12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
hätte sie wirklich umgebracht«, sagte Lula.
»In der Zeitung steht, er würde wegen Mordverdachts gesucht«, sagte Meri. »Kennen Sie ihn? Arbeitet er für dieses Büro?«
»Ja, wir alle kennen ihn«, sagte Lula. »Er ist ein feiner Kerl. Wenn er was Böses tut, dann hat er immer einen guten Grund dazu.«
»Schwer zu glauben, dass es einen guten Grund gibt, seine eigene Frau zu ermorden«, sagte Meri.
»Vielleicht war sie eine Spionin«, sagte Lula. »Eine Geheimagentin oder eine Terroristin.«
»Ein Alien vom Mars«, sagte Connie.
»Hmm«, sagte Lula. »Du machst dich über mich lustig, aber ich meine es ernst. Woher soll man wissen, ob sie nicht eine Doppelagentin oder so was war?«
»Sie war keine Doppelagentin«, sagte ich. »Sie war einfach nur etwas überspannt.«
»Sie hat auf Stephanie geschossen«, sagte Lula zu Meri. »Hat ihrem Mini eine Kugel verpasst.«
»Und warum?«, fragte Meri.
»Aus Frust, weil sie ihren Mann nicht gefunden hat«, sagte sie. »Es war gerade kein günstiger Moment, sie anzusprechen.«
»Was sollen wir jetzt machen?«, wollte Lula wissen. »Hast du dir für heute Nachmittag jemanden ins Visier genommen?«
»Ich muss ein paar Sachen besorgen, und heute Abend schmeiße ich mich noch mal an Caroline Scarzolli ran.«
»Das wundert mich aber«, sagte Lula. »Hast du noch Luft auf deiner Kreditkarte?«
»Nein, aber die Frau geht mir auf die Nerven. Ich will sie endlich drankriegen.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Ich warte draußen, und wenn sie den Laden zuschließt, überfalle ich sie aus dem Hinterhalt.«
»Ich rate dir, sei vorsichtig!«, sagte Lula. »Die Frau ist zweiundsiebzig. Du könntest ihr was brechen, das sich nicht mehr reparieren lässt. Für jemanden, der so steinalt ist wie sie, finden sich schwer Ersatzteile.«
Viel wahrscheinlicher war es, dass sie mich nach Strich und Faden vermöbeln würde.
»Kommst du mit, die Scarzolli einsacken?«
»Und ob«, sagte Lula. »Ich will mir doch nicht entgehen lassen, wie du einer zweiundsiebzigjährigen Pornoverkäuferin zwischen die Hörner haust.«
»Das Geschäft macht um acht Uhr zu. Wir treffen uns um halb acht an der Ecke Elm und Twelfth Street.«
Ich verließ das Kautionsbüro und blieb noch ein paar Minuten im Auto sitzen. Ich sah mich um und stellte den Rückspiegel neu ein. Niemand war zu sehen, aber das musste nichts bedeuten. Ich reihte mich in den Verkehr ein, Richtung Stadtmitte. Erst bog ich in die Ryder, dann in die Haywood Street.
Zwei Straßen weiter, und ich stand vor Rangers Bürogebäude. Ich nahm die Fernbedienung, öffnete das Garagentor und glitt ins Untergeschoss. Bei abgeschaltetem Motor blieb ich zehn Minuten da sitzen.
Ich hatte hier nichts zu tun, fuhr einfach nur durch die Gegend, um aufzufallen. Laut Plan sollte ich alle Orte abfahren, die Scrog wahrscheinlich unter Beobachtung hatte, und ihn dazu bewegen, mir zu folgen. Ich verließ die RangeMan-Garage wieder und fuhr zum Bahnhof. Als ich in die Montgomery bog, rief Tank an.
»Du hast zwei Ratten aufgegabelt«, sagte er. »Der eine ist ein Idiot, der andere ein Idiot von der Bundespolizei. Wir halten dir den Rücken frei. Also nicht nach hinten gucken.«
Ich wusste nicht genau, was das heißen sollte, aber ich hielt mich dran und guckte nicht nach hinten. Ich fuhr am Bahnhof vorbei, die Hamilton auf und ab, holte mir bei Cluckina-Bucket eine Limo, fuhr weiter zum Kautionsbüro, kurvte durch Burg und sah auf einen Sprung bei meinen Eltern vorbei.
»Hast du schon gehört?«, sagte Grandma Mazur. »Die arme Carmen Manoso wird aufgebahrt. Eine geöffnete Leiche sieht man nicht alle Tage.«
»Der Sarg wird ja wohl geschlossen sein«, sagte ich zu Grandma.
»Das wäre aber schade«, sagte Grandma. »Obwohl, manchmal springen diese Deckel auch von ganz alleine auf.«
Wir waren in der Küche, und ich sah, wie der Blick meiner Mutter zum Schrank neben der Spüle flog, in dem sie ihre alkoholische Notration aufbewahrte.
»Eigentlich müsste ich mir noch ein neues Kleid für morgen Abend kaufen«, sagte Grandma. »Da wird‘s drunter und drüber gehen. Ich habe gehört, die wollen Nummern ausgeben, wenn man bis an den Sarg treten will. Und Ranger soll angeblich auch kommen. Es wimmelt bestimmt nur so von heißen FBI-Typen.«
Ich erwischte mich dabei, wie ich, vereint mit meiner Mutter, den Schnapsschrank anschmachtete. Der Aufbahrungsrummel am nächsten Abend würde grässlich werden. Wenn es gerecht zuginge auf der Welt,
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