12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
Superkopfgeldjäger zusammenarbeiten. Er lernt viel bei seinem Mentor, hält ihn aber für nicht besonders fähig. Dann ist noch von einer Beschattung die Rede, bei der er sein Opfer bis nach Florida verfolgt. An der Stelle bricht das Blog ab.«
»Wahrscheinlich warst du das Opfer, das er verfolgt hat.«
»Ja. Sein Notizbuch ist voll mit Fotos von diesem Abstecher. Seitdem weiß er auch über Julie Bescheid. Er ist mir gefolgt, hat gut beobachtet und sich den Rest zusammengereimt.«
»Ist dir nie der Verdacht gekommen, dass dir jemand nachstellt?«
»Nein. Eigentlich gehe ich immer mit offenen Augen durch die Welt, aber der Typ ist mir nicht aufgefallen. Dabei muss es eine komplizierte Überwachung für ihn gewesen sein. Er muss mir gefolgt sein, als ich das Büro verließ. Dann weiter bis zum Terminal am Flughafen, wo er mein Flugziel erfahren hat. Und er muss sich noch rechtzeitig ein Ticket gekauft haben, um dieselbe Maschine zu erwischen.«
»Glaubst du, dass er einen Komplizen hatte?«
»Davon schreibt er nichts.«
»Was ist mit Carmen?«
»Als er Carmen kennenlernte, hatte er seine Ranger-Identität schon angenommen. Ihren Namen gebraucht er nur ein einziges Mal, danach wird sie zu Stephanie. Das ist der Hauptgrund, warum ich bei dir bleibe. Ich bin sicher, dass der Kerl auch hinter dir her ist, und wenn er kommt, will ich hier sein.«
»Du benutzt mich also als Lockvogel? Um an Julie ranzukommen.«
»Wenn du nichts dagegen hast.«
»Wie sollte ich?«
Ranger klaubte eine Spaghettinudel aus meinem Haar. »Gleichzeitig möchte ich mich natürlich dem Glauben hingeben, ich würde dich beschützen.«
»Ich darf also nicht die aufopferungswillige Jungfrau spielen?«
»Dafür ist es zu spät, Babe.«
Mein Handy klingelte. Ich sah auf das Display. Morelli. »Wie geht‘s?«, fragte ich ihn.
»Heute wird Carmens Leiche freigegeben. An dem Auto haben wir nichts weiter entdecken können. Und ob wir bei Carmen noch fremde DNA-Spuren finden, ist fraglich. Ein Kampf hat nicht stattgefunden. Sie wurde aus allernächster Distanz durch das geöffnete Fenster in der Fahrertür erschossen. Wenn du die Zeitungen aufschlägst, kannst du sehen, wie viel Presse die Story kriegt. ›Tochter eines Kopfgeldjägers aus Trenton gekidnappt, Frau ermordet‹, in dem Stil.«
»Hast du schon eine Theorie? Verdächtige?«
»Ich verfolge einige Spuren. Und es gibt ziemlich Druck von oben, Ranger endlich festzunehmen.«
»Verstehe.«
»Wo bist du?«
»Ich bin zu Hause. Im Kautionsbüro gab es Arger, zum Schluss hatte ich mein Essen im Haar. Deswegen bin ich nach Hause gefahren, um mich umzuziehen.«
»Du versteckst nicht zufällig jemanden, der zur Fahndung ausgeschrieben ist, oder?«
»Wer? Ich?«
Morelli stieß einen angewiderten Seufzer aus und legte auf.
»Das ist ja noch mal gut gegangen«, sagte Ranger.
»Wenn ich mit dir zusammen erwischt werde, lande ich lebenslänglich im Knast.«
Rangers Mund verzog sich zu einem breiten Lachen. »Ich könnte dafür sorgen, dass es sich lohnt.«
»Darauf komme ich später zurück. Erst mal muss ich unter die Dusche und mir die Nudeln aus dem Haar waschen.«
Ich ging ins Schlafzimmer, machte die Tür zu und zog die Spaghettiklamotten aus. Ich hüpfte ins Badezimmer und stutzte, als ich das Waschbecken sah. Rangers Rasierzeug und Rasierseife, Rangers Zahnbürste. Rasch ging ich wieder ins Schlafzimmer und guckte im Kleiderschrank nach. Rangers Kleider hingen da. Ranger war bei mir eingezogen. Ich schloss mich ins Badezimmer ein und atmete tief durch.
11
Ranger lümmelte auf seinem Stuhl, die langen Beine unter dem Esszimmertisch ausgestreckt. Er starrte auf den Computerschirm vor ihm.
»Wie läuft die Suche?«, fragte ich ihn.
»In Zeitlupe. Es kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor, seit der Kerl Julie entführt hat.«
»Gibt es was Neues?«
»Ein paar Bilder und etwas Biografisches über Scrog. Seine Mutter ist Puertoricanerin. Haut und Haarfarbe sind also von Natur aus etwas dunkler. Sonst nichts, was uns weiterbringen würde. Für einen Profiler könnte er ganz interessant sein. Manche Verhaltensmuster sind geradezu klassisch, andere sind total neben der Spur.
Einzelkind. Erste Schulzeugnisse besagen, dass er intelligent ist, aber faul. Ein Träumer, schüchtern, nimmt am Unterricht nicht teil. In der Mittelstufe sackt er ab. Kriegt schlechte Noten. Wird zusammen mit zwölf anderen Jungen befragt, ob er von einem Priester sexuell belästigt wurde. Der
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