Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Becken eine glimmende Kohle, um den Tabak seiner Pfeife in Brand zu stecken.
    „Ich bin bereit. Nun sprich!“ forderte er mich dann auf.
    „Heute schickte ein reicher Ägypter zu mir, zu ihm zu kommen, weil sein Weib krank sei – – –“
    „Sein Weib – – –!“
    „So ließ er mir sagen.“
    „Du gingst?“
    „Ich ging.“
    „Wer ist dieser Mann?“
    „Er nennt sich Abrahim-Mamur und wohnt aufwärts von hier in einem einsamen halb verfallenen Haus, welches am Ufer des Nils steht.“
    „Es wird von einer Mauer umgeben?“
    „Ja.“
    „Wer konnte dies ahnen! Ich habe alle Städte, Dörfer und Lager am Nil abgeforscht, aber ich dachte nicht, daß dieses Haus bewohnt werde. Ist sie wirklich sein Weib?“
    „Ich weiß es nicht, aber ich glaube es nicht.“
    „Und krank ist sie?“
    „Sehr.“
    „Wallahi, bei Gott, er soll es bezahlen, wenn ihr etwas Böses widerfährt. An welcher Krankheit leidet sie?“
    „Ihre Krankheit liegt im Herzen. Sie haßt ihn; sie verzehrt sich in Sehnsucht, von ihm fortzukommen, und wird sterben, wenn es nicht bald geschieht.“
    „Nicht er, aber sie hat dir das gesagt?“
    „Nein, ich habe es beobachtet.“
    „Du hast sie gesehen?“
    „Ja.“
    „Belauscht?“
    „Nein. Er führte mich in seine Frauenwohnung, damit ich mit der Kranken sprechen könne.“
    „Er selbst? Unmöglich!“
    „Er liebt sie –“
    „Allah strafe ihn!“
    „Und fürchtete, daß sie sterben werde, wenn er mich wieder fortschickte.“
    „So sprachst du auch mit ihr?“
    „Ja, aber nur die Worte, welche er mir erlaubte. Aber sie fand Zeit, mir leise zuzuflüstern: ‚Rette Senitza.‘ Sie trägt also diesen Namen, obgleich er sie Güzela nennt.“
    „Was hast du ihr geantwortet?“
    „Daß ich sie retten werde.“
    „Effendi, ich liebe dich; dir gehört mein Leben! Er hat sie geraubt und entführt. Er hat sie durch Betrug an sich gerissen. Komm, Effendi, wir wollen gehen. Ich muß wenigstens das Haus sehen, in welchem sie gefangen gehalten wird!“
    „Du wirst hier bleiben! Ich gehe morgen wieder hin zu ihr und – – –“
    „Ich gehe mit, Sihdi!“
    „Du bleibst hier! Kennt sie den Ring, welchen du am Finger trägst?“
    „Sie kennt ihn sehr gut.“
    „Willst du mir ihn anvertrauen?“
    „Gern. Aber wozu?“
    „Ich spreche morgen wieder mit ihr und werde es so einzurichten wissen, daß sie den Ring zu sehen bekommt.“
    „Sihdi, das ist vortrefflich! Sie wird sogleich ahnen, daß ich in der Nähe bin. Aber dann?“
    „Erzähle du zunächst das, was ich wissen muß.“
    „Du sollst alles erfahren, Herr. Unser Geschäft ist eines der größten in Istambul; ich bin der einzige Sohn meines Vaters, und während er den Bazar verwaltet und die Diener beaufsichtigt, habe ich die notwendigen Reisen zu unternehmen. Ich war sehr oft auch in Scutari und sah Senitza, als sie mit einer Freundin auf dem See spazieren fuhr. Ich sah sie später wieder. Ihr Vater wohnt nicht in Scutari, sondern auf den schwarzen Bergen; sie kam aber zuweilen herunter, um die Freundin zu besuchen. Als ich vor zwei Monaten wieder an jenen See reiste, war die Freundin mit ihrem Mann verschwunden und Senitza dazu!“
    „Wohin?“
    „Niemand wußte es.“
    „Auch ihre Eltern nicht?“
    „Nein. Ihr Vater, der tapfere Osco, hat die Czernagora verlassen, um nach seinem Kind zu suchen, so weit die Erde reicht; ich aber mußte nach Ägypten, um Einkäufe zu machen. Auf dem Nil begegnete ich einem Dampfboot, welches aufwärts fuhr. Als der Sandal (kleines Segelschiff), auf welchem ich war, an ihm vorüberlenkte, hörte ich drüben meinen Namen nennen. Ich blickte hinüber und erkannte Senitza, welche den Schleier vom Gesicht genommen hatte. Neben ihr stand ein schöner, finsterer Mann, der ihr den Jaschmak sofort wieder überwarf – weiter sah ich nichts. Seit dieser Stunde habe ich ihre Spur verfolgt.“
    „Du weißt also nicht genau, ob sie ihre Heimat freiwillig oder gezwungen verlassen hat?“
    „Freiwillig nicht.“
    „Kanntest du den Mann, der neben ihr stand?“
    „Nein.“
    „Das ist wunderbar! Oder hast du dich in der Person geirrt? Vielleicht ist es eine andere gewesen, die ihr ähnlich sieht.“
    „Hätte sie dann gerufen und die Hände nach mir ausgestreckt, Effendi?“
    „Das ist wahr.“
    „Sihdi, du hast ihr versprochen, sie zu retten?“
    „Ja.“
    „Wirst du dein Wort halten?“
    „Ich halte es, wenn sie es wirklich ist.“
    „Du willst mich nicht mitnehmen. Wie kannst

Weitere Kostenlose Bücher