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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich schon, warum er ihn nicht einfach angerufen hat, wie? Hmm. Also, wir haben schon Material von der italienischen Polizei bekommen, das aus abgefangenem elektronischem Nachrichtenverkehr stammte. Vielleicht werden dort auch Mobiltele-fongespräche überwacht, und unser Freund ist vorsichtig…?«
    »Klingt einleuchtend, aber wieso schickt er seinen Kram dann bedenkenlos via Internet?«
    560

    »Weil er sich in Sicherheit wiegt. Die NSA hat viele der frei verkäuflichen Verschlüsselungssysteme geknackt, was die Anbieter allerdings nicht wissen. Die Jungs in Fort Meade sind ziemlich gut in so was. Wenn so ein Code erst mal geknackt ist, kann man in Zukunft alle Nachrichten entschlüsseln, die damit gesichert sind, ohne dass irgendwer davon erfährt.« Die wahren Zusammenhänge kannte Jack allerdings nicht: In vielen Fällen hatten die Entwickler von Verschlüsselungssoftware überredet werden können –
    aus patriotischen und/oder finanziellen Gründen – Hintertüren einzubauen. 56MoHa benutzte das teuerste dieser Programme, von dem lautstark behauptet wurde, aufgrund seines proprietären Algorithmus sei es unmöglich zu knacken. Den Käufern wurde erklärt, dass es sich um ein Programm mit 256-Bit-Verschlüsselung handelte – die hohe Zahl sollte die künftigen Nutzer beeindrucken. Nirgendwo stand zu lesen, dass der Informatiker, der es entworfen hatte, früher in Fort Meade beschäftigt gewesen war – weshalb er diesen Job überhaupt bekommen hatte – und seinen Diensteid keineswegs vergessen hatte. Ganz abgesehen davon war eine Million Dollar als steuerfreie Einnahme schließlich auch nicht zu verachten. Dank ihr hatte er sich ein Haus in den Hügeln von Marin County leisten können.
    Selbst der kalifornische Immobilienmarkt stand also in mit-telbarem Zusammenhang mit den Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten von Amerika.
    »Das heißt, wir können ihre Mails lesen?«, fragte Dominic.
    »Zum Teil«, bestätigte ihm Jack. »Das meiste von dem, was NSA und CIA an Nachrichtenmaterial reinbekom-men, landet auch auf dem Campus, weil wir den Datenaustausch zwischen den beiden Behörden anzapfen. Das ist eigentlich gar nicht so kompliziert, wie es auf Anhieb scheint.«
    Dominic hatte sich in wenigen Sekunden einiges zusammengereimt. »Wahnsinn…«, flüsterte er mit einem Augen-561

    aufschlag zur hohen Decke von Jacks Suite. »Kein Wunder…« Pause. »Ab sofort kein Bier mehr, Aldo. Wir fahren nach Rom.« Brian nickte.
    »Für einen Dritten habt ihr wohl keinen Platz mehr, hm?«, fragte Jack.
    »Leider nein, Junior, nicht in diesem Porsche.«
    »Okay, dann nehme ich eben den Flieger.« Jack griff zum Telefon und rief die Rezeption an. Zehn Minuten später hatte er einen Platz in einer 737 der Alitalia zum Leonardo-da-Vinci-Flughafen gebucht, die in anderthalb Stunden startete. Er überlegte, ob er frische Socken anziehen sollte.
    Wenn es etwas gab, was er nicht abkonnte, dann war es, am Flughafen seine Schuhe ausziehen zu müssen. In wenigen Minuten hatte er gepackt und das Zimmer geräumt. Auf dem Weg nach draußen machte er kurz Halt, um sich beim Portier zu bedanken. Ein Mercedes-Taxi brachte ihn zum Flughafen.
    Dominic und Brian hatten ohnehin kaum etwas ausge-packt, sodass sie in zehn Minuten reisefertig waren. Während Dom den Wagen bringen ließ, ging Brian zu der Trafik an der Ecke, um ein paar Straßenkarten zu kaufen. Euros hatten sie noch genug, denn er hatte ja erst am Morgen an einem Automaten Geld abgehoben. Eigentlich stand ihrer Reise nun also nichts mehr im Weg – vorausgesetzt, Enzo setzte den Wagen nicht geradewegs in den Straßengraben.
    Der scheußlich blaue Porsche stand bereits vor dem Hoteleingang bereit, und der Hoteldiener verstaute gerade ihre Reisetaschen unter der Fronthaube. Zwei Minuten später vertiefte sich Brian in seine Straßenkarten, um nach dem schnellsten Weg auf die Südautobahn zu suchen.
    Nachdem er die Demütigungen über sich hatte ergehen lassen, die inzwischen weltweit der Preis für einen Passagierflug waren, durfte Jack endlich an Bord der Boeing gehen. Die Prozedur ließ ihn voller Wehmut an die Annehmlichkeiten der Air Force One zurückdenken. Damals hatte er die Bequemlichkeit und Schnelligkeit dieses Flugzeugs für 562

    selbstverständlich gehalten. Erst später bekam er mit, was Normalsterbliche über sich ergehen lassen mussten – eine Erfahrung, als ob man mit voller Wucht gegen eine Beton-mauer prallte. Jetzt musste er sich aber erst einmal

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