12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
sich eine Aufbahrung für sie gewünscht hätte.«
»Interessant«, sagte Scooter. »Dafür müsste ich aber sehr viele Plätzchen backen.«
Ich rief Ranger auf dem Spezialhandy an. »Ich bin in dem Beerdigungsinstitut in der Hamilton. Und stell dir vor... Carmen liegt hier.«
»Darf man mal fragen, was du in dem Beerdigungsinstitut zu suchen hast?«
»Nein. Das ist unwichtig. Wichtig ist, dass Carmen hier ist und erst Donnerstag nach Virginia überführt wird. Und da du doch ihr Mann bist, habe ich mir gedacht, dass du vielleicht eine Aufbahrung für sie veranlassen willst, damit Freunde und Verwandte Gelegenheit haben, sie ein letztes Mal zu sehen.«
»Grausig, aber clever«, sagte Ranger. »Gib mir mal den Verantwortlichen!«
Ich reichte das Handy an Scooter weiter.
»Spricht da Mr. Manoso?«, fragte Scooter. »Der Mann der Verstorbenen?«
13
»Noch mal langsam zum Mitschreiben«, sagte Lula. »Du bist also mit Bernie Brown zum Beerdigungsinstitut gefahren, damit er sich da den Kopf rasieren lässt.«
»Ja. Hat prima geklappt. Nach dem Frisörtermin habe ich ihn bei Gericht abgeliefert, und er ist gegen Kaution auch gleich wieder freigekommen.«
»Und im Beerdigungsinstitut bist du über Carmen Manoso gestolpert.«
»Ja, kann man so sagen. Sie wurde dem Beerdigungsinstitut übergeben. Aber sie können die Leiche erst Donnerstag nach Virginia überführen.«
»Und dann hat Ranger angerufen und eine Aufbahrung für sie bestellt.«
»Laut Akte ist er ihr Ehemann. Und als solcher kann er eine Aufbahrung veranlassen.«
»Du hast nicht zufällig ein bisschen nachgeholfen, oder?«
»Ranger hat hauptsächlich mit Scooter verhandelt, die finanzielle Seite und so.«
Es war Connie, die für Bernie die Kaution hinterlegt hatte. Sie war kurz vor mir im Büro eingetroffen und war gerade dabei, einen abgebrochenen Fingernagel zu reparieren. »Normalerweise habe ich mit Aufbahrungen nichts am Hut, aber die will ich mir nicht entgehen lassen«, sagte sie und trug eine neue Schicht feuerroten Lack auf den Nagel ihres Zeigefingers auf.
Meri Maisonet saß mit einem Stapel Akten auf dem Sofa, machte sich Notizen, sagte nichts, aber es entging ihr auch nichts. Ich war mir über sie nicht ganz im Klaren. Sie schien einigermaßen tüchtig zu sein, aber irgendwas war schräg an ihr. Normalerweise sind Leute, die gerade eine neue Stelle antreten, nervös. Entweder geben sie sich zu viel Mühe, oder sie ducken sich. Nichts dergleichen bei Meri Maisonet. Sie trug Sportschuhe, Jeans und, wie beim ersten Mal, ein Polo-Shirt mit drei Kragenknöpfen. Keine üppige, mit Haarfestiger gestylte Frisur. Nur Lipgloss. Sie sah nicht gerade wie ein Jersey Girl aus, aber sie wohnte ja auch noch nicht lange hier.
»Wie läuft es?«, erkundigte ich mich.
»Ich habe jetzt die Informationen über Charles Chin und Dooby Biagi, um die Sie mich gebeten hatten. Zu den Anrufen bin ich noch nicht gekommen. Die wollte ich jetzt gerade erledigen. Und Lonnie Johnson muss auch noch warten. Tut mir leid.«
»Ist schon okay. Lonnie Johnson hat sich wahrscheinlich nach Peru oder sonst wohin abgesetzt. An dem kann man sich die Zähne ausbeißen. Ich dachte nur, es könnte nicht schaden, wenn mal jemand Neues einen Blick auf seine Akte wirft. Verschwenden Sie nicht allzu viel Zeit und Energie darauf, Sie könnten höchstens ab und zu mal bei einer der Kontaktpersonen anrufen und horchen, ob es was Neues gibt.«
»Ich habe das mit Ranger und Carmen in der Zeitung gelesen«, sagte sie. »Und über das kleine Mädchen... Julie Martine. Schrecklich. Eine Tragödie.«
»Ja«, sagte Lula. »Ziemlich unheimlich.« Und dann, an mich gewandt: »Gibt es schon einen Termin für die Aufbahrung? Die will ich nicht verpassen.«
»Morgen um sechs Uhr.«
»Mist. Um sieben haben wir einen Auftritt. Ich will mein neues Federkleid tragen, und Sally und ich haben einen neuen Song einstudiert. Wenn ich rechtzeitig komme, kann ich es vielleicht gerade noch schaffen.«
»Sieben Uhr? Ist das nicht ein bisschen früh für einen Bandauftritt?«
»Es ist wieder in einem Altenheim. Um acht kriegen die Leutchen ihre Medikamente, um neun ist Bettruhe«, sagte Lula.
»Ist doch irgendwie krank, dass er zuerst seine Frau umbringt und jetzt eine Aufbahrung für sie organisiert«, sagte Meri. »Hält er sich hier in Trenton auf?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Er hat alles am Telefon abgesprochen.«
»Mir ist bisher noch nicht zu Ohren gekommen, dass jemand behauptet, er
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