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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Mann. „Auch mir geht es gut, und ich bin zufrieden mit dem Geschäft, welches ich treibe. Es wird auch dir nützlich sein.“
    „Welches Geschäft hast du?“
    „Ich habe drei Tiere stehen. Meine Söhne sind Hamahri (Eseltreiber), und ich helfe ihnen.“
    „Hast du sie zu Hause?“
    „Ja, Sihdi. Soll ich dir zwei Esel holen?“
    „Was soll ich dir bezahlen?“
    „Wohin willst du reiten?“
    „Ich bin hier fremd und will mir eine Wohnung suchen.“
    Er musterte mich mit einem eigentümlichen Blick. Ein Fremder, und zu Fuß, das mußte ihm auffällig sein.
    „Sihdi“, fragte er, „willst du dahin, wohin ich deine Brüder geleitet habe?“
    „Welche Brüder?“
    „Es kamen gestern um die Zeit des Mogreb dreizehn Männer zu Fuß, so wie du; die habe ich in den großen Khan geführt.“
    Das war jedenfalls Abu-Seïf mit den Seinen gewesen.
    „Das waren keine Brüder von mir. Ich will meine Wohnung in keinem Khan und in keinem Fundunk (Gasthaus), sondern in einem Privathaus nehmen.“
    „Ama di bacht – welch ein Glück! Ich weiß ein Haus, wo du eine Wohnung finden kannst, die beinahe für einen Prinzen zu schön ist.“
    „Was forderst du, wenn wir auf deinen Eseln hinreiten?“
    „Zwei Piaster.“
    Das waren ungefähr zwanzig Pfennige pro Mann.
    „Hole die Tiere.“
    Er stieg nun mit gravitätischem Schritt von dannen und brachte hinter einer Umfriedung zwei Esel hervor, die so klein waren, daß sie mir beinahe zwischen den Beinen durchlaufen konnten.
    „Werden sie uns tragen können?“
    „Sihdi, einer von ihnen würde uns alle drei tragen können!“
    Das war übertrieben, jedoch mein Tier tat nicht im mindesten, als ob ich ihm zu schwer sei; vielmehr schlug es sofort, nachdem ich es bestiegen hatte, einen sehr muntern Trab an, welcher allerdings gleich im Innern der Stadtmauer unterbrochen wurde.
    „Tut“, rief nämlich eine schnarrende Stimme von der Seite her; „tut, wermya-iz aktsche – halt, gebt Geld!“
    In einem halb verfallenen Gemäuer zu meiner Rechten befand sich ein viereckiges Loch; in diesem Loch befand sich ein Kopf; auf dem Gesicht dieses Kopfes befand sich eine fürchterliche Brille, und in dieser Brille befand sich nur ein Glas. Unter diesem Glas erblickte ich eine riesige Nase und seitwärts nach unten, von der Nase aus gerechnet, eine große Öffnung, aus welcher die Worte wahrscheinlich gekommen waren.
    „Wer ist das?“ fragte ich unsern Führer.
    „Der Radschal el Bab (Mann des Tores, Torwärter). Er nimmt die Steuer für den Großherrn ein.“
    Ich drängte mein Eselein bis vor das Loch und nahm, um mir einen Spaß zu machen, den Paß heraus.
    „Was willst du?“
    „Geld!“
    „Hier!“
    Ich hielt ihm das großherrliche Möhür (Siegel) vor das Auge, welches nicht durch ein Glas geschützt war.
    „Lutf, dschenabin – Verzeihung, Euer Gnaden!“
    Die Öffnung unter der Nase klappte zu, das Gesicht verschwand und gleich darauf sah ich eine hagere Gestalt seitwärts über einige Mauerreste springen. Sie trug eine alte, abgeschabte Jantischarenuniform, weite, blaue Beinkleider, rote Strümpfe, eine grüne Jacke und auf dem Kopf eine weiße Mütze mit einem herabhängenden Sack. Es war der wackere Radschal el Bab.
    „Warum reißt er aus?“ fragte ich den Führer.
    „Du hast eine Bu-Djeruldu und brauchst nichts zu geben. Er hat dich also beleidigt und fürchtet deine Rache.“
    Wir ritten weiter und gelangten nach fünf Minuten vor das Tor eines Hauses, welches, eine Seltenheit in mohammedanischen Ländern, vier große, vergitterte Fenster nach der Straße zu hatte.
    „Hier ist es!“
    „Wem gehört das Haus?“
    „Dem Dschewahirdschi (Juwelier) Tamaru. Er hat mir Auftrag gegeben.“
    „Wird er zu Hause sein?“
    „Ja.“
    „So kannst du zurückkehren. Hier hast du noch ein Bakschisch!“
    Unter vielen Dankesworten setzte sich der Mann auf einen seiner Esel und ritt von dannen. Ich trat mit Halef in das Haus und wurde von einem Schwarzen nach dem Garten gebracht, in welchem sich sein Herr befand. Diesem trug ich mein Anliegen vor, und sofort führte er mich in das Haus zurück und zeigte mir eine Reihe von Gemächern, welche leer standen. Ich mietete zwei auf eine Woche und hatte dafür zwei Talaris, was als eine sehr anständige Bezahlung angesehen werden mußte, zu entrichten. Dafür wurde ich aber auch nicht ausgefragt. Ich nannte nur den Namen, welchen mir Halef gegeben hatte.
    Im Laufe des Nachmittags ging ich, um mir die Stadt

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