12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem
mit?“
„Hundert.“
„Gut! Prächtig! Imposanter Zug. Ruinen dort?“
„Mehrere Gräberhügel, aber am linken Ufer.“
„Kommen nicht hinüber?“
„Nein.“
„Schade! Jammerschade! Könnten nachsuchen! Fowling-bulls finden!“
„Wir werden trotzdem etwas Ausgezeichnetes finden.“
„Was?“
„Etwas Leckeres, daß wir lange entbehrt haben, nämlich Trüffeln.“
„Trüffeln? Oh! ah!“
Er sperrte den Mund so weit auf, als ob er eine ganze Trüffelpastete auf einmal verspeisen wolle.
„Sie wachsen in Haufen in jener Gegend, und ich habe erfahren, daß damit ein nicht unbedeutender Handel nach Bagdad, Basra, Kerkuk und Sulimaniah getrieben wird. Sogar bis Krimanschah sollen sie gehen.“
„Gehe mit, Sir, gehe mit! Trüffeln! Hm! Prachtvoll!“
Damit verschwand er, um seinen beiden Dienern die große Neuigkeit mitzuteilen; ich aber ging, um meine Leute herauszusuchen.
Bis zum Abend sahen sich die drei besiegten Scheiks wirklich gezwungen, auf alle Forderungen der Sieger einzugehen, und nun begann ein Freudenfest, infolgedessen mancher feiste Hammel sein Leben lassen mußte. Mitten in diesem Jubel lag ich unter duftenden Blüten, umklungen von tausend Stimmen und doch allein mit meinen Gedanken. Vor vielen Jahrhunderten hatten hier die Doryphoren ihre gefürchteten Speere geschwungen. Hier hatte vielleicht auch das Zelt des Holofernes gestanden, aus Gold und Purpur gefertigt und mit Smaragden und Edelsteinen geschmückt. Und drüben auf den rauschenden Wellen des Flusses hatten die Fahrzeuge geankert, welche Herodot beschreibt:
„Die Boote sind von kreisrunder Form und aus Fellen gemacht. Sie werden in Armenien und in den Gegenden ober Assyrien gebaut. Die Rippen werden aus Weidenruten und Zweigen gemacht und sind außerhalb mit Fellen umgeben. Sie sind rund, wie ein Schild, und zwischen Vorderteil und Hinterteil ist kein Unterschied. Den Boden ihrer Schiffe kleiden die Schiffer mit Rohr oder Stroh aus, und Kaufmannsgüter, besonders Palmwein einnehmend, schwimmen sie den Fluß hinunter. Die Boote haben zwei Ruder; an jedem ist ein Mann. Der eine zieht auf sich zu, und der andere stößt von sich ab. Diese Schiffe haben verschiedene Maßverhältnisse; einige sind so groß, daß sie eine Last bis zum Wert von fünftausend Talenten tragen; die kleineren haben einen Esel an Bord; die größeren mehrere. Sobald die Bootsleute nach Babylon kommen, verfügen sie über die Waren und Güter und bieten dann die Rippen und das Rohr des Floßes zum Verkauf aus. Mit den Schläuchen beladen sie dann ihre Esel und gehen mit ihnen nach Armenien zurück, wo sie neue Fahrzeuge bauen.“
Trotz der Jahrhunderte sind sich diese Fahrzeuge gleich geblieben; aber die Völker, welche hier lebten, sind verschwunden. Wie wird es sein, wenn abermals eine solche Zeit vergangen ist? –
Am andern Vormittag brachen wir auf; ich mit Halef und einem Abu Hammed als Führer voran, die anderen hinter mir. Den Nachtrab machte Sir David Lindsay.
Wir kamen zwischen den Kanuza- und Hamrinbergen hindurch und erblickten bald am linken Ufer Tell Hamlia, einen kleinen, künstlichen Hügel. Am rechten Ufer lag Kalaat el Dschebber, ‚die Burg der Tyrannen‘, eine Ruine, welche aus einigen verfallenen, runden Türmen besteht, die durch Wälle verbunden sind. Dann erreichten wir Tell Dahab, einen kleinen Hügel, welcher am linken Ufer des Flusses liegt, und bei Brey el Bad, einem ziemlich steilen Felsen, machten wir Halt, um das Mittagsmahl einzunehmen. Gegen Abend gelangten wir nach El Fattha, wo sich der Fluß einen fünfzig Ellen breiten Weg durch die Hamrinberge zwingt, und als wir diese Enge überwunden hatten, schlugen wir das Nachtlager auf. Die Abu Hammed waren unbewaffnet, aber ich teilte die Haddedihn doch in zwei Hälften, welche abwechselnd zu wachen hatten, damit keiner der Gefangenen entfliehen solle. Wäre es nur einem einzigen gelungen, so hätte er seinem Stamm unsere Ankunft verraten, und die besten Tiere wären dann geflüchtet oder versteckt worden.
Mit Tagesgrauen brachen wir wieder auf. Der Fluß war breit und bildete viele Inseln. An dem linken Ufer zogen sich niedrige Hügel hin, am rechten aber lag die Ebene offen vor uns, und hier sollten sich längs des Flusses die Abu Hammed gelagert haben.
„Habt ihr einen Weideplatz oder mehrere?“ fragte ich den Führer.
„Nur einen.“
Ich sah es ihm an, daß er mir die Unwahrheit sagte.
„Du lügst!“
„Ich lüge nicht, Emir!“
„Nun gut. Ich will
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