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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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bereiten uns hoffentlich keine Probleme«, meinte McDevonshire. »Schau sie dir an. Offenbar feiern sie in den Weltuntergang hinein.«
    »Sie sind wieder da!«, rief Maria Luisa.
    Tatsächlich! Zwischen den Häusern hinter ihnen traten die Schläger hervor. Ihre Zahl war auf dreißig oder vierzig angewachsen. Sie hielten Messer, Eisenrohre oder Keulen in den Händen.
    »Schnell weiter!«, drängte Tom. Er hetzte über die Brücke. Die Umhängetasche mit der Maschine schlug ihm bei jedem Schritt gegen die Hüfte. Und jedes Mal flackerten wie kurze Blitzlichter Visionen von Lava und Feuer durch sein Bewusstsein.
    Im Laufen sah er sich um. Maria Luisa und McDevonshire waren ein Stück zurückgefallen. Die Schläger hingegen hatten aufgeholt.
    »Beeilt euch!«, rief er. »Es ist nicht mehr weit!«
    Nun wurden auch die versammelten Suffbrüder auf der Place de la Concorde auf die Ereignisse aufmerksam. Manche stemmten sich hoch und kamen ihnen entgegen.
    Das hat gerade noch gefehlt!
    Ein junger Mann im taubengrauen Anzug streckte die Hände nach ihm aus. Nein, nicht nach ihm. Nach der Tasche! »Haste da was zu trinken drin?«, lallte er.
    Tom rempelte ihn zur Seite.
    »Hey! Gib uns was ab!«, brüllte der Anzugträger ihm nach.
    Immer mehr der Gestrandeten rappelten sich auf und stellten sich ihnen entgegen.
    Tom drehte sich um. Nun hatte der Kerl im Anzug Maria Luisa für sich entdeckt. Er packte sie am Arm und wollte ihr einen Kuss aufzwingen.
    Das Einzige, was seine Lippen jedoch zu schmecken bekamen, war McDevonshires Faust, die ihm ins Gesicht drosch und ihn zurückwarf.
    Der Schlägertrupp hatte die Brücke inzwischen überquert. Ihnen stellten sich die Betrunkenen nicht entgegen. Einen Rest von Überlebensinstinkt hatten sie sich offenbar bewahrt.
    Maria Luisa und der Ex-Commissioner erreichten Tom.
    Die Leute vor ihnen ballten sich immer dichter. Niemals konnte es gelingen, sich durch den Pulk zu arbeiten, bevor die Schläger auch die letzten Meter zurückgelegt hatten.
    McDevonshire schoss einmal in die Luft, beeindruckte damit aber niemanden.
    »Was haste da in deiner hübschen Tasche?«, erklang die Stimme eines Mittfünfzigers, die Tom als Alkoholfahne entgegenschlug. Bevor Tom die Umhängetasche wegziehen konnte, bekam der Kerl die Stoffabdeckung zu fassen und schlug sie zurück.
    Und plötzlich füllte gleißendes Licht die Place de la Concorde. Der fallende Regen schien sich in funkelnde Diamanten zu verwandeln.
    So wie in Rom reagierte die Kugel auf die Nähe der Energiequelle. Und was McDevonshires Schuss nicht geschafft hatte, vollbrachte nun die Weltuntergangsmaschine. Die Leute stöhnten kollektiv auf und wichen zurück.
    Tom erkannte ihre Chance. »Los!« Er packte Maria Luisa an der Hand und rannte los. Auf den Obelisken zu.
    Auch dieser strahlte plötzlich. Statt eines Steinpfeilers schien eine rot glühende Feuersäule zwanzig Meter in die Höhe zu ragen. Eine weitere Vision? Oder eine Täuschung aus Regen, Stein und Licht?
    Unter allgemeinem »Ah« und »Oh« erschien auf dem Boden vor dem Obelisken mit einem Mal eine kreisrunde, blau schimmernde Fläche. Wie eine große Pfütze.
    Tom erlaubte sich nur einen Sekundenbruchteil der Überraschung. Bisher hatten sich die Tore zum zeitlosen Raum immer als senkrechtes Portal aufgetan.
    Aber sie konnten nicht wählerisch sein.
    Bevor er sprang, spürte er noch, dass Spencer McDevonshire ihn am Arm packte, um nicht zurückgelassen zu werden.
    Dann tauchten sie ein in eine andere Welt.
    ***
    Die Tore, die Tom im zeitlosen Raum bisher gesehen hatte, standen alle senkrecht. Und so fragte er sich, ob sie nun waagerecht daraus hervorstürzen würden.
    Doch das geschah nicht.
    Denn es war nicht der zeitlose Raum, der ihn erwartete.
    Stattdessen umgab ihn tiefe Dunkelheit. Das Leuchten der Maschine war erloschen. Oder vermochte es nur die Finsternis nicht zu durchdringen?
    »Maria?«, rief Tom.
    Kein Laut. Nicht einmal im Kopf hörte er die eigene Stimme, sodass er nur Sekunden später nicht mehr wusste, ob er tatsächlich gerufen hatte.
    »Maria?«
    Das gleiche Ergebnis.
    Da fiel ihm auf, dass er ihre Hand nicht mehr in seiner spürte. Auch der Druck am Oberarm von McDevonshires Griff war verschwunden. Doch nicht nur das: Er konnte auch sich selbst nicht mehr fühlen.
    Er hob die Hand, tastete nach seinem Gesicht, aber da war nichts. Oder tastete er womöglich gar nicht? Hatte er vielleicht auch nicht nach Maria gerufen? Hatte sein körperloser Geist ihm das

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