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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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versuchte, den Kopf zu drehen – nein, erst musste er die Augen öffnen…
    … aber sie gingen nicht auf. Was ist mit mir los?!!!…
    … er atmete nicht…
    … er befahl sich selbst zu atmen. So wie jemand, der unter Wasser sehr lange die Luft angehalten hat und dann 448

    endlich an die Oberfläche kommt, wollte Uda den Mund öffnen, seinem Zwerchfell befehlen sich auszudehnen…
    … aber nichts geschah!…
    … Was ist mit mir los?, tobte sein Verstand.
    Sein Körper arbeitete nach seiner eigenen Programmie-rung. Während in Udas Lunge der Kohlendioxidspiegel stieg, ergingen automatische Befehle an sein Zwerchfell, sie zu weiten, um anstelle des Giftes frische Luft aufzunehmen.
    Aber nichts geschah, und angesichts dieser Information geriet sein Körper ganz von selbst in Panik. Die Nebennie-ren schütteten Adrenalin in die Blutbahn aus – das Herz pumpte noch – und mithilfe des natürlichen Stimulans steigerte sich seine Wahrnehmungsfähigkeit, und sein Gehirn schaltete einen Gang höher…
    … Was ist mit mir los?, fragte sich bin Sali noch einmal, eindringlicher diesmal, denn jetzt überfiel ihn panische Angst. Sein Körper ließ ihn auf eine Weise im Stich, die jeder Vorstellung spottete. Er erstickte mitten in der Londoner Innenstadt am helllichten Tag auf dem Gehsteig. Die erhöhte CO2-Konzentration in seiner Lunge bereitete ihm nicht wirklich Schmerzen, aber sein Körper meldete die Tatsache als solche an seinen Verstand. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, und er hatte keine Erklärung dafür.
    Es war, als wäre er plötzlich auf der Straße von einem Lkw überfahren worden – nein, als wäre er in seinem Wohnzimmer von einem Lkw überfahren worden. Es ging alles viel zu schnell, als dass er es hätte begreifen können. Es ergab keinerlei Sinn, und es war so – überraschend, erstaunlich, verblüffend.
    Aber es war Tatsache und ließ sich nicht leugnen.
    Er versuchte immer wieder, sich zum Atmen zu zwingen.
    Es musste doch gehen. Es war noch nie geschehen, dass es nicht ging, und deshalb musste es auch jetzt gehen. Als Nächstes spürte er, wie sich seine Blase entleerte, aber der kurze Anflug von Scham wurde von seiner wachsenden Panik im Keim erstickt. Er konnte alles fühlen. Er konnte 449

    alles hören. Aber er konnte nichts tun\ Es war, als würde er am Königshof von Riad splitternackt mit einem Schwein in den Armen ertappt…
    … und dann setzten die Schmerzen ein. Sein Herz raste jetzt mit 160 Schlägen pro Minute, pumpte dabei aber nur sauerstoffarmes Blut durch die Adern, und dadurch hatte es
    – das einzige Organ in seinem Körper, das noch wirklich aktiv war – bald sämtliche Sauerstoffreserven seines Organismus aufgebraucht…
    … und ohne Sauerstoff starben die treuen Herzzellen, die immun gegen das Muskelrelaxans waren, das das Herz selbst im ganzen Körper verteilt hatte.
    Es war der stärkste Schmerz, den der Körper empfinden kann, da jede einzelne Zelle abzusterben begann. Es fing beim Herzen an, dessen Gefährdung unverzüglich an den gesamten Körper gemeldet wurde. Mittlerweile starben die Zellen aber zu tausenden, jede einzelne mit einem Nerv verbunden, der dem Gehirn zuschrie, dass der TOD eintrat, und zwar jetzt…
    … Er konnte nicht einmal das Gesicht verziehen. Es war wie ein brennender Dolch in seiner Brust, der stochernd und bohrend immer tiefer eindrang. Es war der Tod, den er fühlte, und er kam von Iblis’ eigener Hand, von Luzifers eigener Hand…
    … Der Tod ritt über ein Feld aus Feuer, um bin Salis Seele in die ewige Verdammnis zu holen. Mit aller Eindringlich-keit rief Uda bin Sali sich die Worte der Shahada ins Ge-dächtnis: Ich bezeuge, es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet…Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet…Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet…
    Esgibtkeinengottaußergottundmohammedistseinprophet.
    Auch die Gehirnzellen bekamen jetzt keinen Sauerstoff mehr, und auch sie begannen abzusterben, wobei die Daten, die sie enthielten, in das schwindende Bewusstsein strömten. Uda sah seinen Vater, sein Lieblingspferd, seine 450

    Mutter vor einem Tisch voller Speisen – und Rosalie, Rosalie, wie sie ihn ritt, ihr ekstatisch verzücktes Gesicht, das ihm irgendwie immer weiter entglitt… und verblasste…
    verblasste… verblasste…
    … schwarz wurde.
    Leute hatten sich um ihn geschart. Einer bückte sich und sprach ihn an: »Hallo, alles in Ordnung?« Eine dumme

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