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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Dunkelheit, doch der flüsternde Schütze zerrte Danny mit schlafwandlerischer Sicherheit durch den Raum. Danny stolperte über irgendetwas, doch sein Gegner hielt ihn fest. Hat er eine Nachtsichtbrille?, fragte sich Danny. Er streifte mit der Schulter einen Türrahmen, während die Lichtkegel taktischer Lampen durch den Raum zuckten. Dann befand er sich plötzlich in kühlerer Luft.
    »Los, nach rechts. Beeilung!« Ein Knie wurde ihm in den Rücken gerammt.
    Vor sich sah Danny Licht. Er überlegte, ob er schreien sollte, doch sein Gegner las seine Gedanken. »Ein Mucks, und ich puste Ihnen das Hirn aus dem Schädel.«
    Es war Warren, wurde Danny bewusst. Natürlich. Wer sonst hätte es sein sollen? Doch wohin wollte er? Warum drückte er nicht einfach ab und fertig?
    »Los, zum Licht!«, drängte Warren und schob ihn durch den Flur weiter.
    »Wohin gehen wir?«
    »Sie haben ein Date mit dem Schicksal, Sie verlogenes Stück Scheiße.«
    Grant wusste, dass er mit dem Umlegen des Sicherungshebels zu lange gewartet hatte. Doch wie konnte Dad von ihm erwarten, dass er in der Pantry wartete, während all die spannenden Dingewoanders passierten? Grant hatte gewartet, so lange er es ausgehalten hatte; dann – kurz nachdem er losgeschlichen war auf der Suche nach seinem Vater – war die gesamte hintere Hälfte des Hauses in die Luft geflogen. Bis Grant zurück in der Pantry war, rannten in Schwarz gekleidete Männer durchs Haus. Grant hatte trotzdem getan, was sein Vater von ihm verlangt hatte. Als er den Hebel umlegte, sprühten blaue Funken unter seinen Händen.
    Jetzt rannte er durch die Dunkelheit in Richtung von Dads Arbeitszimmer. Im Wohnzimmer prallte er mit einem harten Gegenstand zusammen – einem Ding, das nicht dort hätte sein dürfen. Zwei starke Hände packten ihn an den Oberarmen, und er starrte in ein Gesicht wie aus einem Videospiel, eine Heuschrecke mit riesigen schwarzen Augen, angeleuchtet vom Strahl eines Scheinwerfers, der durch die Fenster des Wohnzimmers von draußen ins Haus fiel.
    »Schaffen Sie den Jungen von hier weg!«, befahl eine Stimme.
    Grant wurde von den Beinen gerissen, durch die Garage getragen und in der Auffahrt wieder zu Boden gelassen. Es regnete immer noch. Die panischen Rufe Erwachsener hallten durch die Nacht. Die maskierte Gestalt starrte für einen Moment zu ihm hinunter; dann machte sie kehrt und rannte zurück ins Haus. Grant musste wissen, was mit seinen Eltern war! Er rannte nach vorn zum Vorgarten, zu der Stelle, wo er zum letzten Mal den Chopper gehört hatte.
    Der Helikopter stand auf dem Rasen wie ein futuristisches Insekt, das durch irgendein Versehen in der Gegenwart gelandet war. Die Rotoren drehten sich noch. Grant huschte durch das Gestrüpp auf den Hubschrauber zu und achtete darauf, dass keiner der Deputys ihn sehen konnte.
    Als er näher kam, erstarrte er. Sein Vater und Mr. Danny überquerten soeben die freie Fläche zwischen Haustür und Helikopter.
    »Dad!«, schrie Grant. »Mr. Danny! Wartet auf mich! Wartet!«
    Als er die beiden Männer erreichte, wurde dem Jungen bewusst, dass sein Vater ihn gar nicht gehört hatte. Grant packteden Arm seines Dads und zuckte erschrocken zurück, als eine Fratze zu ihm herumfuhr und ihn anstarrte.
    »Grant?«, rief Warren, als hätte er nicht damit gerechnet, seinen Sohn jemals wieder zu sehen.
    »Verschwinde von hier, Grant«, sagte Mr. Danny. »Lauf weg, los!«
    »Nein! Ich bleib bei meinem Dad! Ich will mitkommen!«
    »Das geht nicht«, sagte Warren. »Du musst hierbleiben, mein Sohn.«
    »Ich komme mit!«, beharrte Grant. »Ich bleibe nicht allein hier!«
    Warren blickte mit einem Ausdruck zu ihm hinunter, wie Grant ihn nie zuvor bei seinem Vater gesehen hatte. Dann riss er die Kanzeltür des Hubschraubers auf. »Los, steig hinten ein«, sagte er. »Beeil dich! Schnall dich an!«
    Grant kletterte in den Helikopter. Die Maschine brummte und schüttelte sich wie etwas Lebendiges. Mr. Danny und Grants Vater stiegen vorne ein; dann stellte Mr. Danny irgendetwas an den Kontrollen ein, und das Heulen über ihnen wurde lauter. Grant spürte, wie die Rotorblätter an der Maschine zerrten, wie sie versuchten, den Helikopter in die Höhe zu ziehen. Sein Vater drehte sich zu ihm um, als wollte er etwas sagen, doch dann flog die Vordertür des Hauses auf, und zwei der schwarz gekleideten Männer stürmten heraus. Beide fuchtelten mit ihren Maschinenpistolen, doch Grant wusste, dass sie nicht unter die Rotorblätter kommen würden.

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