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12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

Titel: 12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Scheißkerl zu und legte ihm Handschellen an. Er trug eine Waffe bei sich, aber die brauchte er gar nicht. Er legte ihm nur die Handschellen an und führte ihn ab. Echt cool. Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass irgendwas schiefgelaufen war. Eigentlich müsste ich Ranger sein. Ich sehe ja sogar so aus wie er. Deswegen habe ich den Wachschutzmann an der Tür gefragt, wer er ist, und ich habe noch mehr über ihn in Erfahrung gebracht. Dass er Kopfgeldjäger ist und so. Von da an habe ich mir überlegt, wie ich mir das holen kann, was mir zusteht. Meine Identität. Mein richtiges Leben. Davor wollte ich Polizist werden. Ich war fast so weit. Ich arbeitete halbtags beim Wachschutz in einer Shopping Mall und wartete darauf, dass ich als Polizist eingestellt wurde. Deswegen kann ich von Glück sagen, dass das in dem Plattenladen passiert ist, sonst wäre ich heute bei der Polizei, und das wäre nicht das Richtige für mich.«
    »Könnte nicht auch Edward Scrog ein Kopfgeldjäger sein?«
    »Ja, vielleicht. Aber es passt nicht recht. Irgendwie ist da was vertauscht worden. Ich wusste ganz einfach, dass ich in Rangers Haut schlüpfen müsste. Ich wusste immer, dass ich ihn letztlich töten musste. Und ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit wäre. Ich müsste mich nur dazu aufraffen.« Er kniff die Augen zusammen. »Diese Kopfschmerzen machen mich wahnsinnig. Ich kann nicht mehr klar denken.«
    »Legen Sie sich hin! Schlafen Sie sich aus!«
    »Ich kann nicht. Ich muss mich bereithalten. Er wird herkommen. Ich spüre es. Er wohnt hier bei Ihnen. Seine ganzen Sachen sind hier. Ich muss ihn nur noch töten, dann kann ich schlafen.« Scrog hielt den Kopf gesenkt, zwischen den Knien. »Sobald ich ihn getötet habe, wird es mir besser gehen.«
    Ich sah zu Julie, und mir fiel auf, dass sie wieder etwas Farbe bekommen hatte. Ihr Gesicht wirkte immer noch eingefallen, und sie hing schlaff in dem Sessel, aber sie beobachtete Scrog mit zusammengekniffenen Augen. Das Mittel, das Scrog ihr verabreicht hatte, ließ wohl nach.
    Ich schätzte die Zeit auf halb zehn. Scrog hatte recht, Ranger hatte immer noch seinen Computer hier, aber das wäre kein Grund für ihn gewesen, herzukommen. Ich hatte ihn ja aus meiner Wohnung geworfen. Keine Ahnung, was im weiteren Verlauf des Abends noch passieren würde, wenn Ranger nicht auftauchte. Ich hatte Schiss, dass Scrog unberechenbar werden würde, verzweifelter.
    »Ranger wohnt nicht mehr hier«, sagte ich. »Er hat nur vorübergehend hier campiert, weil die Polizei nach ihm fahndete und er nicht in seine eigene Wohnung konnte. Jetzt, wo die Polizei nicht mehr nach ihm sucht, geht er wieder zu Range-Man.«
    »Ich glaube Ihnen nicht. Seine Kleider sind hier. Sein Computer ist hier. Er hat hier gewohnt, deswegen konnte ich ja nicht an Sie ran.« Wieder massierte er mit den Fingerspitzen seine Schläfen, und er wiegte sich vor Schmerz. »Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Und er ist nicht Ranger. Nennen Sie ihn nicht immer Ranger! Ich bin Ranger.«
    Ich sah wieder zu Julie, sie suchte meinen Blick. Ihre Augenlider waren immer noch fast geschlossen, aber ihr Blick war klar und konzentriert. Julie täuschte die Wirkung der Drogen nur vor.
    »Meine Hände tun mir weh«, sagte ich zu Scrog. »Sie haben mich irre fest an den Stuhl gebunden. Wozu da noch die Handschellen? Wenn Sie mir wenigstens die Handschellen abnehmen würden. Ich tue Ihnen auch nichts, ich schwöre es.«
    »Sie haben mir die Nase gebrochen! Sie sind wahnsinnig. Die Handschellen nehme ich Ihnen erst ab, wenn Sie mausetot sind.«
    »Das war ein Versehen«, sagte ich. »Ich war...«
    »Schnauze!«, sagte er und richtete die Pistole auf mich. »Wenn Sie nicht ruhig sind, erschieße ich Sie jetzt auf der Stelle. Ich lasse Sie nur noch am Leben, damit Sie sehen können, wie er stirbt. Aber ich kann Sie auch gleich töten, wenn das die einzige Möglichkeit ist, sie zum Schweigen zu bringen.«
    Wir saßen schweigend da, und es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Julie dämmerte in ihrem vorgetäuschten Drogenrausch auf dem Sessel vor sich hin. Ich wand mich auf meinem Stuhl hin und her und versuchte, das Band etwas zu dehnen. Scrog blieb wachsam auf seinem Platz sitzen, atmete schwer, hielt seine Waffe zärtlich im Schoß, gab sie nie aus der Hand.
    Das einzige Geräusch in der Wohnung war das gelegentliche Quietschen von Rex‘ Laufrad. Und dann plötzlich vernahmen wir alle, wie im Schloss der Wohnungstür der Schlüssel

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