12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
halben Stunde fährst du ja wieder hinter mit her. Ich bin fest entschlossen, mir Caroline Scarzolli zu schnappen. Wenn sie heute Abend ihren Laden schließt, ist sie dran.«
»Willst du nicht vorher noch mal in ihrem Laden eine Runde shoppen? Ich finde die versauten Sachen, die du immer mitbringst, so schön.«
Ich verließ das Haus durch den Hintereingang, wusste aber, dass Ranger mich beobachtete. Er hatte einen zehnminütigen Vorsprung und wollte mir unbemerkt zur Elm Ecke Twelfth Street folgen, wo Lula auf mich wartete. Tank war auch da, und Gott weiß, wer sonst noch. Schon so schlimm genug, dass ich mich bei Caroline Scarzolli wie ein Blödmann angestellt hatte, jetzt sollte es auch noch vor den Augen von Ranger und seinen Leuten passieren.
Da ich keine warnenden Anrufe auf meinem Handy bekam, ging ich davon aus, dass es nur meine Schutzengel waren, die hinter mir her fuhren. Ich sah Lulas Firebird in der Elm Street parken, stellte mich hinter sie und stieg aus. Im Hosenbund meiner Jeans klemmten Handschellen, in den Gesäßtaschen steckten zwei Dosen Pfefferspray.
»Diesmal willst du es wirklich wissen, ja?«, sagte Lula.
»Ich will es einfach nur hinter mich bringen.«
»Du weißt hoffentlich, dass meine Kundenkarriere in dem Laden damit zu Ende ist. Und das gerade jetzt, wo er mir anfängt zu gefallen.«
»Bist du so weit?«
»Klar, ich bin bereit«, sagte Lula und zog eine Glock aus ihrer Handtasche.
»Caroline ist wegen Kaufhausdiebstahl dran. Ein Ersttäter«, sagte ich. »Die kannst du nicht einfach so über den Haufen schießen.«
»Jedes Mal, wenn wir sie sehen, bedroht sie uns mit einer Waffe.«
»Egal. Du kannst sie trotzdem nicht einfach abknallen. Das geht nicht.«
»Mann, oh Mann. Wer hat dir bloß eingeredet, du könntest mich herumkommandieren?«
»Keiner. Es ist einfach so.«
»Hmm«, sagte Lula. »Ich will ihr eigentlich nur Angst machen.«
»Dazu reichen du und ich und deine dicke Knarre nicht. Das haben wir doch erlebt. Diesmal müssen wir sie aus dem Hinterhalt überraschen.«
Zu Fuß gingen wir bis zu einer Stelle auf der anderen Straßenseite, von der aus wir den Laden beobachten konnten. Versteckt hinter einem Lieferwagen, konnten wir Scarzolli erkennen, die im Geschäft herumlief, weil es sonst nichts mehr zu tun gab. Fünf vor acht fing sie mit den Ritualen der Ladenschließung an. Lula und ich überquerten die Straße und suchten Deckung in einer kleinen Gasse, die den Laden von den Nachbargeschäften trennte.
Die Neonwerbung erlosch, und wir hörten, wie sich die Eingangstür öffnete und wieder schloss und ein Riegel vorgeschoben wurde. Ich spähte um die Ecke und sah, dass Scarzolli in die falsche Richtung davon ging, von uns weg. Ich schoss aus der Gasse hervor und schlich mich von hinten an sie heran. Irgendwie musste sie gespürt haben, dass jemand hinter ihr war. Sie drehte sich um, stieß irgendeine Verwünschung aus und ging im Eiltempo weiter. Ich hatte mich ihr so weit genähert, dass ich sie fast greifen konnte, als Tank plötzlich aus dem Schatten trat und sich ihr in den Weg stellte.
»Entschuldigen Sie bitte, Ma‘am«, sagte er.
Scarzolli wich zurück und trat Tank in die Eier. Kaum zu glauben, dass jemand in ihrem Alter die Beine noch so weit hochwerfen konnte, aber Scarzolli erzielte einen Volltreffer. Tank erbleichte und sank auf die Knie, Hände vorm Schritt. Hinter ihm war Ranger, der sich vor Lachen bog.
Ich machte mich an Scarzolli ran und riss sie mit Gewalt zu Boden. »Leg ihr doch mal jemand Handschellen an, verdammt noch mal!«, rief ich.
»Ich versuche es ja«, sagte Lula. »Du musst sie festhalten. Die ist ja wie eine Krake. Die schlägt mit Armen und Beinen um sich.«
Ich wog einige Kilo mehr als Scarzolli, und ich drückte die alte Frau mit meinem ganzen Gewicht zu Boden. Dann spreizten sich Rangers jeansbekleidete Beine über uns, und er legte die Handschellen erst um das eine Handgelenk von Scarzolli, dann um das andere. Noch immer breit grinsend, hob er mich von der alten Schnepfe herunter und stellte mich auf die Beine.
»Du erheiterst mich doch immer wieder«, sagte Ranger.
»Du wolltest doch nur sehen, wie Tank einen Tritt in die Eier kriegt.«
»Yeah«, raunte Ranger lachend. »Schon dafür hat es sich gelohnt.«
Tank war wieder aufgestanden und ging umher, um den Schmerz loszuwerden.
»Hoffentlich hat es keine bleibenden Schäden angerichtet«, sagte Lula zu ihm. »Ich fand dich immer irgendwie attraktiv.«
»Die
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