richtige Einstellung dazu!«
    »Hast du etwa Angst?«, sagte Atlan bedächtig. »Gesetzt den Fall, ich störe euch wirklich – was kann es euch ausmachen, ein oder zwei Stunden zu verlieren?«
    Aber Amodar wollte nichts mehr zu diesem Thema hören oder sagen. Er wandte sich wortlos um und ging davon.
    »Wie kann man nur so stur sein«, murmelte Atlan vor sich hin.
    Isun lachte leise auf. »Mach dir nichts draus«, empfahl der Jäger. »Sie erlauben es niemandem, dabei zu sein.«
    »Auch euch nicht?«
    »Auch uns nicht.«
     
    Gespräche, Eindrücke, Beobachtungen – allmählich verschaffte sich der Arkonide einen Überblick. Bjo Breiskoll und Wajsto Kolsch halfen ihm dabei, hielten Augen und Ohren offen und nutzten jede Gelegenheit, um einen der Chailiden in ein Gespräch zu verwickeln.
    Ihr Misstrauen den Dorfbewohnern gegenüber schwand, wenngleich ein Rest von Unbehagen blieb. Die Blumen, die man ihnen in die Zimmer gestellt hatte, erwiesen sich als absolut harmlos, die Speisen und Getränke bekamen ihnen ausgezeichnet, und mittlerweile hatte sich selbst Wajsto Kolsch zu der Überzeugung durchgerungen, dass sie keine unerwünschten nächtlichen Besuche zu befürchten brauchten.
    Das Leben im Dorf verlief in ruhigen und geordneten Bahnen. Die Kinder trieben ihre Spiele und eiferten dabei den älteren Geschwistern und den sonstigen Familienmitgliedern nach. Somit bereiteten sie sich ganz automatisch auf das spätere Leben im Wald vor.
    Die Jäger brachten Wild herbei, aber auch Früchte, die die Chailiden nicht anbauten, Kräuter und Mineralien. Einmal trafen sie mit zehn Murlen ein, die in schweren Taschen glitzernde Erzbrocken schleppten. Die erwachsenen Chailiden nahmen die Fracht in Empfang, schmolzen das Erz kunstgerecht und verarbeiteten es, wie sie überhaupt alles ver- und bearbeiteten, was man ihnen brachte. Sie sorgten für die Kinder, bestellten die Felder, hielten die Häuser in Ordnung und kochten die Mahlzeiten. Sie rackerten sich Tag für Tag ab, aber sie waren zufrieden dabei.
    Die älteren Erwachsenen, deren Kinder sich allmählich selbständig machten, legten Fastenkuren ein, tranken exotisch duftenden Tee, aßen nur bestimmte Nahrungsmittel und verschwanden irgendwann zum ersten Mal in ihrem Leben im Meditationsraum ihres Hauses, der stets in der nördlichen Ecke lag und für alle anderen Familienmitglieder tabu war. Sie hörten auf, sich an den anfallenden Arbeiten zu beteiligen. Sie schliefen am Tag und starrten nachts die Sterne an – ob sie tatsächlich geistigen Kontakt zu den Bewohnern fremder Planeten bekamen, war für Atlan nicht erkennbar.
    Akitar hatte behauptet, dass die Chailiden technisch unbegabt seien, und so wie Amodar sich ausgedrückt hatte, hätte man meinen können, dass bei diesem Volk jede Art von Technik verpönt war. Statt dessen zeigte sich, dass die Chailiden eine ganze Reihe von Mitteln und Methoden kannten, mit deren Hilfe sie ihr Leben erleichterten. Konsequenterweise hätten sie Steinwerkzeuge benutzen müssen. Sie wussten jedoch sehr genau, wie man mit Erzen umging, kannten eine ganze Reihe von Legierungen, und die Erzeugnisse ihrer Schmiedekunst waren schmucklos und zweckmäßig. Auf allen anderen Gebieten sah es ähnlich aus.
    Allmählich wuchs in Atlan die Überzeugung, einer uralten, ausgereiften Kultur gegenüberzustehen. Irgendwann in der Vergangenheit hatten die Chailiden beschlossen, nicht länger den Weg der technischen Entwicklung zu gehen. Sie hatten nur das beibehalten, was sie unbedingt brauchten, und waren ansonsten zu einem naturverbundenen Leben zurückgekehrt.
    Oder war es genau andersherum abgelaufen? Hatten die Chailiden all diese technischen und handwerklichen Kniffe erst durch den Kontakt zu fremden Völkern erlernt?
    Atlan war ratlos, und seine Laune sank von Tag zu Tag. Dieses Dorf war einfach zu friedlich. Die Chailiden führten ein geradezu paradiesisches Leben, frei von Spannungen, Neid und Machtgier. Es gab keine Standesunterschiede, keine Konkurrenz.
    Atlan fragte Isun, der in letzter Zeit häufig in seiner Nähe

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