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12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)

Titel: 12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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herumgedreht wurde.
    Scrog sprang sofort vom Stuhl auf, schlich Richtung Flur, drückte sich an die Wohnzimmerwand und entsicherte seine Waffe. »Ein Ton«, flüsterte er mir zu, »und ich erschieße das Mädchen.«
    Sein Gesicht war rot vor Erregung, seine Augen glänzten fiebrig, sein Blick war irre, und ich glaubte ihm aufs Wort.
    Ich sah, wie Julie eine Hand zur Faust ballte und dann wieder locker ließ. Sie musste sich überwinden, zusammengesunken im Sessel liegen zu bleiben.
    Mir schlug das Herz bis zum Hals. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es Morelli, der zur Tür hereinkam, und nicht Ranger. Dennoch: Einer von beiden würde erschossen werden, und ich war machtlos. Ich konnte es nicht verhindern.

24
    Die Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Ein Moment Stille, dann das leise Geräusch gemessener Schritte. Mein Herz schlug wie rasend, ich wusste nicht, was ich mir wünschen sollte... Wer immer ins Wohnzimmer trat, Scrog würde auf ihn schießen. Er hatte die Waffe erhoben, entsichert, und hielt sie mit beiden Händen, um besser zielen zu können. Einer der beiden Männer, die in meinem Leben eine Rolle spielten, würde gleich ausgelöscht. Ich opferte ihn für ein kleines Mädchen. Ein Schluchzer entrang sich den Tiefen meiner Kehle, unterbrach die Stille. Scrog hörte den Schluchzer nicht, Scrog konzentrierte sich auf andere Geräusche, das Rascheln von Kleidern und das Scharren von Schuhen über den Teppich.
    Dann tauchte Ranger im Türrahmen auf. Er hatte wieder seine SWAT-Uniform angelegt, schwarze Cargo-Hose, schwarzes langärmliges Kragenhemd, bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Unsere Blicke trafen sich, und in seinen Augen lag weder Erstaunen noch Erschrecken. Er hielt die Hände hoch. Er wusste, dass Scrog hier war. Er wandte den Kopf und sah Scrog unmittelbar an. Und Scrog schoss.
    Ich weiß nicht, wie viele Schüsse er auf Ranger abfeuerte. Es verschwamm alles zu einem Nebel aus Krach und Bewegung. Die Wucht der Kugeln warf Ranger nach hinten. Er brach zusammen, fiel zu Boden, und Scrog stellte sich über ihn. Scrog sah ihn kurz an, richtete die Waffe auf Rangers Kopf und sagte: »Deine Hinrichtung!«
    »Nein!«, kreischte Julie und hechtete aus dem Sessel.
    Sie warf sich auf Scrog, krallte sich an ihm fest, der Blick wie wild. Die beiden gingen auf den Teppich nieder, Julie trat um sich, kratzte und schrie. Scrog glitt die Waffe aus der Hand. Beide stürzten sich auf sie. Ein Schuss. Scrog entfernte sich kriechend von Julie. Julie hatte die Waffe in der Hand. Sie zielte und schoss. Auf Scrogs Hemd blühte ein Blutfleck. Julie war drauf und dran, noch einmal zu schießen, da füllte sich der Raum mit Menschen. Polizisten aus Trenton, Bundespolizei, Notärzte, Morelli.
    Morelli half mir auf und stützte mich. Ich weiß nicht mehr, wer mir die Handschellen aufschloss und das Klebeband löste. Ich klammerte mich an Morelli, ich konnte kaum atmen. Ich bekam eine Sauerstoffmaske, aber noch immer kriegte ich keine Luft. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sie sich über Ranger hermachten, sie schlossen ihn an einen Tropf an, Geräte wurden herangekarrt, Befehle gegeben. Und ich, ich bekam immer noch keine Luft. Ich heulte und würgte, aber es war einfach nicht genug Luft im Raum.
    Morelli hob mich hoch und trug mich nach draußen in den Hausflur, raus aus der Wohnung, weg von dem ganzen Wahnsinn. Er redete mit mir, aber ich hörte nicht, was er sagte. Er drückte mich an die Wand, und dann wurde Ranger herausgebracht. Die Aufzugtüren standen offen, und Rangers Trage rollte an mir vorbei. Rangers Augen waren geschlossen, eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase gestülpt, das Hemd aufgeschlitzt, überall Blut.
    Julie lief neben der Trage her, eine Hand um den Gurt geklammert, mit dem Ranger festgezurrt war. Jemand versuchte, sie zurückzuhalten, sie schlug dem Mann auf die Finger.
    »Das ist mein Vater«, sagte sie. »Ich fahre mit ihm.«
    Morelli wandte sich mit einem etwas trübsinnigen Lächeln mir zu. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    Ich nickte.
    »Willst du den beiden ins Krankenhaus nachfahren?«, fragte Morelli.
    Ich nickte noch mal.
    Morelli führte mich die Treppe hinunter, durch die Eingangshalle. Als wir unten zur Haustür gelangten, fuhr der Notarztwagen bereits vom Parkplatz. Ein schwarzer SUV von RangeMan folgte ihm.
    Morelli schnallte mich an und lief auf die Fahrerseite. »Er könnte durchkommen«, sagte er. »Nach den Röntgenaufnahmen weiß man mehr. Er trug eine

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