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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich ein paar Spekulationen erlauben, ohne dem Vermögen seines Vaters erheblichen Schaden zuzufügen. Er hatte dieses Jahr sogar bereits neun Millionen Plus gemacht – nicht schlecht eigentlich. Während der nächsten Stunde saß er an 441

    seinem Computer, hielt Ausschau nach Trends – ›the trend is your friend‹ – und versuchte, Entwicklungen herauszule-sen. Er wusste, das Entscheidende war, dass man sie frühzeitig erkannte – früh genug, um niedrig einsteigen und später hoch wieder aussteigen zu können. So ganz hatte er den Dreh allerdings noch nicht raus, sonst hätte er nicht bloß neun, sondern satte 31 Millionen Plus gemacht. Geduld, sagte er sich, war eine verdammt schwer zu erwer-bende Tugend. Wie viel besser war es da doch, jung und genial zu sein.
    In seinem Büro gab es natürlich auch einen Fernseher, den er jetzt einschaltete. Auf einem amerikanischen Wirt-schaftssender wurde gerade von einer kommenden Schwä-
    che des Pfund gegenüber dem Dollar gesprochen. Die Be-gründung erschien Uda jedoch nicht ganz einleuchtend, weshalb er Abstand davon nahm, darauf zu reagieren und 30 Millionen Dollar einzukaufen. Sein Vater hatte ihn davor gewarnt zu spekulieren, und da es immerhin um dessen Geld ging, beherzigte Uda den Rat des alten Sacks. In den letzten 19 Monaten hatte er nur drei Millionen Pfund Verluste gemacht, und die meisten dieser Fehler lagen bereits mindestens ein Jahr zurück. Sein Immobilien-Portfolio ent-wickelte sich sehr gut. Er kaufte hauptsächlich Häuser und Grundstücke älterer Engländer und verkaufte sie ein paar Monate später an seine eigenen Landsleute, die in der Regel in bar oder mit dem elektronischen Äquivalent bezahlten.
    Alles in allem betrachtete er sich als einen Immobilienspe-kulanten mit erheblichem, ausbaufähigem Talent. Und na-türlich als fantastischen Liebhaber. Es ging auf Mittag zu, und seine Lenden verzehrten sich bereits nach Rosalie. Ob sie am Abend frei war? Für tausend Pfund sollte sie das eigentlich sein, fand bin Sali. Deshalb griff er kurz vor Mittag zum Telefon und drückte die Kurzwahltaste 9.
    »Meine geliebte Rosalie, hier ist Uda«, sprach er auf den Anrufbeantworter. »Wenn du heute Abend gegen halb acht vorbeikommen könntest, hätte ich was Schönes für dich.
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    Meine Nummer kennst du ja, Liebling.« Er legte auf. Er würde bis zirka vier Uhr warten, und wenn sie sich bis dahin nicht meldete, würde er Mandy anrufen. Dass sie beide keine Zeit hatten, kam selten vor. Wenn seine Gefährtinnen nicht verfügbar waren, zog Uda es vor, sich einzubilden, die Mädchen seien einkaufen oder träfen sich mit einer Freundin zum Dinner. Wer hätte sie denn auch bezahlt als er? Er brannte darauf, Rosalies Gesicht zu sehen, wenn sie die neuen Schuhe auspackte. Englische Frauen standen wirklich auf diesen Jimmy Choo. Uda fand zwar, diese Mode sähe furchtbar unbequem aus, aber Frauen waren eben anders als Männer. Was für ihn sein Aston Martin war
    – eine Möglichkeit, seine Fantasien auszuleben –, waren für Frauen schmerzende Füße. Verstehen mochte das ein anderer.
    Nur dazusitzen und auf das Lloyd’s Building zu starren, wurde Brian schnell langweilig. Außerdem tat ihm der Anblick auf die Dauer geradezu in den Augen weh. Wenn es wenigstens ein schlichtes, unscheinbares Gebäude gewesen wäre – aber diese Konstruktion… Im Übrigen konnte man es wohl kaum als professionelle Observierungstechnik bezeichnen, so lange auf einen bestimmten Gegenstand zu starren. Es gab in der Straße verschiedene Geschäfte, keines davon billig. Eine Herrenschneiderei, ähnlich gediegen wirkende Nobelläden für Damen und ein offensichtlich sehr exklusives Schuhgeschäft. Das interessierte Brian allerdings nicht weiter. Er trug elegante schwarze Lederschu-he und besaß außerdem ein Paar gute Laufschuhe – an einem Tag gekauft, den er am liebsten aus seinem Gedächtnis gestrichen hätte – sowie vier Paar Kampfstiefel, zwei in Schwarz und zwei in dem Naturton, den das Marine Corps hauptsächlich bevorzugte – außer bei Paraden und anderen offiziellen Anlässen, aber mit solchen Veranstaltungen hatten die ›Schlangenfresser‹ von der Force Recon sowieso eher wenig zu tun. Alle Marines waren angehalten, auf eine 443

    ordentliche Erscheinung zu achten, aber bei den Schlangen-fressern nahm das niemand so genau. Außerdem war Brian noch immer damit beschäftigt, die Anschläge von vergangener Woche zu verdauen.
    Nicht einmal die Leute, hinter denen er

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